Platz eins, aber keine Meistergarantie – Die Berliner Eisbären vor den Playoffs

Eisbären-Cheftrainer Don Jackson war natürlich "stolz" auf seine Jungens nach dieser turbulenten Saison mit ständigem Wechselbad zwischen unerwarteten Pleiten und meist schwer erkämpften Erfolgen. Ob TJ Mulock, Topscorer Darin Olver, der beim 4:3-Schlussakkord über Köln inklusive des Penaltyschießens drei Tore markierte, oder auch National-Verteidiger Jens Baxmann – allesamt sprachen von einem "kleinen Wunder". Weil trotz einer Ausfallserie ohnegleichen dennoch die monatelange Eishatz als Primus beendet wurde.

Auf die Frage, wie der Vergleich zur Situation im Vorjahr ausfalle, meinte Jackson: "Vor einem Jahr hatten wir noch Steve Walker und Stefan Ustorf im Kader. Die fehlen uns jetzt natürlich." Walker und Ustorf waren über Jahre die Leitwölfe des Teams. Sie sorgten für Ordnung und Diszplin im Rudel, spannten sich vor den Schlitten, wenn der Kurs nach Niederlagen mal verloren gegangen war. Da musste Jackson keine flammenden Appelle in Richtung Stolz und Ehrgeiz loslassen. Das machten Walker/Ustorf unaufgefordert. Walker hat aufgehört, Ustorf wird nach etlichen Gehirnerschütterungen in dieser Saison nicht aufs Eis zurückkehren und dürfte seine lange Karriere vermutlich beenden. Ein anderer Unterschied zur Vorsaison, so Jackson, sei die schon angeführte Ausfallquote. Bis zu acht, neun Akteure standen nicht zur Verfügung. Gut, dass man beim Kooperationspartner FASS Berlin (3. Liga) talentierte junge Leute ausleihen konnte. Ansonsten gab sich der frühere Defensivspezialist in der NHL (2x Sieger im Stanley Cup – also Champion in der stärksten Liga der Welt) gelassen. Ja, er freue sich auf die komprimierte und entscheidende Meisterschaftsphase und merke, wie die Spannung und Anspannung hochkomme.

Das Viertelfinale der Playoffs im K.o.-Modus beginnt für den Titelverteidiger in der O2 World am Dienstag, 20. März, 19:30 Uhr. Gegner ist Köln (9.), das sich im Pre-Playoff-Duell gegen Augsburg durchsetzte.

Bis zum Dienstag wird an der Fitness und der Feinabstimmung der Reihen gewerkelt. Eisbären-Urgestein Sven Felski, am Donnerstag mit dem Bundespräsidenten in spe, Joachim Gauck, in einer PK für "Gegen Vergessen – für Demokratie e.V.", meint: "Weil durch die Ausfälle die Reihen ständig verändert wurden, hat die Mannschaft ihr derzeitiges Potenzial nie konstant zeigen können." Den Riesenbock vor zwei Jahren, als paar Spieler zwischen Hauptrunde und Play-off-Beginn zum Golfen nach Mallorca jetteten, wird es heuer sicher nicht geben…

Der Vorschaufavorit Eisbären ist in einer erneuten Trainerumfrage der zehn besten Teams als erster Titelanwärter eingekommen. Aber nur hauchdünn vor dem Rest des Spitzenquartetts, das nach der Vorrunde klar vor dem Rest lag: Ingolstadt, Wolfsburg und Mannheim.

Eisbären-Verteidiger Jens Baxmann glaubt: "Die Liga war so ausgeglichen und eng beieinander wie nie zuvor. Bis hin zum achten oder neunten Rang haben alle Mannschaften eine kompakte Qualität."

Auf die Frage, wer von der Konkurrenz die Rolle des "dark horse", des gefährlichen Außenseiters, in den Playoffs einnehmen könne, meint Jackson: "Teams, die einen sehr guten Torwart und torgefährliche Stürmer aufbieten können." Wie Augsburg vor zwei Jahren, als Berlin in der ersten Playoff-Runde als Vorrundenerster überraschend scheiterte.

Schaut man sich die Statistiken an, dann entsprechen Düsseldorf, Köln, aber auch Hamburg, Straubing diesen Kriterien.

Eine andere Statistik ficht den fünfmaligen Titelgewinner Berlin zumindest offiziell nicht an: Bei den vorherigen sechs Vorrundensiegen haben sie dann in den Playoffs nur zweimal auch den Meisterpott holen können. Im Vorjahr gelang das aber nach Rang drei der Hauptrunde!

Baxmann sieht jedoch zwei Dinge, die für eine erfolgreiche Titelverteidigung sprechen: Dass Berlin als Vorrunden-Erster, was erstmals mit einem silbernen Logo auf den Dressen der neuen Saison gewürdigt wird, bis zum erstrebten Finale mindestens ein Heimrecht mehr hat. Und von der ersten K.o.-Runde an "best of seven" (4 Siege zum Weiterkommen) gespielt wird: "Das kommt uns entgegen, denn da setzt sich die Qualität eher durch als bei best of five".

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