Kein Durchmarsch der Favoriten – Berliner Eisbären zu unkonzentriert gegen kämpferische Straubing Tigers

Davor hatten die Eisbären die Niederbayern zwei Mal 4:1 dominiert. Was nach der 4:0-Serie gegen Köln bereits der sechste Sieg in Reihe der aktuellen Playoffs war. Und dabei bestätigt, was Nationalverteidiger Frank Hördler verraten hatte: "In den Playoffs, da spielt man automatisch mit höherer Konzentration als sonst."

Doch ausgerechnet beim siebenten Auftritt in der Meisterschafts entscheidenden Phase gönnte sich der Normalrunden-Erste Berlin eine mentale Auszeit. War vom ersten Bully nicht voll konzentriert. Überrascht, dass Straubing, angefeuert in der mit 14 200 Zuschauern ausverkauften O2 Arena  von ca. 800 Tigers-Fans, voll dagegen hielt.

Den Hauptstädtern (Verteidiger Constantin Braun: "Uns fehlte heute der Biss – und vielleicht waren sich einige zu sicher") gelang nicht wie in den beiden vorherigen Begegnungen eine schnelle Führung. Straubing verwickelte die Berliner in harte Zweikämpfe, spielte körperbetont und mit großer Laufbereitschaft und warteten geduldig auf die sich bietenden Möglichkeiten.

Als Berhard Keil dann in der 34. Minute einen Schlenzer von außen in die Mitte gegen eine unaufmerksame EHC-Abwehr ins Tor abfälschte, sah sich der Außenseiter erstmals in der Vorhand. Laurin Braun, der wuselige Berliner Stürmer, luchste noch in der gleichen Minute – die Berliner da in Unterzahl – dem Gegner die Scheibe ab. Wurde gefoult und verwandelte den Penalty zum 1:1-Ausgleich.

Das alles passierte im zweiten Drittel, in dem Straubing (Torschüsse da 22:14) das Geschehen diktierte. Und unsortierte Eisbären unter Druck setzte. Kapitän Richie Regehr agierte ähnlich schlampig wie zuvor die gegnerische Abwehr. Sein katastrophaler Querpass – bei Überzahl der Eisbären – bei der Spieleröffnung geriet praktisch zur unfreiwilligen Torvorlage. Dustin Whitecotton bedankte sich mit dem 1:2.

Die Gastgeber berannten danach vergeblich das Gehäuse der aufopferungsvoll kämpfenden "Eishockey-Gallier". Aber sie waren an diesem Nachmittag nicht effizient genug, nicht präzise im Passspiel und beim Torabschluss. Sie waren nicht wie zuvor den berühmten einen Schritt oder gedanklich schneller als der Widersacher. Der markierte kurz vor Ende noch das 1:3, als Berlin den an der Niederlage schuldlosen Torhüter Rob Zepp aus dem Kasten genommen hatte.

Eisbären-Cheftrainer Don Jackson war so fair, anzuerkennen: "Straubing bot heute die bessere Leistung und hat verdient gewonnen." Sein Pendant bei Straubing, Trainer Dan Ratushny, als erfolgreichster Trainer der Vorrunde ausgezeichnet, meinte: "Dass unsere Defensive gegen die sonst explosiv startenden Berliner standhielt, dürfte der Schlüssel zum Erfolg gewesen sein. Nach einem 0:2 in der Serie mit einem Sieg zurückzukommen, ist nicht einfach. Aber meine Mannschaft
hatte die Energie dafür. Nun freuen wir uns auf das zweite Heimspiel."

Da wollen die Berliner laut Constantin Braun nicht noch einmal solche Fehler in der
Abwehr begehen. Und die durchaus vorhandenen Tormöglichkeiten und die Überzahl im Powerplay besser nutzen.

Allerdings dürfte da ein wichtiger Berliner Leistungsträger erneut fehlen. Nationalstürmer Andre Rankel hatte sich im überharten Hinspiel eine Matchstrafe nach Foul mit Verletzungsfolge eingefangen. So musste er am Montag pausieren und abwarten, welche Spielsperre das DEL-Sportgericht am Dienstag für ihn verhängen würde. Da er dort als Wiederholungstäter behandelt wird, könnte er seiner Mannschaft längere Zeit nicht zur Verfügung stehen.

Durch Rankels Ausfall mussten beim 1:3 die Sturmreihen umgestellt werden, woraus sich mangelnder Kombinations- und Spielfluss erklärte. Constatin Braun aber meinte: "Andre ist natürlich ein ganz wichtiger Mann bei uns. Aber das kann keine Entschuldigung dafür sein, dass heute kein Spieler bis auf Zepp seine Normalform erreichte."

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