Phrasendreschen in der weichgespülten Inszenierung eines Talks beim Ringelpietz von Staats- und Kapital-TV – Presseschau am Montag, den 02.09.2013

In der Tageszeitung (taz.de) schreibt David Denk unter dem Titel „An den Gummiwänden abgeprallt“ über „die Fragestunde mit Angela Merkel und Peer Steinbrück im Fernsehen“ sieht „das Virtuelle der Situation“ und „was mit all den Fragen und Antworten des Abends im Kopf der Zuschauer passierte: Sie vermischten sich zu einem undefinierbaren Brei aus Phrasen und Geplänkel.“ Er schließt sein Fazit mit den Worten: „Dem ganzen Brimborium drumherum zum Trotz ist und bleibt das TV-Duell eben eine Fernsehsendung, die nach den Regeln eines Mediums funktioniert, das Entertainment und Erkenntnisgewinn nur in Ausnahmefällen unter einen Hut bekommt.“

Im Stern (stern.de) findet Sophie Albers Ben Chamo unter der Überschrit „Der "King of Kotelett" for Kanzler“ daß einer der Fragesteller beim Phrasendreschen der Gewinner sei. „Stefan Raab ist der klare Sieger des Abends“, meint sie und notiert: „Anne Will fiel es sichtlich schwer, nicht in Lachen auszubrechen, als Raab sich über Peer Steinbrücks Absage an eine Große Koalition empörte: "Sie sagen ‚Ich will nur regieren, wenn ich King of Kotelett bin‘?!" Dabei sei die Große Koalition doch die einzige Chance der SPD. "Denken Sie noch mal über meinen Vorschlag nach, Herr Steinbrück. Könnten Sie brauchen."“

In der Frankfurter Allgemeine (faz.de) kommentiert Jasper von Altenbockum die Veranstaltungen, bei der von Thema zu Thema gehüpft worden sei, in Berlin-Adlershof und fragt: „Wo ist der Stier?“ Seine Antwort lautet: „Die SPD greift mit ihrem Kandidaten an, doch das Feuer, das durchaus dahinter steckt, lodert woanders – vielleicht an der Basis, vielleicht bei der sozialdemokratischen Wählerschaft, vielleicht in den Wohnzimmern der Nichtwähler, aber nicht im Kandidaten der Opposition.“ In diesem Fernsehschau habe Angela Merkel alles getan wie sie auch im Wahlkampf alles tun würde, „um elegant allem auszuweichen, was ein Duell zu einem Duell machen könnte und sie zwänge, die Aura der Amtsinhaberin abzulegen.“ während Peer Steinbrück „von Anfang an wie ein Herausforderer, der mit sich selbst zufrieden ist“, gewirkt habe.

In Spiegel-Online (spiegel.de) kommentiert Roland Nelles das „0:0“ bei „Merkel gegen Steinbrück“ und sieht Angela Merkels schwach, „aber Peer Steinbrück war auch nicht besser“ ”¦ „bei diesem freundlichen Geplauder“. Während Merkel „Kalendersprüche“ und Mitteilungen des Statistischen Bundesamtes zitiert hätte, seien „zu zaghat, zu technokratisch, zu unverständlich“. Statt zu brennen sei der Kanzlerkandidat der SPD so blass geblieben wie die Kanzlerin

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