Neuhellenische Küche im Restaurant Z

Vor dem großen Eckhaus aus den Gründerjahren, verziert mit Stuck und schmucken Blumen in Kästen, umrahmt vom Grün der Bäume, welche die Kopfsteinplasterstraße der rausgeputzten Fredericistraße säumen, befindet sich das Restaurant Z. Schon aus der Ferne sehen wir draußen viel Leute auf Stühlen an Tischen sitzen. Die einen essen, die anderen trinken, alle unterhalten sich. Wir setzen uns nach drinnen, denn wir wollen mitessen, mittrinken und uns unterhalten lassen.

Dafür sorgt Gastwirt Georgios Chrissidis, der uns ein Bier bringt, weil wir das so wollen. Ein Helles, ein Krombacher Pils, und ein Dunkles, ein Köstritzer. Das Pils wird im Glaskrug, das Schwarzbiert im Glaspokal serviert. Kaum sind die beiden Kühlen mit Krone geliefert, da heißt es kurz Prost und schon rinnen die ersten Schlucke die Kehle runter, wie bei ausgetrockneten Hunden.

Als die Gläser wieder auf dem Tisch stehen, kommt die Vorspeise. Gegrillte Tintenfisch in ganzen Stücken. Dazu Reis mit Tzatziki. Tomate, Gurke, Zitrone, Olive und ein Strauch Dill runden das bunte Bild ab. Wer das auch mal möchte, möge "Calamarikia" ordern. Mit ein wenig Phantasie sieht der Fisch aus, wie Muscheln, die auf dem Reis liegen wie frisch an den Strand gespült. Gut auch, daß die Calamarika naturbelassen statt paniert und in Ringe geschnitten werden, die sich anfühlen, als würde man auf Reifen von Michelin kauen.

Brot wird gebracht. Das wurde frisch und selbst gebacken, ist also noch warm. In großen Scheiben reicht man uns den Laib im Korb. Dazu eine Flasche Plora, Prince Crete. Das ist ein natives Olivenöl "erster Güteklasse", sagt Georgios. Sagen und schreiben wir jetzt auch, denn wir konnten uns überzeugen. Das Olivenöl, direkt aus Oliven und ausschließlich mit mecheanischen Verfahren gewonnen, kommt es in die Halbeliterflasche und von Kretanach Kreuzberg, schmeckt … besonders gut zum Brot. Der mild-würzige Geschmack mit einem nussigen Hauch wird unterstrichen durch frischen schwarzen Pfeffer, den der Wirt vor uns mahlt. Wer würde das nicht gefallen?!

Während wir so essen und trinken, trinken und essen erzählt uns Georgis, daß sein Restaurant Z am Anfang, also 1987, typisch griechisch gewesen sei: blau und weiß wie Bayernstuben nur ohne Holzbalken. 1995 wurde großzügig umgebaut und gutgelaunt rot und grün gestrichen. "Und das Z?", fragen wir. "Das ist der erste Buchstabe des riechischen Wortes Zoé", antwortet Georgios, "und das bedeutet Leben." Zudem sei er von Constantin Costa-Gravras und seinen Filmen inspiriert worden. Genauer vom Film "Z". Wir klappen unser Notebook auf und schauen bei Wikipedia nach: "’Z’ist ein von Costa-Gavras gedrehter französisch-algerischer Spielfilm aus dem Jahr 1969 nach der gleichnamigen Romanvorlage von Vassilis Vassilikos. Gedreht vor dem Hintergrund der griechischen Militärdiktatur wurde er erstmals am 26. Februar 1969 in Frankreich aufgeführt und gilt fortan als gilt als ein genrebildender Klassiker des politisch engagierten Kinos." 

So und nicht anders, bestätigt Georgios, der 9184 nach Berlin kam. Zuvor warer Student in Thessaloniki für Pädagogik und wollte Grundschullehrer im Norden Griechenlands werden. Er wurde Wirt, lebt und liebt diesen Beruf seit 1987, und erzählt uns über seine Weine. Alte Weine. Sie stammten alle aus Griechenland. Zwar seien auch internationale Trauben von Format im Angebot, "jedoch bieten wir autochthone Trauben wie die Assyrtiko-Traube. Sie stammt von der Insel Santorini. Bekannt ista uch die Malagonsia, die aus dem Norden kommt. Unter den Weißer sticht die Poditis hervor, die überall in Griechenland gut gedeiht. "Diese Drei sind in Griechenland so bekannt wie hierzulande Müller-Thurgau, Riesling oder Silvaner", erklärt Georgios.

Zu den Roten zählen Xynomavro, die im Norden angebaut wird. Sie werde gerne mit der italienischen Nebiolo verglichen. Aus dem Pelopones wird die Agiorgitiko geboten. Diese gibt es auch als Couvre mit Syrah oder Cabanet Sauvignon. Die Preise pro Flasche für die Weine dieser Rebsorten liegen im Restaurant Z zwischen 16 und 33 Euro, sind also bezahlbar.

Georgios läßt es sich nicht nehmen und tischt Kichererbsenbrei auf. Wie wir es beim Griechen kennen und schätzen, mit schwarzen Oliven, roten Tomaten und grünen Gurken. Das Drumherum und Obendrauf rundet die beiden Hügel aus Humos ab wie Angelos Charisteas den Kader von Gelsenkirchen.

Nach dem Humosteller essen wir Dorade und Lamm. Die Dorade, ein Speisefisch aus dem Mittelmeer, der auch Goldbrasse genannt wird, hat angenehm große Gräten unter seinem hohen Rücken. Wir notieren: "Keine kleinen, bösen Überraschungen in der Grätenfrage." Die 400 bis 600 gr. Dorade Royal wird gegrillt gereicht mit einer extra Schale Basmatireis. Wenn man Ihnen das ebenfalls reichen soll, dann fragen Sie nach "Tsipoura". Den gemischten Salat, den wir jetzt erst essen, kann man auch vorher bekommen und speisen. Der grüne Salat ist empfehlenswert und aufgemotzt mit kleinen Apfelstückchen, die dem klassischen Salatgeschmack eine fruchtige Note geben. Wir beißen ins Lamm, genauer: in eine Hand voll marinierter Lammfilets. Lecker, lecker und wir schmecken das kleine Weidenlamm aus dem Elbetal förmlich auf der Zunge.

Elbetal? Genau, das Restaurant Z bekommt sein Lammfleisch ausschließlich von der Lammschlachterei Johann Nesges aus Niebendorf-Heinsdorf. Zum Elbelamm gesellen sich in der Pfane geschmorrte Thymiankartoffeln und ein bunter, saisonaler Mix aus Gemüse, der ebenfalls in der Pfanne im besagten Olivenöl zubereitet wird. Bestellen Sie "Arni Fileto" und Sie liegen richtig.

Was noch zu erwähnen wäre: Georgios und die Griechen des Restaurant Z sind tierlieb. Wir durften Aturo, einen kleinen, schwarzen Vierbeiner aus der WELTEXPRESS-Redaktion, mitnehmen, der sich mit den anderen zwei Hunden, die draußen vor der Tür lagen, anstandslos verstand.

Und noch etwas: Wer früh am Abend kommt, der hört im Restaurant Z griechische Musik, zum Beispiel "Rebetiko". Je später der Abend, desto größer die Wahrscheinlichkeit, daß Jazz gespielt wird.

Wir sind längst bei der afroamerikanischen Musik angekommen und sagen Auf Wiedersehen mit verlängertem Expresso (der muß dann doch sein) und einem Gläschen Methexis (statt Metaxa). Der Methexis hat nichts mit Platon und seiner Ideenlehre zu tun,  sondern ist ein Brand mit Aromen von Rosen, Zitronen und Orangenblüten, das aus der Miskateller-Traube destilliert wird.

Was neuhellenische Küche ist? Ach, probieren Sie selbst!

* * *

Restaurant Z, Georgios Chrissidis, Friesenstr. 12, 10965 Berlin, Fon: +49 30 692 27 16, Email: kontakt@restaurant-z.de, Website: www.restaurant-z.de

Vorheriger ArtikelBenjamin Netanjahu: UN-Beitritt Palästinas trotz Anerkennung nicht möglich
Nächster ArtikelIm Heimatland des „flüssigen Goldes“ – Erlebnisreisen zu Frankens Bier- und Braukultur