Putins Leningrader Kindheit – Eine Erklärung des grausamen, brutalen und menschenverachtenden Ukrainekrieges

Wladimir Putin. © Kreml Presse, kremlin.ru

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Daß Putin einen derartigen entsetzlichen, gnadenlosen, grausamen, brutalen und menschenverachtenden Krieg als alleiniger Aggressor in der Ukraine vom Zaun brach, über dessen traumatische Hintergründe und Zusammenhänge in der Kindheit von Putin habe ich mir als psychoanalytisch denkender ärztlicher Psychotherapeut schon öfter Gedanken gemacht, weil ich weiß, wie sehr die Kindheit, insbesondere die Mutter mit ihren Gedanken und Handlungen prägend und für das weitere Leben bestimmend sind, und ich weiß, dass aus diesen Handlungen umgekehrt Rückschlüsse auf die Dramen der Kindheit möglich sind – und zwar transgenerationell. Menschenverachtend deswegen, weil er keinerlei Rücksicht auf die ukrainische Zivilbevölkerung, als auch auf die eigenen Soldaten und in den Sanktionen auf die eigene Zivilbevölkerung nimmt. Ich sehe Putin auch als Mensch, allerdings mit satanischen Zügen, und nicht nur in ihm einen grausamen diktatorischen Autokraten.

Dann wurde ich in einem Artikel von Wolfgang Leuschner, dem früheren stellvertretenden Leiter des Sigmund Freud Instituts in Frankfurt, – ich kenne ihn von früher persönlich aus der Basisgruppe Medizin und aus einer Psychiatrie-Volleyballgruppe – in der Frankfurter Rundschau vom 1. Juni 2022 pfündig. Er hat unter dem Titel „Der lange Schatten von Leningrad“ und dem Untertitel „wieso Putin zum gnadenlosen Kriegsverbrecher wurde? Womöglich ist ein Trauma aus der Kindheit schuld – ein Erklärungsversuch aus psychoanalytischer Perspektive“ geschrieben.

Mir war nicht bekannt, dass die deutsche Wehrmacht 1942-44 Leningrad umzingelt und ausgehungert hatte, ohne es zu erobern, wobei über 1 Million Menschen umkamen und verhungerten. Putin ist zwar als Nachgeborener 1948 geboren, aber seine Mutter wurde von seinem Vater aus einem Leichenraum gerettet. Zwei Brüder von ihm waren schon vorher umgekommen. Die Folgen für sie und die der Nachfolgeneration Putin waren entsetzlich, was Leuschner den „Leningrader Trauma-Komplex“ bezeichnete. Es ist anzunehmen, dass der völlig von der Mutter abhängige Junge in das von Schrecken und Entsetzen gezeichnete Gesicht der Mutter sah. Als Folge ihres Leidens war sie innerlich, emotional, in Mimik und Gestik für ihn nicht wirklich da, schwer erreichbar und nicht schwingungsfähig. Ihre innere Abwesenheit und erlebte Todesnähe dürfte nicht nur laut Leuschner ihr eigenes, sondern auch Putins Wesen, sein Selbstbild, seinen Charakter und seine Mitleidlosigkeit dauerhaft geprägt haben. Sie war eine „psychologisch tote Mutter“ und ihr Sohn ein traumatisiertes Kind der zweiten Generation, insofern ist er ein Opfer dieses mitleidslosen Krieges der deutschen Wehrmacht in Rußland wie viele Russen. Ja, die Untaten früherer Generationen spiegeln sich in den Untaten späterer Generationen wieder.

Eine solche Situation durfte nie wieder geschehen, auch in unseren Augen. Wie das oft bei schwer Traumatisierten der Fall ist, breitet sich dieser Umstand überall auch in der Gegenwart und Zukunft völlig undifferenziert aus, weil er nie sich mit seiner traumatisierten Kindheit auseinandergesetzt hat, diese verleugnet und nie betrauert hat – die Traumatisierung war auch zu schwer – im Gegenteil sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat, die tödliche Belagerung Leningrads und Russlands überall in Demokratiebewegungen wie in Tschetschenien, Georgien, Syrien und der Ukraine zu entdecken und dann mit derselben Tödlichkeit zu bekämpfen. Demokratie ist in seinen Augen ein Graus, die Autokratie setzt er dem entgegen. Während er in den meisten Demokratien als tödlicher Schlächter gesehen wird, ist er in seinen Augen ein Erretter und Bewahrer. Dafür spricht die Tatsache, dass er immer wieder behauptet, die Ukraine von den Nazis zu befreien. Deswegen spricht er auch nicht von Krieg, obwohl er einen führt, im Moment sieht es sogar nach einem langen Abnutzungskrieg aus. Ob er damit die gesamte ukrainische Bevölkerung meint oder nur die herrschende Schicht, bleibt offen. Da es den meisten Russen ähnlich wie ihm erging, hat er die Bevölkerung Russlands, deren Soldaten ähnlich grausam vorgehen, hinter sich. Er hatte ihre alten kollektiven Angst- und Rettungsphantasien und ihre Unterwerfungswünsche gegenüber einem starken Mann und Diktator aufgegriffen, die immer in Rußland vorhanden sind.

Dazu bot ihm seine Karriere beim KGB eine hervorragende Bühne, um sein Weltbild umzusetzen. Zwischenzeitlich war er allerdings nach Deutschland und Dresden sozusagen strafversetzt worden, da es beim KGB üblich war, dass seine Mitglieder die Folgen ihrer Handlungen und Entscheidungen durchaus mitberücksichtigen und abschätzen, wahrscheinlich nicht emotional und empathisch, sonders im technischen Sinne, wozu Putin nicht in der Lage war. Für Gefahren hat er kein Gefühl, das berge Risiken für ihn selbst, aber auch für den KGB. Ich habe die Folgen für Gesamtrußland angedeutet.

Um seine Diktatur aufrecht zu erhalten, um sie zu verteidigen, muß Putin die Demokratie- und Freiheitsbewegungen im eigenen Land, Weißrussland und aktuell in der Ukraine mit Krieg mit allen Mitteln unterdrücken. In einem größerem Zusammenhang wird die Auseinandersetzung zwischen Autokratien und Demokratien auf dem Rücken der Ukraine ausgetragen, China steht im Hintergrund, das genau den Krieg beobachtet. Die Tatsache genau wissend fordert Selenskyi selbstbewußt und eindringlich schwere Waffen von der freien Welt, auch mit dem Rücken zur Wand gegenüber der mehrfachen Überlegenheit Rußlands, Da Putin nicht die Folgen seiner (Un)taten abzuschätzen weiß, wenn eine Niederlage trotz seiner Überlegenheit droht, was einer narzistischen Katastrohe gleichzusetzen ist, ist bei einer weiteren Eskalation des Krieges mit einem Atomkrieg zu rechnen.

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