Berlin, Deutschland; Jerusalem, Israel (Weltexpress). In vielen Städten und Staaten wurde an diesem Wochenende weltweit gegen restriktive Maßnahmen von Regierungen protestiert. Im Nahen und Mittleren Osten ist dies vor allem in Israel möglich.
Laut „Kleine Zeitung“ (1.8.2020) hätten „“Tausende Israelis … an mehreren Orten des Landes gegen Korruption und das Krisenmanagement von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu in der Corona-Pandemie protestiert“. Unter dem Titel „Tausende Israelis protestieren gegen Netanyahus Corona-Kurs“ wird zudem mitgeteilt, dass „an einer Demonstration nahe der offiziellen Residenz des 70-Jährigen in Jerusalem mehr als 7.000 Menschen teilgenommen und den Rücktritt des Regierungschefs gefordert“ hätten. „Zu einer Kundgebung an der Privatresidenz Netanyahus in der Küstenstadt Caesarea erschienen nach Angaben der Polizei rund 1.000 Menschen.“
Unter der Überschrift „Proteste in Israel halten an: Wut als gemeinsamer Nenner“ wird in der „Tageszeitung“ (2.8.2020) mitgeteilt: „
„Gerechtigkeit für Ijad“: Diese Forderung ist für Tausende Demonstrant*innen, die bis tief in die Nacht auf Sonntag in Jerusalem protestierten, zu einer zentralen Parole geworden. Auf Dutzenden Bannern war das Gesicht des 32-jährigen Palästinensers Ijad al-Hallaq am Samstag zu sehen. Ende Mai hatten israelische Polizisten den unbewaffneten autistischen Mann in Jerusalem erschossen, als dieser sich aus Angst hinter einer Mülltonne versteckte.
Unter propalästinensischen Aktivist*innen hatte die Tat Proteste gegen Polizeigewalt als zentrales Instrument der israelischen Besatzungspolitik ausgelöst; viele Israelis aber hatten bis vor Kurzem noch nie von Hallaq gehört. Doch seit Ausbruch von landesweiten Protesten gegen Korruption unter der Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu, die schwache Wirtschaftslage und den Umgang mit der Coronakrise kennt fast jeder den Namen Ijad al-Hallaq.“
In „Zeit“ (2.8.2020) wird unter der Überschrift „Proteste in Israel:Benjamin Netanjahu verurteilt regierungskritische Demonstrationen“ darüber informiert, dass laut Ministerpräsident Netanjahu (Likud) „die Demonstranten … weder Masken tragen noch den Sicherheitsabstand einhalten“ würden. Weiter heißt es: „Die meisten Medien seien einseitig. ‚Sie berichten nicht über die Proteste, sie nehmen an ihnen teil‘ und machten sogar für sie Werbung, sagte der Regierungschef. Dagegen würden die Medien tägliche Morddrohungen gegen ihn und seine Familie verschweigen.“
Ijad al-Hallaq erhielt keine Morddrohungen. Er wurde einfach so erschossen – ohne Vorwarnung – von Polizisten in Jerusalem.