Wir aber reisen mit dem „neuen“ Accord Tourer, einem Mittelklasse-Kombi mit Schaltgetriebe, und da heißt es „Fahrbahn frei“ für Vati auf der Überholspur ohne einzuholen. Sechs Gänge fürs Vorwärtsfahren hat das Vehikel und einen Rückwärtsgang. Noch dürfen wir „vorwärts immer“, wenn auch mit der einschränkenden Vokabel „langsam“, der Verkehr ist zäh wie eine Rede von Merkel oder Steinmeier.
Wer wolle, der bekomme den Accord Tourer auch mit Automatikgetriebe, meint meine Beifahrerin und liebäugelt offensichtlich nicht mit einem Fahrerwechsel. Ob Automatik- oder Schaltgetriebe, angetrieben wird der Kombi über die Vorderräder. Und das ist nicht nur gut so sondern bringt eine Höchstgeschwindigkeit nach Auskunft der Japaner von 222 Kilometern in der Stunde.
Ein Prosit auf diese Schnapszahl, die ich beim „Rasen“ über die Autobahn weder erreichen kann (wann gab es je so viele Baustellen und Geschwindigkeitsbeschränkungen in Deutschland?) noch will. Schließlich haben wir ein Kleinkind an Bord (gibt es dafür eigentlich auch Aufkleber?), das auf der letzten Bank im Babysitz lümmelt, einer Geschichte von Astrid Lindgren über die Abenteuer der Ronja Räubertochter lauscht, die aus der Premium-Sound-System mit integriertem 6-fach CD-Wechsler zu uns ins Ohr dringt, um die Phantasie anzuregen, und nicht auf Papa hört. Das provoziert mich dermaßen, so daß ich am höhen- und weitenverstellbaren Lederlenkrad die Lautstärke drossel. Sie können sich vorstellen, welchen Ärger solche Pädagogik nach sich zieht. Mama dreht mit der linken Hand an einem der Knöpfe an der Mittelkonsole auf volle Pulle, was die geschwindigkeitsabhängige Lautstärkeregelung bei mehr PS vermutlich auch geschafft hätte, während sie mit der rechten Hand am beleuchteten Make-up-Spiegel hantiert. Multitasking bei Mutti ist fast so toll wie das Multifunktionslenkrad von Honda!
Genau, zurück zum Thema Testwagen. Der könne uns mit dem aktiven Spurhalteassistent LKAS bei deutlich sichtbaren Fahrspurmarkierungen und einem Tempo zwischen 72 und 180 km/h sicher in der Spur halten, teile ich der besorgten Mutter mit, die ihren Blick vom Spiegel und der vorbeiziehenden Landschaft löst, um auf den Ausflugsverkehr zu achten und mich aus den Augenwinkeln zu beobachten. Es sei denn, fahre ich ungerührt fort, das LKAS registriert „einen Lenkmoment des Fahrers“, der auf einen absichtlichen Fahrspurwechsel hinweist. LKAS? Wir wissen alle drei das Abkürzungsrätsel nicht zu lösen. Ausprobieren darf ich das auch nicht. Was soll bitte schön eine Testfahrt, wenn man nicht testen darf, werfe ich ein. Einzig der Hund versteht sein Herrchen. Ja, auch ein Hund reist mit, auch wenn Frauchen ihn gern daheim und allein gelassen hätte, und das Gepäck, das sich im 406 Liter Kofferaum des 4,75 langen Autos verliert.
Wenn wir schon beim Wechsel (Fahrspurwechsel siehe oben) sind, sollten wir auf Wissenswertem in der LKAS-Angelegenheit hinweisen: Wenn der Blinker angeschaltet ist, dann ist das LKAS ausgeschaltet. So schaffe ich es mit leichter Hand auf die Raststätte am Rande von Fahrspur und Fahrbahn bei Fahrland. Sonst würde die kleine Kamera, die hinter der Windschutzscheibe angebracht ist, mich und mein Testfahrzeug „durch aktive Lenkeingriffe der elektrischen Servolenkung zurück in die durch voll, voller und am vollsten beladenen Lastkraftwagen ausgerollten Rillen bringen, quasi auf Spur!
Das Auto abgestellt und Balast abgeworfen spurte ich erst in die Ablaß- und dann in die Abfüllstation für Fahrer. Nein, nur Kaffee tanken, denn der Behälter an Bord für Super Bleifrei ist noch gut gefüllt. Auf dem Parkplatz gehen Frau und Tochter mit dem Hund Gassi, auch wenn das ausschaut, als würde der Hunde … Egal, das ist hinnehmbar und der Verbrauch beim Schaltgetriebe ist annehmbar. Innerstädtisch sollen es 12,3 und außerstädtisch 7,1 Liter sein. Kombiniert – also wie gerade bei uns – seien das nach Herstellerangaben 9,0 Liter. Bei der Automatik sind es verständlicherweise im Stadtverkehr etwas mehr und bei Überlandfahrten etwas weniger, vorausgesetzt der Fahrer fährt wie ein Biedermann und nicht wie seine Söhne. Durch den Euro-5-Auspuff pustet dieser Accord Tourer satte 215 g/km CO 2 in die Luft. Glück gehabt, ich fahre den Benziner; beim Diesel kommt nämlich noch der allseits unbeliebte Feinstaub hinzu. Beim Hinausgehen überdenke ich das LKAS und bin sicher, im Endeffekt könnte ich die Maschine überstimmen.
Wir fahren weiter und meine besser Hälfte liest die „Hilfe“ der Bedienungsanleitung vor und was das Auto sonst noch hat und kann: EPS und ABS, TSA und VSA, EBD und ACE. Dabei handelt es sich weder um Vitamine noch um Kreditkarten. Beides wäre trotz Finanz- und Wirtschaftskrise noch zur Hand. Womit wir zum Schluß und leidigen Thema kommen: dem Geld. Für volle 40.870 Euro sei der Wagen, der mit allem Drum und Dran ausgestattet scheint, unserer, verkündet meine Frau. Das nötige Kleingeld kommt wohl nicht aus ihrem Portemonnaie, weiß ich und weiter: Der Grundpreis für den 2.4-Benziner beträgt 45.490 Euro. Für Einsteiger hat Honda noch den 2.0 Comfort im Angebot, für den König Kunde nur 25.250 Euro hinblättern muß. Wer Richtung bettelarm tendiert, kann sicherlich in Raten abstottern. Mehr darüber bei ihrem Honda-Händler um die Ecke oder im Internet.
Und mehr über unseren Ausflug an einen Badesee im Brandenburgischen lesen Sie demnächst in den Reise-Rubriken des Weltexpress.
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Alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen und deren Umfeld und realen Handlungen sind rein zufällig.