Polnische Reparatiosforderungen

Links und rechts der Landstraße von Wilkassen über Rhein nach Nikolaiken nur masurische Landschaft pur mit blühenden Rapsfeldern und grünen Alleetunneln. © Foto/BU: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Masuren, 26.5.2022

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Eines vorweg: Die deutsche Besetzung Polens nach dessen militärischer Niederlage – eigentlich wollte die polnische Armee ja sehr schnell bis auf Berlin vorstoßen und die in nationalistischen Kreisen seit langem propagierte Forderung nach Verschiebung der Grenze bis jenseits der Oder vollenden – hatte schreckliche Folgen. Das ist nicht zu bestreiten.

Zur historischen Wahrheit gehört aber auch die Tatsache, daß, abgesehen von einer zunehmenden Diskriminierung der deutschen Minderheit nach dem Ersten Weltkrieg, im letzten Jahr vor Kriegsausbruch, eine gewaltige Hetze gegen diese begann, wie der polnische Historiker Wlodzimierz Jastrzebski in seinem Buch „Die deutsche Minderheit in Polen im September 1939“ schreibt (S. 174/175). Dabei kamen etwa 1 500 unschuldige Deutsche um; hunderte Gebäude aus ihrem Besitz gingen in Flammen auf (eben dort). Hinzu kommen die im Raum von Bromberg Ermordeten von circa 5 000.

Das alles entschuldigt deutsche Untaten nicht. Es stellt aber klar, daß Polen nicht nur Opfer, sondern auch Täter waren.

Und dann 1945. Meine Mutter und ich gehörten zusammen mit den Einwohnern des kleinen Dorfes Eichelshagen im Kreis Pyritz zu den ersten Betroffenen der brutalen wilden Vertreibungen im Juni jenes Jahres. Am Ende annektierte Polen fast drei vollständige deutsche Ostprovinzen, Hinterpommern, das halbe Ostpreußen sowie ganz Schlesien. Die Bevölkerung wurde vertrieben.

Davon beim polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki kein Wort! Der polnische Literaturhistoriker Jan Jozef Lipski schrieb in „Worte an Günter Grass“: „Wir müssen uns alles sagen, unter der Bedingung daß jeder über seine eigene Schuld spricht. Wenn wir dies nicht tun, erlaubt uns die Last der Vergangenheit nicht, in eine gemeinsame Zukunft aufzubrechen“ (Wir müssen uns alles sagen, Warschau 1998).

Inzwischen schien es so, als wären Deutsche und Polen auf diesem Weg. Doch weit gefehlt, wie die jetzigen polnischen Forderungen zeigen. Die Bundesregierung tut recht daran, diese abzulehnen. Eine weitere Konsequenz wäre, die gegenseitige Beistandsverpflichtung innerhalb NATO im Falle eines russischen Angriffs auf Polen auszusetzen. Kein deutscher Soldat sollte für ein polnisches Stettin bzw. Danzig oder Breslau sterben.

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