Nationalspielerin Linda Bresonik beendet Laufbahn im DFB-Team – Sie lebt und spielt in Frankreichs Metropole Paris – Dort will sie noch eine Weile bleiben

Linda Bresonik im USA-Länderspiel auf dem Bieberer Berg in Offenbach im letzten Spiel im DFB-Team. © Dietmar Tietzmann

Lindas Leidenschaften sind pur

Das Bresonik einmal die französische Lebensart in sich aufsaugen würde, war der temperamentvollen Essenerin nie prophezeit worden – zu bodenständig war sie. Paris schenkte ihr ein neues Leben. Vereine wie der FCR 01 Duisburg, die SG Essen-Schönebeck und der SC 07 Bad Neuenahr waren zuvor ihre Stationen in der deutschen Bundesliga. Ihr zu Hause waren der Niederrhein und das Ruhrgebiet. Sie sorgte für amouröse Schlagzeilen im Boulevard. Fünf Jahre lebte Linda Bresonik mit ihrer Duisburger Spielgefährtin Inka Grings in einer Beziehung. Dann begann Grings 2005 eine Affäre mit dem damaligen Wolfsburg-Trainer Holger Fach. Eine komplizierte Liaison, die bald wieder Geschichte war – als Fach nämlich mit Grings’ Ex Bresonik anbändelte. Die Folge: Zickenkrieg. Die Wogen haben sich aber wieder geglättet. Längst ist alles vergessen, vorbei.

Linda „Löwinnenherz“ Bresonik

Leidenschaft zeigte Bresonik ebenso auf dem Fußballplatz.  „Es sind diese Geschichten, die den ewigen Reiz eines Fußballspiels ausmachen“, so Annette Seitz im DFB-Rückblick im November 2011. Ein dramatisches Fußballwunder erlebten die 2.560  Potsdamer Zuschauer im Babelsberger Karl- Liebknecht-Stadion, dem „Karli“. Ähnlich einer griechischen Tragödie kam durch die kämpferische Moral die Wende für Duisburg. Innerhalb von neunzig Minuten Spielzeit erfuhr eine Spielerin eine Metamorphose von der tragischen Verliererin zur Heldin: die aus Essen stammende Linda Bresonik. So kreisförmig Bresoniks Karrierestationen zwischen Duisburg, Essen, Bad Neuenahr und Duisburg verliefen, so geradlinig gibt sich Bresonik in Interviews. Die Leipziger Germanistin und begeisterte Frauenfußball Kommentatorin Annemarie Fischer schrieb damals in der Neuen Rheinischen Zeitung (NRhZ online). Bresonik lieferte die verbale Steilvorlage im anschließenden DFB-Interview:

Von der Hölle in den Himmel gespielt

„Alles dabei gewesen. Das war ganz großes Kino und hat einfach Spaß gemacht. Wir wussten, es geht noch was. Und was dann kam, habe ich in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt. Erst geraten wir eher unverdient 0:1 in Rückstand, dann mache ich ein Eigentor, verschieße kurz darauf den Elfmeter und mache doch noch den Siegtreffer. Aber wir haben schon in der Pause gespürt, dass hier noch etwas möglich ist, und ich wollte auch selbst unbedingt diesen Treffer.“ Bresonik spielte sich in 90 Spielminuten von der Hölle in den Himmel: Sie hatte zuvor in der 1. Halbzeit ein Eigentor produziert und in derselben Minute einen Elfmeter verschossen. Ganz am Ende des bühnenreif geführten Schlagabtausches knipste die 71-fache Nationalspielerin nach einem 0:2 Halbzeitrückstand den Ball noch zum 3:2 (0:2) Sieg der Löwinnen ins Tor von Herbst-Meister Turbine Potsdam.

Aus diesen Koordinaten erwachsen magische Momente

Der Linda Bresonik Stil ist reinster Energiefußball. „Und das alles nur, weil es einem Menschen gelingt, einen Ball zum Tanzen zu bringen, inmitten einer wogenden Menschenmasse, in gigantischen Stadien, die die Menschheit sich zu Ehren errichtet hat“, schreibt Ted Richards in seinem „Soccer and Philosophy“. Sepp Herbergers Wahrheiten bewahrheiten sich immer wieder. Eigentlich ist es doch ganz einfach, doch manchmal vergisst man, worum es geht. Ein Ball, zwei Teams, zwei Tore, neunzig Minuten, als Protagonisten: elf Spielerinnen in zwei Mannschaften. Aus diesen Koordinaten erwachsen auf dem grünen Fußballfeld magische Momente. Fußball kann man nicht inszenieren, die Geschichte erspielt sich selbst. An einem grauen, aber regenarmen Novembertag im Jahre 2011 führten Tragödien und Triumphe die Drehbücher.

PSG hatte endlich Lyons Serie von 85 Siegen durchbrochen  

Drei Jahre nach dem Potsdamer Ereignis später gelang Linda Bresonik ein weiteres denkwürdiges Spiel mitzugestalten. Mit ihrem Verein Paris St. Germain (PSG) feierte sie endlich einen Sieg gegen Olympique Lyon – auswärts in der Höhle des Löwen: im Stade de Gerland in der Wirtschaftsmetropole Lyon. Bresonik stoppte fast alle Lyoner Angriffe schon im Mittelfeld. Während aus dem inneren der Kabine von Paris St.-Germain an diesem unvergesslichen Samstagabend immer noch lauter Jubel und noch lautere Musik dröhnte, spazierte Linda Bresonik durch die Katakomben des Stade de Gerland in Lyon. Es schien  fast so, als ob die deutsche Nationalspielerin ein wenig Ruhe suchte, um diesen Erfolg – den 1:0-Sieg gegen Olympique Lyonnais – richtig fassen zu können. Bresonik und ihr Pariser Mitspielerinnen hatten das Kunststück fertiggebracht, Olympique Lyons Serie von 85 Siegen in der Meisterschaft hintereinander, zu brechen.

Neid: Linda war immer eine wichtige Spielerin

Dem Schweizer Frauenfußball Magazin erklärte Linda Bresonik „Das ist einfach unglaublich! Das Publikum im Stadion war gegen uns und für Lyon, dann ist so ein Sieg natürlich besonders schön. Wir haben auch nicht wirklich schön gespielt. Aber am Ende fragt niemand mehr danach, da zählen nur die drei gewonnenen Punkte. Es ist mir eigentlich auch egal, ob wir nun Lyon im eigenen Stadion oder bei uns zuhause geschlagen haben. Auch wenn es immer speziell und besonders schön ist, ein solches Team auswärts zu schlagen. Endlich haben wir Lyon geschlagen. Es ist natürlich etwas glücklich, durch eine Standardsituation ein Tor zu machen. Aber aus dem Spiel heraus hatten wir wenig Chancen.” Bundestrainerin Silvia Neid sagt über ihren ehemaligen Schützling: "Linda war immer eine wichtige Spielerin für uns. Sie hat auf vielen verschiedenen Positionen ihre Qualitäten eingebracht. Diese Vielseitigkeit ist ihre Stärke. Ich kenne sie sehr lange, sie hat schon in den Juniorinnenteams eine wichtige Rolle gespielt. Es ist schade, dass sie diese Entscheidung getroffen hat, aber natürlich akzeptieren wir ihren Entschluss. Ich wünsche ihr für die Zukunft alles erdenklich Gute."

Bresonik: Ich habe sehr viel Freude bei Paris St. Germain  
   

Bresonik begann ihre Nationalmannschaftskarriere mit 17 Jahren am 10. Mai 2001. Gegen Italien stand sie in Troisdorf in der Anfangsformation, die Partie endete 1:0 für Deutschland. Die letzte Begegnung mit den DFB-Frauen bestritt sie am 5. April 2013 in Offenbach beim 3:3 gegen die USA. Aufgrund einer Achillessehnenentzündung verpasste Bresonik die EM 2013 in Schweden. Auch ihre Teilnahme am Algarve Cup im März dieses Jahres musste sie wegen einer Verletzung absagen. „Ich kann für mich eine absolut positive Bilanz meiner Karriere in der Nationalmannschaft ziehen", sagt Linda Bresonik. „Ich habe viel erlebt und erreicht, es gab Höhen und Tiefen. Aber ich habe meine Erfahrungen gemacht und bin am Ende sehr zufrieden damit, wie es gelaufen ist."

Weltmeisterin ohne Gegentore

Die 30-Jährige weiter: „Mein absolutes Highlight dabei war die WM 2007 in China, bei der wir ohne Gegentor Weltmeister geworden sind – da hat alles gepasst. Aktuell habe ich sehr viel Freude bei meinen Verein Paris Saint-Germain und könnte mir vorstellen, dort auch noch eine Weile zu bleiben."

Quellen: Schweizer Frauenfußball Magazin, Neue Rheinische Zeitung, DFB, Paris St. Germain, Wikipedia

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