Leichenberge und Blutlachen

Wie die „Welt online“ schreibt, berichtet der Tunesier Salah Kessir aus der libyschen Hauptstadt telefonisch: „Es ist ein Albtraum. Die Menschen verlassen ihre Häuser nicht mehr, überall ist Blut und die Libyer fürchten, dass Gaddafi diesen Krieg gegen sie endlos führen wird.“ In der Tat soll Gaddafi gesagt haben, er habe §genug Geld und Waffen, um noch lange durchzuhalten“ und könnte so zumindest verbrannte Erde hinterlassen. Die angegebenen Zahlen der Toten schwanken zwischen 1000 und 2000.

Auch wenn sich mittlerweile die Staatschefs anderer Länder dazu aufraffen, die Gewaltanwendung in Libyen zu kritisieren, ist das doch nicht viel mehr als ein zaghaftes Vorgehen. Die EU-Mitgliedsstaaten verständigen sich zur Stunde auf ein Sanktionspaket gegen Libyen und wie aus dem deutschen Auswärtigen Amt zu hören war, soll der formale Beschluss Anfang nächster Woche gefasst werden, der ein Waffenembargo und Lieferverbot für Güter, die zur Repression eingesetzt werden können, beinhalten soll. Das Vermögen der Herrscherfamilie soll eingefroren und Einreisesperren gegen den Clan verhängt werden. Ob Gaddafi sich davon beeindrucken lässt, wird sich noch zeigen. Die libyschen Botschafter in Paris sowie bei der Unesco sollen inzwischen ihre Posten aufgegeben haben, der libysche Generalstaatsanwalt Abdul-Rahman Al-Abbar erklärte im Fernsehsender al-Arabija seinen Rücktritt, um sich der Opposition anzuschließen. Soldaten und Polizisten geben im Fernsehsender al-Dschasira bekannt, dass sie sich ebenfalls der Opposition angeschlossen haben und aus den Kasernen ausgezogen seien. Etwa 22 000 Menschen, meist tunesische Staatsbürger, sollen nach UN-Angaben bisher aus Libyen nach Tunesien geflohen sein. Es herrscht der absolute Ausnahmezustand.

Für den morgigen Freitag soll Gaddafi und sein Regime mit dem „Marsch der Millionen“ endgültig gestürzt werden. Aus allen Städten des Ostens soll ein Protestzug für den Nachmittag organisiert werden. Ebenfalls am Freitag hat Nato-Generalsekretär Rasmussen eine Dringlichkeitssitzung des Nordatlantikrats einberufen, dem höchsten Entscheidungsgremium des Bündnisses. Die Lage wird als „dramatisch“ eingeschätzt.

Während die Welt sich Sorgen macht, wie es verhindert werden kann, dass ein Verrückter Krieg gegen sein eigenes Volk führt, ruft Gaddafi in einer neuerlichen, wirren Rede seine Unterstützer dazu auf, zu tanzen, zu singen und Libyen zu verteidigen. Verteidigen, gegen wen?

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