Klare Kante oder Armin Laschet? – Die Dinge müssen erst bis „auf den Grund des Schlundes faulen“

Armin Laschet auf einem CDU-Parteitag 2014. Quelle: Wikimedia, gemeinfrei, CC BY-SA 3.0, Bild: Olaf Kosinsky

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Unterstützer von Norberg Röttgen haben in einem größeren Anteil ihre Stimmen auf der Seite von Armin Laschet platziert, als auf der Seite von Friedrich Merz. Jetzt verdankt Laschet seine Wahl Röttgen, der ihn einst als Landesvorsitzender geschlagen hatte. Der direkte Vergleich im ersten Wahlgang sah Merz vorne.

Da Laschet sich als Fortsetzung von Merkel dargestellt hatte, müssen die Röttgen-Unterstützer das goutiert haben, denn außer der ständigen Kriegstrommelei durch den Kandidaten Röttgen gab es kein weiteres Merkmal auf der Seite von Röttgen. Er dürfte sich dennoch bei dem Block an Wählerinnen und Wählern, die er auf seiner Seite zusammenführen konnte, als Faktor in der CDU/CSU etabliert haben. Dass wird in den künftigen Auseinandersetzungen mit Russland und China auf Seiten der USA von großer Bedeutung sein. Laschet wird in diesen Fragen schon den Anschein zu vermeiden haben, daß Röttgen ihn treibt.

Da Laschet sich als Inkarnation von Merkel dargestellt hat, wird die Auseinandersetzung derjenigen, die eine neue Zeit und Absetzung von Merkel für dringend erforderlich halten, mit Laschet entschieden leichter fallen, als dies bei einem Vorsitzenden Merz der Fall gewesen wäre. Merz wäre bei jeder Position gegen Merkel extrem kritisch von den Profiteuren Merkels gesehen und auch bekämpft worden. Das wird bei Laschet kaum der Fall sein, da er ohne Not sich in diese Rolle begeben hat und bestenfalls von zwei Seiten unter Feuer genommen wird: den Merkel Anhängern, weil er nicht deutlich genug auf ihrer Seite steht. Die Merz-Freunde brauchen nichts zu berücksichtigen.

Politische Mitbewerber werden über diese Wahl deshalb erfreut sein, weil „klare Kante und Laschet“ Widerspruch in sich selbst darstellen.

Es ist müßig, über die Frage Laschet/Söder zu spekulieren. Die Lage für Laschet wird sich ohnehin dramatisch verschärfen, da die Deutschen für den Fall, dass es noch Wahlen zum Bundestag geben sollte, ihn für ihr Überleben und die Drangsalierungen verantwortlich machen werden. Merz hätte freier diese Zeit überstanden, da er sich von Merkel abgesetzt hatte und nicht Ministerpräsident ist. Sei es drum. Von Franz Josef Strauß stammt der berühmte Satz, daß die Dinge „auf den Grund des Schlundes faulen“ müssen.

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Willy Wimmer
Staatssekretär des Bundesministers der Verteidigung a.D. Von 1994 bis 2000 war Willy Wimmer Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).