Eine Zeitreise auf der Ruta Via de la Plata zwischen Salamanca und Gijón

Außenansicht des Parador von Zamora

Auf Initiative des Marquis Vega Inclán setzte König Alfonso XIII bereits 1928 mit der Eröffnung eines Hauses in der Serra von Gredos den Grundstein für ein Netzwerk an Schlafstätten („Parador“ heißt wörtlich übersetzt „zum Schlafen“), mit dem Ziel, durch die Promotion des Tourismus nationales und künstlerisch wertvolles Erbe zu bewahren und damit gleichzeitig Regionen mit weniger Ressourcen zu dynamisieren. Heute ist es deshalb möglich, in Schlössern und Burgen, Klöstern und Herrenhäusern zu wohnen und Charme und Anmut der kulturellen Schätze hautnah zu genießen, ohne auf Komfort verzichten zu müssen – zu Preisen, die im positiven Sinne staunen lassen.

Die von den Kaisern Trajan und Hadrian Ende des 2. Jh. vollendete und auf den arabischen Namen „BaLaTa“ – „gepflasterte Straße“ – zurückgehende Ruta Via de la Plata setzt nicht nur Meilensteine, sondern ist in jeder Hinsicht ein solcher. Gleich einer Kette von Perlen geben sich Traditionen, Kunst und Gastronomie der verschiedenen Regionen die Hand und führen vorbei an Burgen und Schlössern, Türmen und Kirchen, großen Städten und abgelegenen Dörfern, Kathedralen und Universitäten, um gleichzeitig einen Abriß der Geschichte zu liefern.

Ein Spaziergang durch die beliebte Studentenstadt zeigt, wie wohl das im Mittelalter auch als „weise Stadt“ getaufte Salamanca den Titel UNESCO-Weltkulturerbe verdient. Warm leuchtet der goldfarbene Sandstein an der im grandiosen Plateresco-Stil gehaltenen Plaza Mayor mit ihren umschließenden Arkadengängen, der guten Stube und dem verdientermaßen schönstem und harmonischsten Platz des Landes. Neben vielen interessanten Baudenkmälern erfreut sich Salamanca gleich zweier Kathedralen: im Schatten der großen, üppig dekorierten versteckt sich die schlichte, rein romanische, die ihr Vorbild in der 62 km nördlich gelegenen Kathedrale von Zamora fand, ein Bauwerk, das mit seinem mächtigen Vierungsturm, der Ornamentik am Chorgestühl, wunderschönen Ziergittern und Mudéjar-Kanzeln aus Schmiedeeisen vom hohen Anspruch und Können der Baumeister und Künstler zeugt. Zamora, wunderschön auf einem Hügel am Fluß Duero gelegen, über den sich als Ikone der Stadt die historische, 16bögige Steinbrücke spannt, ist Spaniens Stadt mit der meisterhaltenen romanischen Bausubstanz und gilt deshalb als „Museum der Romanik“.

Flußaufwärts den Duero folgend, liegt in 32 km Entfernung Toro, ein in seiner Gesamtheit zum historischen Kunstdenkmal erklärter Ort, dessen fächerförmige Anlage die Stiftskirche Santa Marí­a de Mayor umschließt, deren Mirador Espolón schöne Blicke auf die fruchtbare Ebene freigibt, die als Oase Kastiliens berühmte Weine, schmackhaften Käse und köstliches Obst hervorbringt.

Auch, wenn niemand die „Barrio Húmedo“ („feuchtes Viertel“) mit ihren „Tapas“ („Appetithäppchen“) verschmähen sollte, ist die eigentliche Kostbarkeit der etwa 160 km nördlich, am Schnittpunkt der Flüsse Bernesga und Torí­o liegende 2000 Jahre alten Provinzhauptstadt León, die gleichermaßen uralte Tradition und Modernität verbindet, die Kathedrale Santa Marí­a de Regla. Bei Sonnenlicht überwältigt die kaleidoskopische Lichtfülle, die aus mehr als 1800 m ² farbigen, filigranen Glasfenstern – den schönsten in Spanien – als Ausdruck der mittelalterlichen Himmelsvorstellungen die Kirche in ein Wunder aus Licht und Stein verwandelt. Märchenhaft dagegen mit ihren vier grazilen Türmen und an ein verwunschenes Schloß erinnernd die Casa de Botines, ein vom katalanischen Genius Antonio Gaudí­ entworfenes Jugendstilgebäude.

Der Bischofspalast von Astorga ist ein weiteres Werk des Künstlers, der hier in einer freien Auslegung des gotischen Stils, quasi als architektonische Kapriole, ab 1889 realisiert wurde. Hochgradig funktionale, gleichwohl 2000 Jahre alte Errungenschaften, entdeckt die Stadt derweil mit der begehbaren, in Europa besterhaltendsten römischen Kanalisation.

Wird in Astorga das traditionelle Buttergebäck „Montecada“ verehrt, liebt man in Oviedo die Sidra. Der süffige Apfelwein fließt gerade rund um die renovierte Markthalle Fontán im wahrsten Sinne des Wortes in Strömen, wenn versierte Kellner in einem Einschenk-Ritual das Glas aus einem Meter Entfernung treffen. Der von der Kathedrale San Salvador mit ihrer kostbaren Schatzkammer dominierte historische Kern ist die Quintessenz der Hauptstadt Asturiens und genau so bewerkenswert, wie die von der UNESCO geschützten präromanischen Bauwerke Santa Marí­a del Naranco und San Miguel de Lillo auf dem Hausberg Naranco.

Asturiens drittgrößte Stadt lädt ein zu einem Spaziergang durch die Jahrhunderte. Das historische Zentrum von Avilés wurde von der spanischen Regierung zum Gesamtmonument erhoben und spiegelt die mittelalterliche Gründungszeit (Iglesia de los Padres franciscanos) eben so wieder, wie die sog. barocke (Palacio Municipal, Palacio de Ferrera und Palacio Llano Ponte) und bourgeoise (Parque del Muelle, Plaza del Mercado) städtische Expansion bis zum modernen Urbanismus (Casa de Eladio Muñiz, Palacio de Baslera).

Gijón, Asturiens Metropole am Meer, dagegen hat auf Grund der Zerstörungen im Spanischen Bürgerkrieg außer den römischen Thermen wenig von seiner Vergangenheit bewahren können. Dafür entschädigen das stimmungsvolle Fischerviertel Cimadevilla mit der Plaza Mayor und der Plaza Jovellanos, die Universidad Laboral, einem Prachtstück der Baukunst von 1947, die wunderschöne Aussicht vom Cerro de Santa Catalina, einer alten Festung, die Seeuferpromenade zum Flanieren sowie die Shopping-Meile Calle Corrida. Die Säcke voller Geld dürfen auch hier weiterhin fehlen; eine Kreditkarte hilft dagegen, etwa einheimisches Kunsthandwerk aus dem bernstein-ähnlichen Gagat, Lederwaren oder Keramik zu erwerben.

Wohnen an der Ruta Via de la Plata:

Parador de Salamanca (4 Sterne) Als einer der wenigen Neubauten der Organisation verschmilzt er über seine überdimensionalen Fenster in allen Bereichen geradezu wie ein Open-Air-Museum mit der monumentalen Altstadt.

Parador de Zamora (4 Sterne) Der Renaissancepalast der Grafen von Alba de Aliste birgt ein mittelalterliches Ambiente mit Rüstungen und Wandteppichen, Ornamenten und einem wunderschönen Kreuzgang.

Parador de León (5 Sterne G.L.) Zwischen dem 12. und 16. Jh. errichtet ist das Kloster von San Marcos heute ein lebendes Museum und birgt mit seiner durch die plateresken Fassade auf den Vorplatz ausstrahlenden Stattlichkeit ein einzigartiges Baudenkmal, während das Interieur mit seinen schönen Ölbildern und Antiquitäten, majestätischen Salons und herrlichen Himmelbetten die Geschichte des Hauses und seiner Nutzer, Gläubigen, Gefangenen oder Wanderern, zu erzählen weiß.

Parador de Gijón Molino Viejo (4 Sterne) Die alte Mühle ist eine Oase der Harmonie und Ruhe in der Stadt, die nur vom Schnattern der vielen Wasservögeln im Isabel la Católica Park unterbrochen wird. Gute Lage zum 2 km langen San Lorenzo Strand, einem der schönsten Badeplätze an der Costa Verde.

Weitere Informationen: Paradores de Turismo de España, S.A., Calle Requena, 3, E-28013 Madrid, Tel: 0034 902 54 79 79, Fax: 0034 902 52 54 32, eMail: reservas@parador.es, Web: http://www.parador.es/de/portal.do

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