Je verdächtiger, desto unschuldiger am Mord, aber schuldig dennoch – Serie: „Totengrund“ von Tess Gerritsen und „Mond über der Eifel“ von Jacques Berndorf (Teil 2/2)

Das erst einmal herauszufinden, kostet die Drei viele Autofahrten, Energie und graue Gehirnzellen. Aber, das merkt man dem Autor an, es macht Berndorf einen Riesenspaß die Esoterikbranche mal so richtig in die Mangel zu nehmen, vorzuführen, was an Scharlatanerie dort vorhanden ist, aber auch die Palette an Möglichkeiten des Angebots zum Gespräch mit Höheren Mächten breitzutreten: Geisterseher, Engel, Auraseher, Spiritisten, Channeling-Spezialisten und Astro-Piraten und was nicht noch alles zwischen Himmel und Erde angesiedelt sein kann: Sie alle beteiligen sich bei der Mordaufklärung, für die am Schluß ganz einfache Motive gültig sind: Eifersucht, Neid und tiefer Haß auf alles, was anders ist.

Gerritsens „Totengrund“ können wir uns kurzfassen. Denn die Handlung ist schnell erzählt. Die Pathologin Maura Isles, die eine Liebesbeziehung mit einem Pfarrer hat, fährt auf einen Fachkongreß, wo sie einen Studienbekannten trifft, der sie überredet, mit ihm, seiner Tochter und einem befreundeten Ehepaar in die Berge zum Skilaufen zu fahren. Für sie die Ablenkung aus ihrer schwierigen Lebenssituation. Allein, es geht übel aus. Unheimlich wird einem beim Hören von Schneesturm und den Spuren einer verlassenen Siedlung, wo das Essen noch auf dem Tisch steht und das Unheimliche allgegenwärtig ist.

Aber auch hier hat die Autorin Fallstricke eingebaut. Das mochten wir nämlich nicht glauben, daß die Sympathieträgerin Maura eine der Leichen im Auto ihres Studienkollegen gewesen sein könnte. Aber die Polizei glaubt es und so sollen ihre Überreste beerdigt werden, aber Freundin Jane Rizzoli, ebenfalls Pathologin, findet heraus, daß diese Verbrannte nicht ihre Freundin ist, schreitet ein und alles findet am Schluß seine Aufklärung. Selbst für den Pfarrer war der potentielle Tod seiner Geliebten ein Hinweis darauf, fürderhin auch öffentlich zu ihr zu stehen.

Wie gesagt, was dieses Hörbuch so außerordentlich hörbar macht, ist die Erzählerstimme von Mechthild Großmann, die nicht nur die Vielzahl der Stimmen glaubwürdig macht, sondern auch die vielen medizinischen und pathologischen Details verständlich formuliert, vor allem aber das Unheimliche der Vorlage exakt trifft. Daß diese Vorlage uns erst einmal alle in die Irre führt, merken nur Krimispezialisten, denn selten ist es am Schluß derjenige, der die ganze Zeit verdächtig erschien. Und auch hier packt uns die Autorin an unseren eigenen Vorurteilen. Denn der avisierte Mörder, gleich eine ganze Gruppe, den hätten wir auch gerne aus dem Verkehr gezogen. Raffiniert gemacht.

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Tess Gerritsen, Totengrund, Random House Audio

Jacques Berndorf, Mond über der Eifel, Radioropa Hörbuch

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