Berlin, Deutschland (Weltexpress). Feierstunde im Bundestag, Jubiläumsparty im Bellevue, das Stimmrecht der Frauen wird gefeiert, zu Recht, denn es ist vor allem eine Rechtssache, die die Politik feiern kann.
Dass das Wahlrecht der Frauen seit 1919 insbesondere den Sozialstaat hervorgebracht hätte, wie die Frauenforschung behauptet, dürfte zwar einigen Einfluss auf gewerkschaftliche Forderungen bewirkt haben, aber dass die noch immer patriarchalen Gewerkschaften je die Forderung einer Geschlechter-Parität in den Vorstandsetagen oder doch zumindest einer weiblichen Quote in ihre Tarif-Verhandlungen aufgenommen hätten, nein, nimmer nie.
Dabei scheinen es einzig die Gewerkschaften zu sein, die im Feld der Wirtschaft effektiv dafür Sorge tragen könnten, dass die von den Politikern immer wieder angemahnte Besetzung von Vorstandssitzen mit weiblichen Führungskräften durchgesetzt werden kann. Daraus ist zu schließen, dass es sich mit Bsirske & Co. bei der streikenden Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di nicht anders verhält als in multinationalen Konzernen. Wie aber sieht es im Schloss Bellevue aus?
Die Fortschrittlichkeit dort kennt keine Grenzen: Die Frau Bundespräsidentin Elke Büdenbender lud den Deutschen Juristinnenbund zu einer Jubiläumsfeier ins frühklassizistische Lustschloss Bellevue und sie durfte das Schlusswort, mithin das letzte Wort, zumindest in Frauensachen, sprechen. Super! Weiter so!
Einen Eindruck wie es um das Frauenwahlrecht zuging vermittelt vorzüglich die Schweizer Filmkomödie „Die göttliche Ordnung“ (2017).
Vor dem Hintergrund der 68er Studentenrevolte und den bergigen Provinz-Verhältnissen in der Schweiz wird das, was im Kaiserreich mit seiner Ordnung von Gottesgnaden noch undenkbar, anschaulich.