Dann hielt ich ein Paket in Händen, das alles änderte. WELTEXPRESS Gourmet erhielt zwei, drei feine Flaschen Wein. Das ist nichts Besonderes, trudelt doch Woche für Woche aus aller Welt ein Karton mit Rebensaft in der Hauptstadtredaktion in Berlin ein, der getrunken werden muss und für gut befunden werden soll.
Hier und heute trinken wir drei Flaschen vom Weingut Oldenburg. Oldenburg? Das liegt in Afrika. In Südafrika. Genau gesagt: östlich von Kapstadt und acht Kilometer von Stellenbosch im Distrikt Cape Wineland der Provinz Westkap der Republik Südafrika liegt das Weingut Oldenburg.
Stellenbosch, ja, das ist bekannt als nach Kapstadt älteste Siedlung von Europäern in Südafrika. Heute leben in der von der niederländischen Ostindien-Kompanie 1679 am Fluss Eerste River gegründeten Ortschaft über 77 Tausend Einwohner, weil auch die Orte Franschhoek und Pniel sowie die Townships Kayamandi, Ida’s Valley and Cloetesville zu Stellenbosch zählen. Hinzu kommen noch viele Studenten der alten Universitätsstadt und jede Menge Touristen.
Doch nicht die seit der Verwaltungsreform 2002 gewachsende Stadt der Wissenschaft sondern die Wildnis und das Kulturland in den umliegenden Bergen mit ihren fruchtbaren Tälern macht den Reiz dieser Region aus, die zu den bedeutendsten Weinanbaugebieten Südafrikas zählt und Weltruf genießt.
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Wie damals, als der Hauptteil von Oldenburg noch Rondekop hieß. Doch der gebürtige Berliner Helmut Hohmann, der in München Medizin und Juria studierte, wollte nach dem Kauf des Guts Ivy Knowe, einer Obstplantage im wunderschönen Banghoek-Tal, im Winter 1955 nicht an alten Ärger erinnert werden und änderte den Namen. Oldenburg statt Rondekop. Auf diese Weise gedachte Hohmann seinen deutschen Wurzeln, Freunden und Bekannten, in der Stadt Oldenburg. Hohmann heiratete Dorothy Vanrenen, die in Indien geboren wurd und in England studierte, vom Nachbarhof. Im Laufe der 1960er Jahre wurde aus einem Obsthof nach und nach ein Weingut. Das Paar lebte 40 Jahre auf dem Gut und kaufte angrenzenden Grundstücke hinzu, bleib jedoch kinderlos.
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Die Balance aus Säure, Süße und physiologischer Reife scheint zu stimmen und die Natur trägt den wesentlichen Teil für die Lagen zwischen 300 m und 450 m über dem Meeresspiegel bei. Verderspuy ist überzeugt: „Bei richtiger Bewirtschaftung und Pflege können Weinberge Jahrzehnte, ja sogar Jahrhunderte überleben und gedeihen“. Der Abstand der Reben sei besonders bestimmt für das bestmögliche Wachstum und die Vitalität auf guten Böden der Kategorien Oakleaf, Glenrosa, Dundee und Hutton. Die Böden seien reich an Eisen und Mangan sowie anderen metallischen und nichtmetallischen Elementen. Die Basis sind Sandstein, Vulkansedimentgestein und eisenhaltige Lehmböden.
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Die meisten Weinberg werden in Spalier, doch einige mit traditionellen Rhône-Rebsorten werden als Buschreben angebaut, also ohne Gitter. Zudem wurden Bäume, die sowohl in Konkurrenz ums Sonnenlicht wie im Wettbewerb ums Wasser standen, abgeholzt.
Jetzt wächst nur Wein mit einer Kombination aus Bordeaux und Rhône-Rebsorten und zwar 66% Rotwein und 34% Weißwein. 2004 wurden Syrah und Cabernet Franc gepflanzt. 2005 erfolgte die ersten Anpflanzungen von Cabernet Sauvignon und Merlot.
Der mehrfach ausgezeichnete Syrah, den ich während des Schreibens dieses Artikels trinke und deswegen näher vorstelle, ist ein per Hand sortierter Wein mit einer lila-schwarzen Farbe mit Schattierungen von Magenta. Der 2004 auf Oakleaf und Glenrosa gepflante Syrah in meinem Glas ist Jahrgang 2011. Er entfaltet verlockende Nuancen eines kühlen Klimas, eingebunden in Aromen von dunkler Früchten, schwarzen Beeren und gerösteten Pflaumen, schwarzem Pfeffer, Muskatnuss und einem Hauch von Vanille. Reich im Geschmack brilliert sein Gleichgewicht von Säure, Frucht- und Holzaromen. Das geschmeidig reife Tannin fügt sich fein ein, während seine Herzhaftigkeit den Wein abrundet. 20 Monate wurde er im Eichenfass ausgebaut. Sein Alkoholgehalt beträgt flotte 15 % vol. Wohlsein.
Vor mir atmet bereits der ebenfalls mehrfach preisgekrönte Cabernet Sauvignon 2010, der 2005 auf Hutton and Oakleaf angebaut wurde. Sein Holzausbau: 17 Monate in 300L französischen Eichenfässern, 50% neu. Sein Alkoholgehalt: 15% vol. Der schwere Wein leuchtet mich in rubinroter Farbe an und verströmt einen Duft von schwarzer Johannisbeere bis Zedernholz. Warte nur, bis ich dich trinke. Auf Oldenburg!
Wissenswertes über die weitere Weine und noch viel mehr in Englisch auf der Website Oldenburg Vineyards unter http://www.oldenburgvineyards.com