„Er bekam den Hintern versohlt, weil er immer zu spät kam!“ Man kann Flori gut verstehen, erinnern diese Gewölbe doch an ein Ambiente des Grafen von Monte Christo und regen die Phantasie an. Wir sind hier jedoch beim Grafen von Luxemburg (um im Bild zu bleiben), hier: dem Großherzog Henri von Luxembourg aus der Luxemburger Dynastie.
Die Festung Luxemburg galt wegen seiner strategischen Lage zwischen dem Königreich Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich seit dem 16. Jahrhundert bis zu seiner Schleifung im Jahre 1867 als einer der wichtigsten festen Plätze Europas. Bei den Übergängen von einer europäischen Großmacht zur nächsten (die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, das Haus Burgund, die Habsburger, die spanischen und französischen Könige und schließlich die Preußen) wurden die Befestigungen der Stadt Luxemburg immer wieder erweitert und verstärkt. Die größten Baumeister aus allen Teilen Europas – wie beispielsweise Vauban – haben hier ihre Spuren hinterlassen. Heute vermittelt die Festung Luxemburg diese gemeinsame europäische Vergangenheit. Die Militär- und Zivilbauten innerhalb einer auffallend schönen Umgebung bestimmen den architektonischen Rahmen der Altstadt, die durch ihre Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO im Jahre 1994 Anerkennung fand.
Oberstadt, Unterstadt, St. Michael-Kirche und Alzette-Fluss
Unterschieden wird zwischen der reichen Oberstadt und der ehemals armen Unterstadt, dem „Grund“, den der Alzette-Fluss durchzieht. Eine Führung per Guide erschließt die verborgenen Geheimnisse der Festungsanlagen am charmantesten. Nach einem Café au lait in der Grand Rue, DER Einkaufsmeile der Stadt geht es über die Place d’Arme mit seinem schmucken antiken Gebäuden zum großherzoglichen Palast. „Im Sommer, wenn die großherzogliche Familie in Ferien ist, kann der Palast besichtigt werden.“ sagt Andrea. Von hier aus geht es durch eine Art Geheimgang zu der gastronomischen Insel, der „Ilot Gastronomique“. „Viele Touristen trauen sich nicht, hier durchzutreten.“ Verrät Andrea – gewußt wie! Durch pittoreske, gut erhaltene alte Hinterhöfe gelangen wir zum „Konstschhaus“ . An einem steinernen Balkon steht das Motto der Luxemburger „Mir wolle bleiwe, wat mir sin“ – gut verständlich nach den stets wechselnden Besatzern wie die spanischen Habsburger oder Franzosen. Hierzu empfiehlt sich unbedingt ein Besuch im historischen Museum im Herzen der Altstadt. An 6 Holzmodellen wird die Festung und ihre Festungsanlagen unter ständig wechselnden Eroberern und Besatzern gezeigt: wahre Wunder der Baukunst zumal unter Festungsbaumeister Vaubaun!
Der Weg führt vorbei an der Église St. Michel, älteste Kirche Luxemburgs. „ Die Luxemburger versteckten die Heiligenstatuen und auch den barocken Altar vor den Feinden, die die Stadt besetzten!“ verrät Guide Andrea Rosa. „Sie nahmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest war.“
Bock-Kasematten, Corniche und Neumünster-Abtei
Weiter geht’s zu der Brücke mit Panoramablick, in der der Zugang zu den unterirdischen Bock-Kasematten liegt. Treppauf, treppab – gutes Schuhwerk ist erforderlich bei der Entdeckung der Geheimgänge!
Wieder draußen läßt sich von der Corniche, dem „schönsten Balkon Europas“ aus, der Bockfelsen bestaunen. Die spanischen Habsburger und die Franzosen bauten Wälle am Alzette-Fluss entlang hinunter bis zur Neumünster-Abtei. Der Höhenunterschied kann zu Fuß oder mit einem Aufzug bewältigt werden.
Unten an der Alzette schlendert man vorbei an Guide-Michelin-Sternerestaurants zur Neumünster-Abtei. Auch hier läßt sich vorzüglich speisen, zum Beispiel Luxemburger Spezialiäten wie „Bohnenschlupp“ oder Rindfleischsalat. Ein leckerer Crémant (feinperliger Schaumwein hergestellt nach der Champagnermethode) schlürft sich dabei wie von selbst. Dieses Menue stellt das Entrée für einen Gourmet-Rundgang in Luxemburg dar. Der Hof der Abtei mit anliegenden Gebäuden wird heute für Events aller Art genutzt: Konzerte, Theater, und vieles andere mehr.
Das Hauptmenue kann im Weistuff-Restaurant (Kniddelkinnek) beim „Konschthaus“ genommen werden. „Weißt Du, was Kniddel sind?“ fragt Brigitte verschmitzt. „Knödel?“ wird rätselgeratet. Nein, Kniddel sind tatsächlich mit keiner deutschen Mehlspeise vergleichbar. In einer deftigen Dijoner-Senfsauce werden sie mit typischen kleinen Würtchen kredenzt, dazu einen Moselwein. „Was hätten Sie denn gern: Pinot, Riesling oder Auxerrois?“ Auch hier gilt: probieren geht über studieren! Den Abschluss bildet ein „Quetsch“, typischer luxemburger Pflaumenschnaps. „Prost!“ sagen auch die Luxemburger.
Chocolate House
Das Dessert ruft und wird im „Chocolate House“ direkt vor dem Großherzoglichen Palais gereicht, Blick in die Gemächer inclusive. 60 Sorten Schokolade sind auf kleine Holzgabeln gespießt, die in heißer Milch aufgelöst werden. Graham trinkt die Sorte Ginger, Jane die Whiskey-Sorte. Unsere Schokolade ist biologisch und auch auf Fair trade wird geachtet, sagt Iris, die umwerfend nett und zuvorkommend bedient. „Wir achten auch darauf, dass wir in die Kuchen nicht zu viel Zucker tun, damit der gesunde Kakao besser wirken kann.“ Ein Mirabellenschnaps bildet das Betthupferl.
Am nächsten Tag sollte noch unbedingt die Kathedrale „Notre Dame de Luxembourg“ besichtigt werden mit ihrem schmucken Interieur. Die großherzogliche Familie hat hier eine separate Loge hochparterre für ihre Kirchgänge.
Der Flughafen Findel ist zügig mit dem Bus vom Bahnhof aus zu erreichen.
Bleibt das Fazit, dass Luxemburg eine unglaublich bezaubernde, charmante Stadt ist mit hohem kulturellen Niveau. Mit Gibraltar hat sie ein Dichter verglichen? Luxemburg ist mehr: sie ist eine der wichtigsten europäischen Metropolen, mit all ihren EU-Regierungsgebäuden Schaltzentrale und weist aus der Vergangenheit in die Zukunft.
Websites:
www.lcto.lu – offizielle Webseite des Luxembourg city tourist office
www.visitluxembourg.lu – Landesverkehrsamt Luxemburg
www.hotelsimoncini.lu – stilvolles Hotel zentral direkt neben der Kathedrale gelegen
Mit der Luxembourg-Card kommt man für 11 Euro pro Tag kostenlos oder mit Prozenten in Luxemburg herum, Bus, Bahn, Schiff, Museen und vieles andere mehr. www.visitluxembourg.lu/card-de.html