Kaum werden die Termine bekannt, beginnt die Fangemeinde sich in die überschaubare Anzahl der Vorstellungen einzubuchen. Die Zahl der Plätze ist begrenzt, denn dem Aufführungsort soll architektonisch keine Gewalt angetan werden und die Truppe besteht darauf, ohne Mikrofone und Verstärker auszukommen.
Apropos Aufführungsort: Gegeben wird diesmal „Der Bürger als Edelmann“, die Geschichte des aufstiegswütigen Herrn Jordan, im Garten des Höchster Bolongaro-Palastes, eines echten Barockschlosses, das sich seinerzeit ein reichgewordener Schnupftabakfabrikant als angemessenen Wohnsitz errichten ließ – eine geradezu kongeniale Kulisse! Ob Herr Bolongaro wie der Held von Moliere ´s Stück ebenfalls unter Minderwertigkeitskomplexen litt, entzieht sich unserer Kenntnis. Herr Jordan zumindest versucht sich all das in einem Crash-Kurs anzueignen, was ihm seiner Meinung nach zum wahren Edelmann fehlt und das ist vor allem Bildung. Und diese versucht er nun, sich mit aller Gewalt und der Hilfe einiger sehr dubioser Helfer anzueignen. Und da er bar aller Kriterien ist, wird er von diesen nach Strich und Faden betrogen und ausgeplündert. Bei aller Komik bleibt er dennoch eine sympathische Figur: Zwar ist sein Streben oberflächlich (aber da ist er in der Gesellschaft wirklich nicht der Einzige) aber doch gut gemeint. Wie soll er es denn auch besser wissen”¦
Der Moliere ´sche Text wird auch in diesem Jahr wieder von Rainer Dachselt ins Hessische übertragen, der so die von Wolfgang Deichsel begründete Tradition fortführt. Auf die Bühne bringt ihn das Team der „Fliegenden Volksbühne“, die inzwischen glücklicherweise nicht mehr nur in der Luft hängt, sondern im „Cantatesaal“, dem ehemaligen Volkstheater, zumindest vorübergehend eine konstantere Spielstätte gefunden hat. Premiere ist am 14. August, gespielt wird bis zum 7. September. Und wer bei „Barock am Main“ nicht zum Zuge kommt, hat reichlich Gelegenheit die anderen herrlichen Produktionen der Fliegenden Volksbühne, von Faust I über Don Giovanni a trois bis zu hessischen Klassikern wie Niebergalls „Datterich“ dann eben im Cantatesaal zu erleben.
Einzelheiten unter www.fliegendevolksbuehne.de