Liverpool in der „Alten Försterei“?

Die Mannschaft des Liverpool Football Clubs spielt in Anfield. Quelle: Pixabay, Foto: anwo00

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Bullen aus Leipzig stießen sich am Freitag vor 13.500 Zuschauern in der „Alten Försterei“ und blieben in der Wuhlheide gewaltig mit den Hörnern im Gestrüpp stecken. Die Eisernen hingegen machten ihrem Namen alle Ehre. Sie blieben über 90 Minuten hart und gewannen gegen die hochdotierten Sachsen mit 2:1 (1:1).

Taiwo Awoniyi (6.) und Timo Baumgartl (57.) hatten für die Siegtreffer der Unioner gesorgt. Die Leipziger hätten sich nicht beschweren können, wenn die Klatsche noch deutlicher ausgefallen wäre. Genki Haraguchi zirkelte den Ball nur um Zentimeter am langen Pfosten (80.) vorbei. Nur drei Minuten später verhinderte Peter Gulacsi im RB-Kasten mit einer Reflex-Bewegung nach einer Granate von Kevin Behrens einen weiteren Union-Treffer.

Im Flockenwirbel der zweiten Halbzeit schickte sich der Nikolaus keineswegs an, den Leipzigern etwas in den Stiefel zu stecken. Sie rutschen auf Platz acht ab, während die Unioner zumindest für einen Tag über einen Champions-League-Platz freuen konnten. Liverpool in der „Alten Försterei“, nichts ist unmöglich.

Torschütze Timo Baumgartl brachte die Gefühl der Fans auf den Punkt, als er sagte: „Wenn man sich unsere Spiele anschaut, dann sehen die Leute, dass wir mit Herz spielen. Wir haben wie heute immer einen klaren Plan. Wir wussten, wie Leipzig spielt und kamen deshalb zu vielen guten Konter. Wir hätten sogar das dritte oder vierte Tor machen können, aber das ist auch ein Entwicklungsprozess, den wir noch gehen müssen.“

Natürlich glänzten bei der Pressekonferenz auch Unions-Trainer Urs Fischer die Augen: „Das waren wichtige drei Punkte und ein mutiger Auftritt meiner Mannschaft.“ Der beeindruckende Sieg über den Vizemeister ist der Punkt aufs I einer erfolgreichen Zeit.

Nur einem Tag vor dem Sieg gegen RB Leipzig zog Union-Präsident Dirk Zingler auf der Mitgliederversammlung eine beeindruckende Bilanz. „Wir sind jetzt kurz vor Weihnachten mit unserem Profiteam in der Bundesliga auf einem vorderen Platz, im DFB-Pokal und in der Conference League mischen wir weiter mit. Das sind drei wichtige Wettbewerbe. Wir haben mit unseren 280 Mitarbeitern die ganze Kraft ebenso auf den sportlichen Erfolg wie auf eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung gelegt. Wir verkauften unsere Rechte nicht, sondern haben sie kapitalisiert. Wir steigerten unseren Wert um 150 Millionen Euro“, berichtet Dirk Zingler nicht ganz ohne Stolz. Allein das Profiteam verkörpert einen Wert von 80 Millionen Euro. Der Verein erwarb vier wichtige Immobilien in Köpenick, wird den Ausbau des Nachwuchs-Leistungszentrums im nächsten Jahr beenden und beginnt den Bau eines Trainingszentrums für die Profis. Wenn den Eisernen im nächsten Jahr das Baurecht erteilt wird, steigen die Unioner in der „Alten Försterei“ auch in den Bau eines neuen Stadions mit ca. 35 000 Plätzen ein. „Leider dauern die Genehmigungs-Verfahren in Berlin sehr lange. Wir warten schon seit 2017 auf einen Bescheid“, klagt Zingler. Die Unioner spielen seit 1920 auf dem Gelände in der Wuhlheide Fußball und wollen diese Tradition in Köpenick natürlich wahren.

Mit der Zahl von 40 531 (sic !) schockte Zingler die Anwesenden bei der digitalisierten Versammlung. 40 531 ist die aktuelle Mitgliederzahl des Vereins, damit setzen sich die Köpenicker an die Spitze der mitgliederstärksten Vereine in Berlin und allen ostdeutschen Sportvereinen. „Ein riesiges Vertrauen, das wir durch unsere Liquidität rechtfertigen wollen“, betont der Präsident. Insgesamt verfügt der 1. FC Union Berlin e.V. über ein Gesamtvermögen von 250 Millionen Euro. „Bis jetzt haben wir auch die Coronakrise trotz eines Verlusts von zehn Millionen Euro einigermaßen überstanden“, registriert Zingler sachlich. Sauer wird der Union-Boss, wenn er an das Krisenmanagement der Bundesregierung denkt: „Alle stürzen sich auf das Bild des vollen Stadions in Köln. Aber das ist keine Krisenbewältigung. Es hilft nicht, wenn jede Minute etwas anders von dem einen und dem anderen gesagt wird. Es fehlt die Linie und daran ist nicht der Fußball schuld.“ Zingler übernahm 2004 das Amt des Union-Präsidenten. Von der Oberliga (5. Liga) führte er den Verein „zuerst mit Hilfe von Trainer Uwe Neuhaus und jetzt mit Urs Fischer, Manager Oliver Ruhnert und vielen, vielen anderen Helfern von der Küchenhilfe bis zum Geschäftsführer Oskar Kosche in die Bundesliga. „Dort wollen wir bleiben“, stellte Zingler klar.

Da wird selbst Rasenballsport-Leipzig-Manager Oliver Mintzlaff etwas neidisch, obwohl ihn dank der Unterstützung des mächtigen Milliardärs Dietrich Mateschitz (77) finanzielle Probleme kaum drücken dürften. Doch nach dem Weggang von Ralf Rangnick vor drei Jahren und im Sommer von Julian Nagelsmann kommen die Bullen nicht mehr so richtig in die Hufe, was Mintzlaff verständlicherweise zum Schäumen bringt: „Das war eine desolate Leistung, ganz, ganz schlecht. Nicht das, was wir erwartet haben, nachdem wir schon die letzten beiden Bundesliga-Spiele verloren haben. Wir sind hier angereist, um wieder einiges gut zu machen und haben eine katastrophale Leistung abgeliefert. Daher bin ich sehr enttäuscht. Wir haben einen überragenden Kader, der zu den drei, vier besten der Liga zählt. Wir müssen uns genau Gedanken machen, was wir jetzt tun müssen“, schimpfte Oliver Mintzlaff bei „DAZN“. Da dürfte Cheftrainer Jesse Marsch seit gestern wohl auf einem sehr wackeligen Stuhl sitzen.

Anmerkung:

Siehe auch den Beitrag Union Berlin besiegt Rasenballsport Leipzig von Ralf-Rüdiger Okudera.

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