Monsanto vor Gericht – Vor dem Monsanto-Tribunal in Den Haag

Ethecon-Gündungsstifter Axel Köhler-Schnura und Aktivistin Diane Wilson 2006 vor dem Monsanto-Büro in Düsseldorf. © Ethecon

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Dass in der Branche der chemischen Industrie derzeit die Wogen hochschlagen, das sieht selbst der Einäugige. In keiner Branche wird weltweit so viel auf- und umgewälzt, finden so viele Zusammenbrüche und Zusammenschlüsse statt wie in der Chemieindustrie. Das spiegelt sich auch in den Medien wider. DuPont und Dow, Bayer und Monsanto, Syngenta und ChemChina bestimmen die Schlagzeilen im Ressort Wirtschaft.

Weil Klüngel und Korruption zur Politischen Ökonomie gehört wie die Faust aufs Auge, schlagen sich auch Journalisten im Ressort Politik um das Thema. Bayer und Monsanto haben es auf die Titelseiten der Tageszeitungen gebracht und Interessierte wundern sich, warum selbst, wenn man die Kurs-Gewinn-Relationen der Konkurrenten von Monsanto, Bayer, DuPont und Syngenta zum Beispiel, als Basis der Berechnung nimmt, die durch die Bank um das 24-fache des Nettogewinns gehandelt werden, so dass sich für Monsanto unter Berücksichtigung der 2016er-Buchführung ein Wert von um 40 Milliarden Dollar ergibt, der Laden so hoch gehandelt wurde, denn das würde nur 80 bis etwas über 100 Dollar je Aktie – je nachdem ob man mit offiziellen oder bereinigten Zahlen rechnet – bringen. Nimmt man noch die Verbindlichkeiten, ist Monsanto weit weniger wert. Wer immer Monsanto höher bewertet, der rechnet mit der Zukunft und könnte sich verrechnen. Oder weiß da jemand mehr als alle anderen? Wir wissen, dass bei Monsanto die Gewinne einbrechen, weil sich die Waren mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat immer schlechter verkaufen lassen.

Jedenfalls kaufte Bayer Monsanto für 66 Milliarden Dollar bzw. 128 Dollar je Aktie, was immer noch deutlich über der Bewertung der Analysten der Nachrichtenagentur Bloomberg liegt, die zuletzt bei 115 Dollar je Aktie lag. Übrigens bewegte sich die Monsanto-Aktie vor Bekanntwerden der Übernahmeverhandlungen zwischen Bayer und Monsanto bei rund 100 Dollar.

Weil das Geld aufgrund der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank günstig ist, lässt sich der aus meiner Sicht viel zu teure Kauf billig finanzieren, aber das Glyphosat- und Genmanipulationsproblem nicht wegrechnen.

Monsanto steht zudem in Den Haag vor Gericht. Der weltweit tätige Konzern, der „2006 von Ethecon … wegen seinen Verbrechen an Mensch und Umwelt mit dem bekannten Black Planet Award geschmäht“ wurde, wie Sarah Schneider von der der Ethecon, einer Stiftung mit dem Schwerpunkt Ethik & Ökonomie, die „echt von unten“ sei und dem Leitmotiv „Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!“ folge, mitteilte.

Monsanto werbe zwar mit dem Slogan „Food – Health – Hope“ (Ernährung – Gesundheit – Hoffnung), führt Schneider aus, aber „in der Realität entlarvt sich dies … als leeres Heilsversprechen“. In der aktuellen Ethecon-Medienerklärung vom 13.10.2016 heißt es weiter: „Neben der Verseuchung von konventionellen Ernten mit Gen-Saaten betreibt der Konzern Biopiraterie in großem Maße. So versucht Monsanto sich alle Pflanzen und Tiere, die von dem Konzern patentierten Genketten enthalten für sich zu beanspruchen. Millionen Klagen gegen Biobauern in aller Welt hat der Konzern initiiert.“ Hinzu käme, dass Monsanto Kritiker „ausspionieren lässt und die Bevölkerung mit unzureichenden Informationen täuscht“.

Dieses Wochenende wird in Den Haag wird das Monsanto-Tribunal stattfinden. Laut Ethecon lautet der Tatbestand: „Ökozid, Verbrechen gegen die Umwelt“ und erklärt: „Da dieser Tatbestand bislang nicht vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) anerkannt ist, hat das Tribunal symbolischen Charakter.“ Das Monsanto-Tribunal werde dennoch „Gewicht haben“, weil internationale Anwälte und Richter den Prozess nach „den Verfahrensregeln des Internationalen Gerichtshofes“ führen werden, erklärt Schneider.

Dass das Tribunal laut Ethecon dafür plädieren werde, den Tatbestand des Ökozids in das internationale Strafrecht aufzunehmen, das versteht sich von selbst. Immerhin wolle der IStGH künftig Umweltverbrechen verfolgen, wie vergangene Woche bekannt wurde.

WELTEXPRESS wird ausführlich über das Monsanto-Tribunal berichten.

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1 Kommentar

  1. Die Diskussion um Glyphosat ist keine wissenschaftliche Debatte sondern knallharter Industrielobbyismus. Das ist auch kein Geheimnis sondern von zahlreichen Wissenschaftlern, Zeitungen und in Reportagen der öffentlich-rechtlichen Medien und Umweltorganisationen aufgedeckt worden.
    Ein Zusammenfassung dieses Skandals gibt es in diesem Artikel:

    https://sascha313.wordpress.com/2016/05/24/toedliche-luegen-glyphosat-bfr-die-schande-fuer-deutschland-das-treiben-der-laemmer/

    Das Monsanto Tribunal ist daher ein sehr wichtiger Meilenstein im Kampf gegen die milliardenschwere Chemielobby, denn dort werden hunderte Experten aus der ganzen Welt ihre Informationen zusammentragen, die hoffentlich, wie bei den Panama Leaks, reale strafrechtliche Folgen für Monsanto haben werden.
    Mehr Infos gibt es auf:
    http://de.monsantotribunal.org

    Zahlreiche NGOs und ehrenamtliche Umweltaktivisten sind an dem Tribunal beteiligt, u.a. die Netzfrauen, die seit Jahren, die Machenschaften von Monsanto und Co aufdecken:
https://netzfrauen.org/?s=monsanto&submit=Suche
    Weitere Aktivisten gegen die Pestizid- und Gentechnikproduzenten, die zahlreiche wissenschaftliche und investigative Informationen zu Glyphosat, Monsanto und Chemielobby bereitstellen sind:

    Die Agrarkoordination: http://www.agrarkoordination.de/projekte/roundup-co/glyphosat-infos/gesundheits-risiken/



    Das Umweltinstitut München: http://www.umweltinstitut.org/images/gen/aktionen/Roundup/Studien-Glyphosat.pdf

    Ackergifte Nein Danke: http://www.ackergifte-nein-danke.de/news/68-glyphosatwerte-in-den-organen/view.html

    Das PAN Germany Netzwerk hat aktuell auch eine Faktensammlung zu Glyphosat zusammengestellt:
 http://www.pan-germany.org

    Auch die Wissenschaftler und NGO Umweltaktivisten von TestBioTech klären seit Jahren aktiv über den Industrielobbyismus von Monsanto und die Gefährlichkeit von Gentechnik, Glyphosat und Patente auf Lebensmittel auf:
 https://www.testbiotech.org

    Der BUND ist ebenfalls fleißig im Veröffentlichen der Fakten zu Glyphosat und Monsanto:
 http://www.bund.net/index.php?id=23650

    Auch Foodwatch ist aktiv beim Aufdecken der Fakten zu Glyphosat und Monsantos Industrielobbyismus:


    http://www.foodwatch.org/de/informieren/glyphosat/aktuelle-nachrichten/eu-vertagt-glyphosat-votum-jetzt-heisst-es-dranbleiben/?sword_list%5B0%5D=glyphosat

    Lobbycontrol und Lobbypedia zeigen seit Jahren ebenfalls, wie Monsanto, BAYER, BASF und Co die EU Zulassungsbehörden gezielt beeinflussen und von diesen unterstützt werden zu Lasten der Gesundheit von 600 Mio EU Bürgern:

    https://www.lobbypedia.de/wiki/Bundesinstitut_für_Risikobewertung

    https://www.lobbycontrol.de/2011/09/verschleierte-interessenkonflikte-bei-europaischer-behorde-fur-lebensmittelsicherheit/

    Daher haben dieses Jahr auch 6 europäische Umweltorganisation gegen BfR, Efsa, Mosanto und andere Glyphosathersteller vor dem EU Gericht u.a. wegen der Vertuschung von Studienergebnissen Klage eingereicht, wie man auf der Webseite der österreichischen Umweltaktivisten Global2000 nachlesen kann:


    https://www.global2000.at/glyphosat-anzeige-gegen-monsanto-und-co

    Aufklärung und die Informationen teilen sind daher sehr mächtige Waffen im Kampf zum Schutz der Gesundheit unserer Familien, Freund, Kinder, sowie Tier und dem gesamten Ökosystem, denn die Konzerne haben hunderte Millionen Euro für ihre PR Arbeit, denn es geht bei ihnen um Milliardengewinne.

    Daher kann und sollte jeder dabei helfen die Infos zu verbreiten, denn hinterher kann niemand seinen Kindern sagen, er hätte es nicht gewusst, wenn Glyphosat doch um 15 Jahre verlängert wird, wir über TTIP und CETA und BAYER’s Monsanto Kauf, auch Gentechnik auf dem Teller haben und Patente auf Lebensmittel wie Paprika (Syngenta), Tomaten (Syngenta), Melonen (Monsanto), Brokkoli (Seminis, Tochter Konzern von Monsanto), Schweine (Monsanto, aber gescheitert aufgrund einer Klage von Greenpeace), Rinder, Muttermilch (Nestlé) weiterhin in der EU zugelassen werden.

    
http://no-patents-on-seeds.org/de/information/patente

    Danke