Mit diesem Massaker an Mursi-Anhängern und Muslimbrüdern will anscheinend das Mitglied der Marionetten-Regierung der Putsch-Generäle unter Sisi nicht mehr mitmachen. Lies sich der Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei anfangs noch einspannen, so verläßt er das Gefolge der Generäle nach Gewalteskalation. Spiegel-Online informiet über dessen Rücktrittsschreiben an den Oberboss der Militärsmarionetten. Adli Mansur läßt er wissen, daß er nicht länger "Verantwortung für Entscheidungen übernehmen" könne, "mit denen ich nicht einverstanden bin". Der Brief wurde auf dem staatlichen Nachrichtenportal "al-Ahram" veröffentlicht.
Nachdem Polizisten äußerst brutal und mit Waffengewalt Mursi-Anhänger aus ihren zwei Protestlagern in Kairo vertrieben hatte, stürmten deren Sympathisanten öffentliche Gebäude in vielen Dörfern und Städten in Ägypten. Daraufhin rief Mansur den Notstand aus. Laut RIA Novosti gilt die Ausgangsperre seit 16 Uhr.
Laut ägyptischen Medienberichten hat das Ministerkabinett am selben Tag in allen Provinzen des Landes das nächtliche Ausgehverbot eingeführt, das in der Zeit von 19:00 bis 06:00 Uhr gilt. Andere Quellen nennen folgende Provinzen: Kairo, Nord-Sinai, Süd- Sinai, Alexandria, Asyut, Sohag, Minya, Bahera, Giza, Suez und Ismailija. Die ägyptische Armee soll Kairo abgeriegelt haben. Der Zugverkehr ist in weiten Teilen des Landes zum erliegen gekommen. Auch Straßen-Verbindungen im Land werden kontrolliert, sind zum Teil gesperrt. Mehrere christliche Kirchen und Geschäfte von Christen brennen.
Mehrere Nachrichtenagenturen bestätigen derzeit den Tod zweier Journalisten. Derzeit wird über Straßenschlachten in mehreren ägyptischen Städte berichtet. Al-Dschasira berichtet davon, daß ein "behelfsmäßiges Krankenhaus" im Kairoer Stadtteil Nasr City von den Kräften des Militär-Regimes gestürmt worden sein soll.
Mohammed al-Beltagi, der Generalsekretär der Partei für Freiheit und Gerechtigkeit, dem politischen Arm der Muslimbrüder, wurde verhaftet. Viele weitere Funktionäre der Partei, die die ersten freien Wahlen in Ägypten deutlich gewonnen hatte, wurden verhaftet. "Seine 17 Jahre alte Tochter soll unter den Toten sein", berichtet Spiegel-Online.
Die Presse der Putsch-Generäle berichtet von toten Polizisten und nennt die Demonstranten Terroristen und bezichtigt diese des Einsatzes von Schußwaffen. Auch NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen zeichte sich über das "Blutvergießen" beunruhigt.
Die USA haben eine deutlich ablehnende Haltung gegenüber der Verhängung des Ausnahmezustandes in Ägypten eingenommen, wie westliche Nachrichtenagenturen am Mittwoch unter Berufung auf das Weiße Haus melden.
Washington habe auch das gewaltsame Vorgehen der Behörden gegen die Demonstranten kritisiert, was den Weg zur Stabilität im Land erschwere, hieß es.
Auch aus Europa hagelte es Proteste. Catherine Ashton wies als EU-Außenbeauftragte darauf hin, daß "Gewalt nicht zu einer Lösung führen wird und rufen die ägyptischen Behörden auf, mit der größtmöglichen Zurückhaltung vorzugehen". Doch die Verlautbarungen der Politiker, ernstgemeint oder ernstgemeint vorgetragen, sind und bleiben Papiertiger in den Ohren der Putsch-Generäle.