Nach diesem ersten bemerkenswerten Eindruck wird das Publikum auch in diesem Jahr mit einer Fülle von Erhellendem und Verstörendem durch die zehn eingeladenen Produktionen konfrontiert werden.
Während im letzten Jahr die Finanzkrise in fast allen ausgewählten Stücken spürbar wurde, scheint die diesjährige Themenauswahl breiter gestreut zu sein, und neben neuen Stücken sind auch wieder etliche Klassiker vertreten.
So wird Schillers „Don Carlos“, inszeniert von Roger Vontobel am Staatsschauspiel Dresden, zu erleben sein.
Erstmals eingeladen zum Theatertreffen wurden gleich zwei Inszenierungen des Regisseurs Herbert Fritsch: „Der Biberpelz“ von Gerhart Hauptmann vom Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin und „Nora oder Ein Puppenhaus“ von Henrik Ibsen vom Theater Oberhausen.
Mit zwei Produktionen ist auch das Schauspiel Köln vertreten: „Der Kirschgarten“ von Anton Tschechow, inszeniert von Karin Henkel und Elfriede Jelineks Katastrophentrilogie „Das Werk“/ „Im Bus“/ „Ein Sturz“ unter der Regie von Karin Beier.
Das Schauspielhaus Zürich gastiert mit „Tod eines Handlungsreisenden“ von Arthur Miller, Regie Stefan Pucher.
Das Burgtheater, Wien präsentiert eine Inszenierung von Stefan Bachmann: „Die Beteiligten“ von Katrin Röggla. Die Autorin hat in ihrem Stück den Fall Natascha Kampusch als vampirische Teilhabe der Öffentlichkeit behandelt.
Berlin ist beim tt 11 durch zwei Off-Theater vertreten: „Testament“ mit She She Pop, ein Renner bei Hebbel am Ufer, wurde schon als Kandidat für das Theatertreffen gehandelt, bevor die Jury ihre Entscheidung getroffen hatte.
Das Stück basiert auf Shakespeare`s „König Lear“, und in der Performance setzen sich die Akteurinnen auf der Bühne mit ihren realen Vätern auseinander.
In „Verrücktes Blut“ von Nurkan Erpulat und Jens Hillje, koproduziert von Ballhaus Naunynstraße und Ruhrtrienale, bringt eine Deutschlehrerin mit vorgehaltener Pistole aufsässigen türkischen Kindern Schiller nahe.
Mit Christoph Schlingensiefs „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“ wurde das tt 09 eröffnet. Juror Franz Wille erklärte, dass die letzte Arbeit des früh verstorbenen Künstlers „Via Intolleranza II“ , eingeladen zum tt 11, nicht als Schlingensief-Hommage, sondern als bemerkenswerte Inszenierung zu betrachten sei.
Die sieben TheaterkritikerInnen auf dem Podium: Vasco Boenisch, Wolfgang Höbel, Ulrike Kahle-Steinweh, Elinor Landmann, Andres Müry, Christine Wahl und Franz Wille vermittelten einen entspannten Eindruck. Sie sind durch rund 50 Städte gereist, haben rund 350 Inszenierungen begutachtet, sind zu einvernehmlichen Urteilen gelangt und dürfen sich nun auf hoffentlich viel Lob für ihre Arbeit einstellen.
Der Vorverkauf für die Veranstaltungen im Rahmen des tt 11 beginnt an der Kasse und im Internet am 09. April. Weitere Informationen unter www.theatertreffen-berlin.de