Ein frühes Warnzeichen dafür ist schon der Titel. Versucht ein Werk schon im Titel allzu einfallsreich zu sein, verheißt das selten einen einfallsreichen Inhalt. Hannah Schweier hält ihrem Publikum die vermeintliche Originalität ihres Langfilmdebüts 90 Minuten ununterbrochen entgegen. Das Resultat ist, die dass angestrengt kuriosen und aberwitzigen Momente konventionell wirken. Ihren Anfang nimmt die Handlung in Cindy. Wer jetzt auf einen Porno im Stil von „Deep Throat“ hofft, muss enttäuscht werden. Es beginnt in der Bar „Cindy liebt mich nicht“, wo der Barkeeper Franz arbeitet. Ihn soll die Aura des wilden Lebenskünstlers umgeben. Franz? Wie wild und lässig sind dann erst Hans-Peter und Heinz-Jochen? Und wer ist eigentlich Cindy? Was ein klangvoller Name ist, bleibt selbstverständlich dem individuellen Empfinden überlassen. Dennoch denken nicht wenige bei „Cindy“ an Plattenbauten in Hellersdorf und Cindys Freunde Ronny, Nancy und Mandy. Verständlich, dass eine Cindy nicht einmal einen Franz interessiert. „Du hast nie gefragt wer Cindy ist.“, sagt ihm der Barbesitzer: „Dich interessiert einfach Nichts.“ Merke: Wer sich nicht brennend für die Geschichte von „Cindy liebt mich nicht“ interessiert, dem muss alles völlig egal sein. Soviel Gleichgültigkeit ist einfach unhaltbar. „Eines Tages erzähle ich es dir.“, warnt der Barbesitzer.
„Lass mal.“, erwidert Franz. Doch Maria, die kurz darauf in der Bar auftaucht und Franz Herz betört, hört davon nichts. „Warum so nachdenklich?“, fragt ein anonyme Stimme. Oh, man war gerade am Überlegen wie man unauffällig aus dem Kino… Aber die Frage galt Maria:“Ich muss nur über eine Geschichte nachdenken. Die von Cindy. Cindy und Rainer.“ Hat Cindy Rainer nicht geliebt? Oder hat Rainer Cindy nicht geliebt? Sitzt irgendwo eine trauernde Cindy am Tresen des „Rainer liebt mich nicht“ und jammert: „Du hast nie nach Rainer gefragt.“? Zeitweise zumindest waren beide laut Maria „Cindy und Rainer, das Paar“. Eigentlich jedoch geht es in Schweiers Spielfilmdebüt um Franz, Maria und den aufstrebenden Anwalt David. Er und Franz hatten beide eine Beziehung zu Maria, ohne voneinander zu wissen. Als Maria plötzlich verschwindet, machen sich die ungleichen Männer auf die Suche nach der Frau, die sie lieben. „Ich mag dieses Gefühl nicht einzuschlafen.“, sagt eine Kollegin Davids. In einer Vorführung von „Cindy liebt mich nicht“ kann man das nachvollziehen. Spätestens wenn David und Franz ihre Suche in eine Nervenklinik führt, ahnt man, was es mit Maria auf sich hat. Das als skurrile Pointe gedacht Ende erscheint als vorhersehbare Ausflucht. Was die befreiende Sinnsuche zweier gegensätzlicher Charaktere sein will, ist nur beliebiges Unterhaltungskino.
Komik entsteht in der oberflächlichen Komödie höchstens unfreiwillig: „Stell dir vor, du willst sterben und wirst dadurch unsterblich.“, sinniert Maria. Dergleichen ginge höchsten, wenn man sich durch einen Vampirbiss umbringen möchte. Dem Horrorfilm ist „Cindy liebt mich nicht“ gar nicht so fern. Besonders, wenn es wie auf Festivals Filme im Akkord anzusehen gilt, kann Belanglosigkeit grauenvoll sein.
Titel: Cindy liebt mich nicht
Berlinale Perspektive Deutsches Kino
Land/ Jahr: Deutschland 2009
Genre: Liebeskomödie
Regie und Drehbuch: Hannah Schweier
Darsteller: Clemens Schick, Peter Weiss, Anne Schäfer
Laufzeit: 90 Minuten
Bewertung: (0)