„O ´zapft is!“ auch in Berlin – Bajuwarische Schmankerln im urigen Maximilians

Auch in der bayrischen Wirtschaft immer noch das Wichtigste: die Zapfanlage und jemand, der sie fachgerecht bedienen kann.

So wie hier stellt man sich als Norddeutscher „bayrisches Gemütlichsei“ vor: Rustikales Ambiente mit zünftigen Devotionalien (Zapfanlage aus Kupfer) aufgeschmückt. Einladend wirkt der Gastraum des „Maximilians“: Echte Brauhausatmosphäre mit entsprechendem Geräuschpegel empfängt uns, die Zusammensetzung der Gäste ist international. In dieser Lage nicht verwunderlich, denn zwischen Friedrichstraße und den Linden sind nun einmal viele Berlin-Besucher unterwegs. Wer das zunächst etwas steril wirkende Kontorhaus in der Nr. 185-190 betritt, ist erstaunt und dankbar über das rege Treiben im Lokal selber.

Ein schöner Tisch wartet schon, um uns herum warme Holztöne, zünftig, aber nicht unelegant. Unsere Kellnerin heißt Lydia, sie wird sich den ganzen Abend rührend um uns kümmern. In Rekordzeit haben wir ein frisch gezapftes Hacker-Pschorr Kellerbier (3,20 € der halbe Liter) vor uns stehen, dessen würzig-herbe Süße uns überzeugt. Wir prosten dem Marienkäfer zu, der sich als Vorbote des Frühlings zu uns an den Tisch verirrt hat.

Lydia empfiehlt uns als Vorspeise das „Bayerische Vorspeisentrio – Hausgemachter Weißbierobazda, frischer Kräuterquark, Radieserl und eine Brezn“ für 6,50€ und „Dreierlei Würstl an frischem Salat und hausgebackenem Brot zu 7,90 €. Zusammen mit dem hausgebackenen Brot (Zwiebel-, Mehrkorn- und Sesam-Karottenbrot) und knusperwarmen Brezeln ist schon das ein echter Genuss. Zu diesem Preis eine mehr als faire Portion, die Sättigung reicht manchem sicher bereits aus. Es fällt positiv auf, dass nicht zu viele Gerichte auf der Karte stehen, sondern eine übersichtliche Anzahl in jeder Rubrik, was ja auf frische Zubereitung der Speisen hinweist.

Während die finnische Reisegruppe neben uns große Mengen Fleisch verzehrt (Magnum-Curry würste und fingerdicke Steaks) und uns mit Salvator-Starkbier (3,80 € pro Flasche) zuprostet, wagen auch wir einen weiteren Gang. Wir bestellen „Zwiebelrostbraten vom zarten argentinischen Roastbeef, mit Bratkartoffeln und einem Salatteller“ zu 16,90€ und ein „Original Wiener Schnitzel vom Kalb mit bayerischem (lauwarmem) Kartoffelsalat“(17,50 €). Als wir fertig sind, können wir kaum noch papp sagen. Und geschmeckt hat es auch: „So ein leckeres Schnitzel habe ich lange nicht gegessen,“ sagt meine Begleitung glücklich.

Der aufmerksame Leser wird nun zurecht einwenden, dass Currywurst aber keine bayrische Spezialität ist. Fragen wir unseren freundlichen Engel Lydia: „Currywurst ist der Renner bei uns. Das wird so oft verlangt, weil viele Touristen aus dem Ausland typisch deutsche Küche wollen“. Eine Konzession an die preußische Küche, die dem Appetit der Finnen nebenan nach zu urteilen, äußerst gelungen ist.

Zum Abschluss genießen wir noch Espresso und flüssiges Obst (Williamsbirne für 2,60 € ist gut trinkbar, Obstler gibt’s für Hartgesottene auch für 17,90 € den Meter) und kommen zu dem Schluss, dass das „Maximilian’s“ dank der schmackhaften Speisen, dem leckeren Bier und dem überragenden Service, uns einen wirklich angenehmen Abend bereitet hat. Empfehlenswert.

* * *

Gut: Toller Service, zentrale Lage, Freiterasse, leckeres Essen, gutes Preis-Leistungsverhältnis, hier darf gefeiert werden

Nicht so gut: Der Gebäude-Hof wirkt etwas steril, nichts für Lärm-Allergiker

Maximilians im Kontorhaus, Friedrichstraße 185-190, 10117 Berlin<

Öffnungszeiten: täglich 11 – 24Uhr geöffnet

Reservierung/Information: Telefon: +49 (0) 30 20 45 05 59, Telefax: +49 (0) 30 20 45 08 94, Web: www.maximiliansrestaurant.de, E-Mail: info@maximiliansrestaurant.de

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