Piratenpartei im Umfragetief und in der Provinz oder Johannes Ponader ist jetzt Basispirat und Katharina Nocum neue Geschäftsführerin

Eine junge die Versammlung leitendes Frau erteilt Johannes Ponader das Wort, der sich an „Piratinnen, Piraten und Eichhörnchen“ wendet, um Danke zu sagen für ein Jahr Leben und Arbeiten in der Partei, Debatten in Mumble und Mails. Er bittet zugleich um Entschuldigung da, „wo ich etwas falsch gemacht habe“. Die Piraten in den Jura-Hallen in Neumarkt applaudieren. Was die Eichhörnchen machen, wissen wir nicht. Was Ponader für falsch und richtig hält, das erklärt er nicht klipp und klar mit Ausnahme einiger Anmerkungen.

„Die Themenbeauftragten“ würden „bereits jetzt nicht nur von der Presse, sondern teils auch parteiintern als Sprecher wahrgenommen, die stellvertretend für die Aktiven in ihrem Bereich reden“, was schlecht sei. Namen nennt er nicht doch beschreibt eine Zustand, wonach die Themenbeauftragten Netzwerkknoten sein sollten, „keine Flaschenhälse“.

Ponader erinnerte daran, daß er vor einem Jahr mit dem Versprechen angetreten sei, dass sich der Bundesvorstand niemals von der Partei ablösen möge, dass er keine Entscheidungen treffe, „ohne vorher umfassend die Meinung von euch einzuholen und dass er seine Prozesse stets transparent hält“. „Das ist mir nicht in dem Maß gelungen, das ich mir gewünscht hätte“, hält er fest und ruft in den Saal: „Wir brauchen keine Sprecher, die dazu führen, dass andere Sprecher verstummen.“

Daß einige Ideale von einigen Piraten beim „Einzug in die Parlamente“ auf der Strecke bleiben, wird deutlich und so erklärt Ponader, daß die Partei „eine große, starke und selbstbewusste Bewegung“ ist. Daß der Wunsch der Vater dieses Gedankens ist zeigen seine Spitzen gegen Shitstorms, die auch ihn trafen. Er nennt jedoch einen anderen Namen, den einzigen in seiner Rede: Frank.

„Frank Schultz, Pirat 499“, der vor seinem Tod der Partei eine Großspende von mehreren Zehntausend Euro zukommen lies, „war einer von uns“, sagt er mit tränenerstickter Stimme“, und er wird immer einer von uns bleiben. Mit seinem großen Humor und seiner unnachahmlichen Verbindung aus Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit hat er uns vorgelebt, wie man die Welt verändert, in dem man bei sich selbst anfängt.“

So einen Nachfolger wünscht sich Ponader, einen, der „die ständige Erneuerung unserer Partei von innen weiter vorantreiben kann“. Vorangegangen war ein erbittertes Jahr voller Zoff und Zanck mit Bernd Schlömer, Sebastian Nerz und anderen auf der Brücke der Piratenpartei. Gegen diese wendet sich Ponader indem er erklärt, daß es im vergangenen Jahr den Versuch gegeben habe, „die Piratenpartei wie ein Unternehmen zu führen. Aber die Piratenpartei ist kein Unternehmen, sondern eine starke selbstbewusste Bewegung.“

Der Vorstand inszenierte eine Umfrage unter den Mitgliedern, dessen „Basiszeugnis“ für Ponader vernichtend war. Nun tritt er zurück mit den Worten „Ich bin Johannes Ponader und ich bin Basispirat“. Er nimmt seinen Laptop, einen Blumenstrauß entgegen und tritt unter bescheidenem Beifall sichtlich erleichtert von der Bühne.

Anschließend treten seine Möchtegern-Nachfolger die Bühne. Christa Ritter, Christian Jacken, der für den Übertritt zur "Alternative für Deutschland" wirbt, Christophe Chan Hin, Andreas Popp, der seine Kandidatur zurückzieht, und Katharina Nocun vors Pult.

„Wir sind ein Wiki“, sagt die 26-jährige Nocun aus Osnabrück, die ein neues Gesellschaftskonzept für alle Bereiche fordern. Um welches Konzept es sich handelt, das sagt sie nicht. Als sie verkündet, wen von ihren Parteifreunden sie im Bundestag hören möchte, nämlich Udo Vetter und Bruno Kramm, brandet Beifall auf. Richtig geraten, was sie inhaltlich will, das sagt die Studentin nicht. So wenig Inhalt, so wenig Sachverstand war selten.

So wenig Kritik daran auch und deswegen wird Katharina Nocun am Freitagabend mit 81,7 Prozent der Stimmen zu Ponaders Nachfolgerin gewählt. In ihrer Dankesrede verspricht sie, sich „den Arsch“ aufzureißen und die Bundestagswahl zu „wuppen“. Ihre Dankesrede dauert nur wenige Augenblicke, der Applaus hält sich nicht länger. Klar, daß der Platz für Inhalte nicht reicht. Bei den Piraten geht`s prima ohne. So aber bleibt sie in Parteienprovinz und Umfragetief.

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