Rentnerin sein findet die pensionierte Lena (Eva-Maria Hagen) toll. Es sei großartig, da man tun könne, was man möchte. Die gleiche Freiheit schätzt Gödeke Michels (Matthias Schweighöfer) am Piratenleben in der Mannschaft Klaus Störtebeckers (Ronald Zehrfeld): „Ich kann tun und lasse, was ich will. Jeden Scheißtag!“ Gödeke will aufs hohe Meer hinaus, Lina in die weite Welt. Der Pirat will der Enge des Bauernlebens entkommen, die alte Dame auf Weltreise, nachdem ihr Häuschen fast abbezahlt ist. Doch gierige Geschäftemacher vereiteln die Pläne von Oma Lina und Ostfriese Michels. In „Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus“ bringt der Kredithai Tobias Hartmann (Daniel Brühl), der die Hartherzigkeit im Nachnamen trägt, Lina um ihre Ersparnisse. In „12 Meter ohne Kopf“ setzt die Hanse Störtebecker und dessen Mannschaft zu. Lina landet im Seniorenheim, Störtebecker im Gefängnis. Beide Figuren eint nicht nur, dass sie durch äußere Widrigkeiten in Bedrängnis geraten. Die vermeintlichen Titelfiguren werden um die Position des Hauptcharakters in ihren Filmen betrogen. Klaus Störtebecker wäre in „12 Meter ohne Kopf“ lieber Bauer und ist auch sonst wenig tollkühn. „Klaus Störtebecker hat Angst vor dem Wind.“, ruft Gödeke Michels fassungslos: „Ist doch Scheiße!“. Das stimmt genau, bezieht man es auf die filmische Umsetzung des Einfalls, Gödeke Michels zur Hauptfigur zu machen. „Dinosaurier“ dreht sich um Linas Altersheimmitbewohner Johann (Ezard Haußmann), der die Filmhandlung kommentiert. Der greise Bankrotteur Johann ist ähnlich trink- und kampflustig wie die Piraten. Johann, Lina und die anderen Heimbewohnern schmieden einen Plan gegen Hartmann; Michels einen anderen, um Störtebecker zu befreien.
Sprachlich besteht kein großer Unterschied zwischen Seemännern und Senioren. Sowohl Haußmann als auch Taddicken legen ihre Dialoge betont modern an. Die Ironie von Sinkels „Lena Braake“ verfliegt ebenso wie die Abenteuerromantik der ausgeschmückten Störtebecker-Legende. Ein paar oberflächliche Anspielungen auf die Wirtschaftskrise, mit denen die Filme sich an den Publikumsgeschmack anzubiedern versuchen, können über den Mangel an inhaltlicher Tiefe nicht hinwegtäuschen. Derbe Pointen und vulgäre Witze lassen beide Filme in der Humorlosigkeit stranden. „Wir sind wie Fische.“, sagt Gödeke Michels über sich und seine Mannen: „An Land fangen wir an zu stinken.“ Und zwar vom Kopf her. Zum Schrecken der Kinoleinwand werden „12 Meter ohne Kopf“ und „Dinosaurier“ durch uninspirierte Drehbücher und eintönige Regie. Gute Akteure wie Eva-Maria Hagen und Matthias Schweighöfer können das Ruder nicht herumreißen, weder von Piratenkahn noch Rentnerkomödie. Das Potential der Inspirationsquellen wird für Frontalhumor und vulgäre Witze verschwendet. „Mach er der Sache jetzt ein Ende.“, bittet zu Anfang von „12 Meter ohne Kopf“ der Henker Michels. Dem kann man angesichts der geistlosen Machwerke nur beipflichten.
Titel: Dinosaurier – gegen uns seht ihr alt ausgeschmückt
Land/Jahr: Deutschland 2009
Genre: Komödie
Start: 24. Dezember
Regie: Leander Haußmann
Drehbuch: Mark Kudlow
Darsteller: Eva-Maria Hagen, Daniel Brühl, Ezard Haußmann, Nadja Tiller
Laufzeit: 104 min.
Verleih: Concorde
Titel: 12 Meter ohne Kopf
Land/ Jahr: Deutschland 2009
Genre: Komödie
Start: 10. Dezember
Regie: Sven Taddicken
Drehbuch: Matthias Pacht
Darsteller: Matthias Schweighöfer, Ronald Zehrfeld, Jana Pallaske, Oliver Bröckner
Laufzeit: 108 min.
Verleih: Warner Bros.