Nach Volleyball-Topduell Berlin vs Friedrichshafen: Ein 3:2, das den Unterlegenen mehr zufrieden stellt

Nach dem sonntäglichen Topspiel der Volleyball-Bundesliga vor der Saisonrekord-Kulisse von 7219 Zuschauern in der Berliner Max-Schmeling-Halle war jedoch beides bei Beiden festzustellen.

Gastgeber Berlin Recycling Volleys, zweimaliger Meister der letzten Jahre, hatte im Schlagabtausch auf hohem Niveau den Rekord-Champion VfB Friedrichshafen 3:2 niedergerungen. Aber damit das Hauptziel verfehlt, mit einem klaren Sieg (3:0 oder 3:1) drei Punkte für die Tabelle zu buchen. Sechs bzw. fünf Partien vor Ende der Normalrunde (Play-offs Ende März) wird es den Hauptstädtern wohl kaum noch gelingen, den Männern vom Bodensee den ersten Rang zu entreissen. Die seit dieser Saison geltende Dreipunkte-Regelung (3 bei 3:0 oder 3:1, 2 bzw. 1 für den Verlierer bei 3:2) hat dafür gesorgt, dass Friedrichshafen mit insgesamt drei Verlustpartien einen Punkt günstiger dasteht als die Berliner. Die haben zwar nur bislang zweimal verloren, aber da keinen Bonuspunkt kassiert…

Dabei hatte Berlin im 90. Aufeinandertreffen am Sonntag zwei Durchgänge derart souverän aufgetrumpft, dass der erstrebte Satzgewinn bei 21:18 und 22:19 nur noch Formsache schien.

Doch nun zahlten sich die bessere Bankqualität und die Entschlossenheit des Trainer-Fuchses bei den Gästen aus. Der frühere Bundestrainer und erfolgreichste Bankchef des deutschen Volleyballs, Stelian Moculescu, holte seine Stammkräfte Hauptangreifer Simeonow, Kapitän und Mittelblocker Günthör und Zuspieler Jovovic vom Feld. Und schickte Dünnes, Gozew und den jungen Zimmermann in das Prestigeduell.

Und die brachten neuen Schwung, Mut und — weil ja fast alles schon verloren war — Alles-oder-Nichts-Mentalität ins Geschehen.

Der Bulgare Bratoew servierte den verdutzten Berlinern eine Aufschlagserie um die Ohren. Und so wurde aus deren 22:19 ein 23:25 zugunsten der Häfler.

Aus dem folgenden Konzentrationsabfall vermochten sich die Volleys auch im vierten Durchgang nicht herauszubaggern. Berlins Coach Mark Lebedew versuchte, nicht so entschlossen und resolut — vielleicht auch aus Mangel an Qualität — wie Moculescu, mit zwei Wechseln (Fischer für Kmet/Block und Sikiric für Touzinsky/Außenangriff) Entlastung zu schaffen. Aber das änderte nichts. Der VfB hatte mit einem Male Oberwasser.

So musste die ultimative Verlängerung im fünften Durchgang (Tiebreak) die Entscheidung bringen. Auch da pendelte die Waage mal nach dieser, mal nach jener Seite: 5:2 und 8:5 für die Volleys. Dann 8:8 und 11:12. Ein Ass von erfolgreichsten Punktesammler Robert Kromm bescherte das 13:12. Und der Australier Paul Carroll sorgte mit einem Ass für das 14:12. Der zaghafte Aufschlag von Christian Dünnes segelte ins Netz — 15:13 und 3:2 für Berlin!

BR-Libero Martin Krystof danach: "Bei 21:18 im dritten Satz hatten einige bei uns gedanklich den Sieg bereits abgehakt." Angreifer Robert Kromm (27 Punkte): "Superaufschläge auf der Gegenseite von Bratoew, Annahmeprobleme und paar Angriffsfehler zuviel bei uns — so haben wir Friedrichhafen wieder ins Spiel gebracht. Vielleicht hing unser Nachlassen auch damit zusammen, dass wir jetzt das dritte Spiel binnen sieben Tagen zu absolvieren hatten. Aber vielleicht lässt ja Friedrichshafen auch noch irgednwo einen Punkt liegen."

VfB-Trainer Stelian Moculescu meinte recht entspannt: "Zwei Sätze haben wir einfach schlecht gespielt. Und damit kannst Du in Berlin nichts holen. Mit den Reservisten war ich sehr zufrieden. Sie haben Selbstvertrauen in die Mannschaft gebracht. Ich denke, der eine Punkt dürfte für Rang eins reichen."

BR-Trainer Mark Lebedew gestand: "Eigentlich wollten wir das Match im dritten Satz erfolgreich abschließen. Das wäre optimal für den Kampf um Platz eins gewesen. Aber wenn der Gegner so stark zurückkommt und aufschlägt, ist es schwer. Letztlich konnten wir mit Teamgeist und Willen den Erfolg festhalten."

Nationalspieler Christian Dünnes bekräftigte: "Der eine Punkt in Berlin könnte für die Ausgangsposition zu den Play-offs noch Gold wert sein."

Und der tschechische Auswahlakteur Martin Krystof meinte: "Okay, wir müssen die Geschichte abhaken und mit Blick auf das Pokal-Finale am 2. März gegen den VfB unser Spiel aus den den ersten beiden Durchgängen abspeichern."

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