Der Politologe äußerte die Zuversicht, dass sich die Nato über kurz oder lang in den Konflikt einmischen wird. „Die Allianz muss beweisen, dass sie noch handlungsfähig ist“, so Rahr. „Die Allianz braucht einen neuen äußeren Feind. Libyen wird bereits von Franzosen, Amerikanern und Engländern gebombt. Andere Länder würden nichts verlieren, wenn sie sich anschließen würden. Dafür können sie in der Perspektive darauf hoffen, sich an der Teilung des libyschen Kuchens zu beteiligen.“
Angesichts der besonderen Haltung Deutschlands zu Libyen stehe „Bundeskanzlerin Angela Merkel unter immensem Druck von deutschen Medien, intellektuellen Kreisen und Politikern“, stellte der Politologe fest. „Zum Krieg rufen verblüffenderweise die Grünen auf. Kritik ist auch aus den Reihen der Christdemokraten zu hören: Wie konnte Berlin die Position von ’undemokratischen’ Metropolen wie Moskau und Peking teilen, indem es sich bei der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat der Stimme enthielt?“
Ruhr zufolge befürworten 65 Prozent der Deutschen die militärische Operation in Libyen. 30 Prozent seien allerdings davon überzeugt, dass sich die Bundesrepublik nicht daran beteiligen sollte. Vor unseren Augen entstehe in Europa eine neue Ideologie – „nämlich die Demokratie in der ganzen Welt zu unterstützen, koste es was es wolle, notfalls auch mit Gewalt.“
Laut der Prognose des Politologen wird sich die Situation in Libyen nach dem Kosovo-Szenario entwickeln. Die Koalition werde die gesamte Militärinfrastruktur Libyens zerbomben, während Muammar al-Gaddafi das Schicksal von Milosevic erwarte: Er werde auf der Anklagebank eines internationalen Gerichtshofs landen. Derweil werden die USA einen „libyschen Karsai ausfindig machen“. In Frage komme beispielsweise der ehemalige libysche UN-Botschafter Abdurahman Shalgam, der auf die Seite der Aufständischen übergetreten sei.
RIA Novosti