Nach der Demo gehen die Protestanten nach Hause, aber Emmanuel Macon bleibt im Palais de l’Élysée

Wächst in Frankreich bei immer mehr Lohnarbeitern die Wut zum Klassenhaß auf die Bourgeoisie? Quelle: Facebook, Screenshot vom 17.3.2019, BU: Stefan Pribnow

Paris, Frankreich (Weltexpress). Im vergrößerten Westfrankenreich, gerne Frankreich genannt, gehen Millionen Bewohner dieses Vielvölkerstaates seit Tagen auf die Straßen. Sie versammeln sich auf Plätzen und protestieren in verschiedenen Städten, auch in der Hauptstadt. In Paris brannte es am Restaurant „La Retonde“ im 16. Arrondissement, in dem Emmanuel Macron bevorzugt speist. Wer hat, der kann dort essen und trinken und sogar schlafen am einst königlichen Jagdrevier, dem Bois de Boulogne.

Die Kapitalisten der CAC 40, das sind die 40 größten Konzerne des Staates, die an der Börse notiert sind und deren Aktien dort gehandelt werden, können das allemal. Die meisten Lohnarbeiter können sich das abschminken, auch den Palais de l’Élysée genannten Präsidentenpalast. Gewählt ist gewählt und einen Austausch der Personen im Palast wird werder gesehen noch genehmigt, geschweige denn eine Revolution.

Die Revolte von Millionen wird am Ende keine Ablösung des höchsten politischen Personals der Fünften Französischen Republik, die letztendlich ein Staat des Kapitals ist, bringen. Die letzte Wahl war erst 2022 und Emmanuel Macron (LREM) siegte vor Marine Le Pen (RN). Das war auch 2017 nicht anders. Die Mehrheit wollte das so. Er wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bis 2027 regieren.

Diejenigen, die jetzt protestieren, hätten Le Pen wählen sollen. Sie und die meisten Mitglieder des Rassemblement National sind gegen die Reform von Marcon und dessen in Renaissance umbenannte und am Reißbrett sowie mit Bankster-Gangster-Geldern entstandenen Partei La République En Marche (LREM). Marine Le Pen plädierte lange für eine Rente mit 60, zuletzt für eine Rente mit 62 mit Ausnahmen für alle, die früh mit der Lohnarbeit anfingen.

Doch diejenigen, die Jean-Luc Mélenchon (La France insoumise) und andere von der politischen Resterampe wählen, müßten dann eine andere Kröte schlucken. Das wird nicht geschehen. Der letzte Mißtrauensantrag gegen Macron, der von der größten Oppositionspartei im Parlament eingebracht wurde, scheiterte. Mitglieder der anderen Fraktionen stimmten dem nicht zu. So sieht’s aus. Und das ist entscheidend. Die Protestanten sind es nicht. Sie sorgen nur für Schlagzeilen und Bilder.

Früher oder später wird es eine Rentenreform geben und die Reichen werden reicher und die Armen ärmer. Freue sich, wer’s kennt.

Vor der nächsten Präsidentenwahl im vergrößerten Westfrankenreich und also vor 2027 wird „der ehemalige Anschaffer des Geldhauses Rothschild … und bevorzugten Assistenten des christlich geprägten Philosophen Paul Ricœur“, wie ihn Hansgeorg Hermann in seine Kommentar „Bruchlandung“ zum „Rentendiktat Macrons“ in „junge Welt“ (8.4.2023), nicht abgelöst werden, dann aber sicher.

Laut Hermann habe Emmanuel Macron bereits eine „intellektuelle Bruchlandung“ hingelegt. Ich erinnere mich an viele „intellektuelle Bruchlandungen“, denn ein Intellektueller, wie diejenigen, die früher im „La Retonde“ verkehrten, war Macron nie. Er war und ist ein Mann des Finanzkapitalismus, auch Finanzmarkt-Kapitalismus genannt, der bis 2027 weitermacht und zwar mit wenig Rücksicht. Schließlich fehlt die Aussicht auf weitere Jahre im Palais de l’Élysée. Die aber hat Marine Le Pen nach wie vor, wenn sie Wähler von Macron beziehungsweise der Partei Renaissance gewinnt und noch mehr von den Parteien Reconquêt und Républicains. Die anderen vom Mélenchon-Sammelsurium kann sie sich wohl abschminken.

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