Berlin, Deutschland (Weltexpress). Lange hat es gedauert, bis in den System-, Staats-, Partei- und Kapitalmedien tiefer ins Thema Tripolitanien und den Krieg mit Kyrenaika eingestiegen und informiert wird. Das auch dieser Krieg ein Ölkrieg ist, über den kritische und unabhängige Medien so und nicht anders schon immer berichten, das wird niemand ernsthaft bestreiten.
Dominic Rohner schrieb in „Neue Zürcher Zeitung“ (20.4.2016) unter der Überschrift „Die Geografie der Ölkriege“ darüber, dass „Erdöl … nicht nur zu mehr Kriegen“ führe und „diese Kriege … auch brutaler geführt und dauern länger“ würden. Eingangs seine Artikels stellt er die Frage „Wieso litten in den vergangenen Jahrzehnten der Irak, der Sudan, Angola, Nigeria und Indonesien unter weiträumiger, brutaler und immer wieder aufflammender Gewalt, während Saudiarabien, Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Katar von Bürgerkriegen weitgehend verschont blieben?“ und antwortet: „Am Erdöl kann es nicht liegen, denn von diesem hat es in all den genannten Ländern zuhauf. Nein, der Grund liegt vielmehr in der Geografie des Öls. Während in den reichen Golfstaaten der Ölreichtum den Herrschern zum Machterhalt verhilft, facht im Irak, im Sudan, in Angola, Nigeria und Indonesien das schwarze Gold die politischen Spannungen immer wieder von neuem an. Dies erfolgt aus zwei Gründen: Erstens handelt es sich um ethnisch und/oder religiös polarisierte Gesellschaften. Und was das Ganze noch zuspitzt, ist die Tatsache, dass zweitens in diesen Ländern das Erdöl überproportional in traditionellen Stammesgebieten von ethnischen Minderheiten liegt.“
Diese Situation ist auch in den Staaten Tripolitanien und Kyrenaika zu beobachten, weniger in Fessan, womit die drei Gebiete, die zu dem einen Staat Libyen zusammengekleistert wurden, genannt wären. Niemand wird ernsthaft behaupten wollen, dass der Staat Libyen noch existiert. Der am Reißbrett und von Kolonialmächten entworfene nordafrikanische Staat am Mittelmeer ist mit dem Sturz von Muammar al-Gaddafi durch die Vereinigten Staaten von Amerika (VSA), die im Allgemeinen der Super-Staat des Kapitals sind und in der Tat ein Imperium, aber im Besonderen wie eh und je ein tiefer Staat des industriell-militärischen Komplexes, Geschichte geworden.
Bei dem Krieg der VSA samt Vasallen gegen Gaddafi-Libyen ging es ums Öl und das, was man dafür bekommt: Geld. Das ist heute nicht anders. Michael Lohse fomuliert unter dem Hinweis „ARD-Studio Kairo“ für die „Tagesschau“ der ARD (4.5.2019) unter dem Titel „Haftar nutzt Öl als Druckmittel“: „Seit 2016 haben seine Truppen fast alle wichtigen Ölfelder Libyens unter ihre Kontrolle gebracht. Bislang laufen alle Exporte über die staatliche Ölgesellschaft NOC, die ihre Gewinne an die libysche Zentralbank überweist. Doch jetzt erhöht Haftar den Druck auf die Firma mit Sitz in Tripolis.
Der Ministerpräsident von Haftars Gegenregierung in Tobruk, Abdullah al-Thani, beklagte kürzlich, 70 Prozent kämen zwar von den östlichen Feldern, die von der LNA kontrolliert würden, doch „bis heute haben wir keinen Cent von den Einnahmen bekommen“. Diese gingen komplett an die libysche Zentralbank – ‚und die geben das Geld dann an die ganzen Milizen und bewaffneten Gruppen‘.“
Diesen Vorwurf, „Öl als Druckmittel“ oder „Waffe“ zu benutzen, könnte man auch Fayiz as-Sarradsch, der nichts weiter ist als der Bürgermeister von Tripolis, machen, während die Behauptung, Haftar halte sich eine Gegenregierung nichts weiter ist als eine gehässige, verleumderische und verunglimpfende Äußerung und also Hetze. In Tripolitanien, Kyrenaika und Fessan herrschen Stämme und ihre Milizen. Im Wesentlichen liegen Macht und Herrschaft in den Regionen, die längst Staaten sind. Dort wird Recht gesprochen, dort wird Rat gehalten und regiert. Auf ihren Staatsgebieten treibt die Staatsgewalt vom Staatsvolk auch Steuern ein. Es wird Zeit, die Zustände anzuerkennen und beim Namen zu nennen.
Doch die Lügenpresse der BRD ist und bleibt auf Linie der Merkel-Regierung und der sie tragenden Altparteien aus CDU, CSU und SPD.