Khashoggi pfundweise aus dem Konsulat geschmuggelt?

Ein Axt. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wieder einmal ein Journalistenmord, der weltweite Aufmerksamkeit erzielt. Nicht nur, weil sich ein arabischer Despot von einem Kritiker nachhaltig getrennt hat, macht der Fall in allen Medien Furore, es sind auch die fragwürdigen Beteiligten, denen man samt und sonders die blutrünstigsten Gräueltaten unterstellen darf.

Wollte man die türkischen Nachrichten verkürzt wiedergeben, scheint Jamal Khashoggi in die diplomatischen Vertretung Saudi-Arabiens erst in den Keller geschleift worden. Dort erwarteten ihn ein paar humorlose Landsleute, die ihrem Gast einige Fragen stellen wollten. Was die arabischen Verhörspezialisten nicht ahnten, war wohl der Umstand, dass die Türken bereits vor der Eröffnung des Konsulates den ganzen Laden verwanzt und mit Minikameras ausgestattet hatten, um immer auf dem neuesten Stand interner Ereignisse zu bleiben. Eigentlich hätten die Araber das wissen müssen, immerhin ist es ja ein schöner Brauch, dass Nationen sich gegenseitig ausspionieren und belauschen.

Aber Schwamm drüber. Jedenfalls wurden die Türken so Zeuge, wie Jamal Khashoggi aufgrund eines lebhaften Wortwechsels und eines dummen Missverständnisses bei lebendigem Leibe zerteilt und portioniert wurde. Nun ja, das kann in der Hitze einer arabischen Debatte schon mal passieren. Wir kennen das ja auch hierzulande auf deutschen Straßen. Dennoch, jetzt war im Keller der Botschaft guter Rat teuer. Wohin mit den Einzelteilen? Man habe dann die Leiche als handliche Päckchen zerteilt und pfundweise ins Diplomatenauto verladen. Anschließend wurden die Häppchen in einem Waldstück zwanzig Kilometer außerhalb Istanbuls vergraben. Nichts Genaues weiß man nicht, aber man forscht noch.

Überhaupt sind die Informationen und Einlassungen türkischer und arabischer Behörden so widersprüchlich, dass man daraus bequem mehrere Agententhriller stricken könnte. Allerdings behaupteten türkische Kriminalisten, man habe Filmsequenzen und Tonaufnahmen über das bedauerliche Ableben des Delinquenten. Einzusehen ist natürlich, dass die Türken ihre Mitschnitte zurückhalten, denn wer will schon den Beweis antreten, dass man auf fremdem Hoheitsgebiet Konsul und Diplomaten belauscht.

Trotz dieses Hinweises der Türken, dass man stichhaltige Belege für die Metzelei im Diplomatenkeller habe, behauptete das Regime in Riad 18 Tage lang, man hätte keine Ahnung, wo dieser Khashoggi, der permanent gegen sein Land gestänkert hatte, abgeblieben sei. Dann lenkten die Saudis ein und nach einer Schamfrist von knapp drei Wochen erklärten sie, Khashoggi habe eine Schlägerei angezettelt, in dessen Verlauf der 59-jährige Journalist getötet wurde. Ich gebe zu, es klingt weniger martialisch und lässt sich unter Diplomaten und Regenten neutraler verkaufen.

Immerhin hat sich auch der amerikanische Präsident eingeschaltet, der zwischenzeitlich die türkischen Aufnahmen begutachtete, und scheint geneigt, sich den arabischen Ausführungen anzuschließen. Nun ja, ein zuvor abgeschlossener Waffendeal zwischen den USA und dem saudischen Kronprinzen in Höhe von 110 Milliarden Dollar machen die königlichen Argumente, dass sich Khashoggi möglicherweise selbst zerstückelt haben könnte, nur um die Araber schlecht dastehen zu lassen, weitaus glaubwürdiger.
Was soll man dazu noch sagen? Vielleicht eines: Um alle Verbrecher, die derzeit national und international in der Politik sind, auf den Mond zu schießen, bedürfte es vermutlich hunderte von Raketen.

Anmerkungen:

Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde unter dem Titel „Khashoggi pfundweise aus dem Konsulat geschmuggelt?“ im Scharfblick am 20.10.2018 erstveröffentlicht.

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