Munch in der Frankfurter Schirn

© Dr. Jürgen Pyschik

Es ist Anspruch der Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou entstanden ist und in Paris weit über 400.000 Besucher anlockte, anhand des Spät-werkes aufzuzeigen, dass der Künstler zwar einerseits in der bekannten Weise den Weg fand, seine traumatischen Krankheitserlebnisse und inneren Konflikte in eine expressive Formensprache zu übersetzen, aber eben dabei nicht stehen blieb. Be-stimmte Motive bearbeitete er immer wieder, teilweise in großen zeitlichen Abstän-denö wie z.B. an den beiden Versionen des „Vampir“ in der Ausstellung zu sehen ist, mit völlig anderem Farbkonzept.

Auch durch einen inneren Zusammenhang verbunden ist die Serie der Selbstbildnisse die fast über die ganze Schaffenszeit hinweg immer wieder die eigene Person thematisierte – mit zunehmendem Alter in immer kürzeren Abständen. Dabei werden die Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und Skizzen immer häufiger durch Fotografien ergänzt. Damit ist man bei dem wirklich neuen Teil in dieser Ausstellung, die somit schon von den Exponaten her über die Präsentation in der Hamburger Kunsthalle 2006 hinausgeht: Munchs Auseinandersetzung mit den „Neuen Medien“ seiner Zeit.
 
Schon 1902 begann er zu fotografieren, ab 1927 besaß er eine Filmkamera, die er auch rege nutzte. Die Ergebnisse dieser Experimente, die in vielen Beispielen in der Ausstellung zu sehen sind, machen auch deutlich, dass er diese Medien nicht als Hilfsinstrumente der Malerei begriff, sondern den jeweiligen spezifischen Eigenschaften und Möglichkeiten des Mediums auf den Grund zu gehen trachtete. Und dennoch hinterließen diese Studien sowie sein häufiger Kinobesuch auch Spuren in der Bildkomposition, so z.B. bei jenem Pferdefuhrwerk, dass auf den Betrachter zurast wie auf eine geschickt platzierte Kamera.

Dass Munch darüber hinaus auch in Zusammenarbeit mit Max Reinhard Bühnenbilder für die Berliner Kammerspiele entwarf und mit diesem und Strindberg zusammen eine Konzeption des „intimen Theaters“ verfolgte, gehört zu den weiteren Überraschungen dieser Ausstellung.

Die Ausstellung läuft vom 9. Februar bis zum 13. Mai und wird danach in der Tate Modern in London zu sehen sein.

Vorheriger ArtikelEine dienstbare Struktur – Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie versucht, ihre Vergangenheit in der Nazizeit aufzuarbeiten
Nächster ArtikelKulinarische Köstlichkeiten aus der Region Verona in Berlin präsentiert