Berlin, Deutschland (Weltexpress). Tief im Westen, wo einst die Sonne verstaubte, wie Gröhlemeyer brüllte, soll ein Denkmal gebaut werden. Nein, nicht in Bochum und nicht für den mit bürgerlichem Namen Herbert Grönemeyer heißenden Herr, sondern für Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin.
Die 2,15 Meter hohe Statue des Russen ist fertig. Laut Gonne Garling in „Bild“ (5.3.2020) soll sie in „den 1930er Jahren in der Sowjetunion“ hergestellt worden sein und „zuletzt in Tschechien“ gewesen sein. Unter der Überschrift „Gericht kippt Baustopp – Gelsenkirchen kriegt ein Lenin-Denkmal- Das erste in Westdeutschland“ notiert sie ferner: „Für einen unbekannten Betrag ersteigerte die MLPD die gusseiserne Figur im Internet, holte sie nach Gelsenkirchen.“
Der Bauplatz vor der Zentral der Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) ist vorbereitet. Und die befindet sich in Gelsenkirchen-Horst, wo auch das Horster Schloss steht. Laut Patrick Bahners in „Frankfurter Allgemeine“ (4.3.2020) seit die Einweihung „für den 14. März, fünf Wochen vor Lenins hundertfünfzigstem Geburtstag, geplant.
Nichts gegen Marx und Lenin, aber die MLPD dürft nicht weit davon entfernt sein von dem, was Helmut Müller-Enbergs einst in seinem Aufsatz „Eine stalinistische Sekte wird 40 Jahre alt – seit 25 Jahren heißt sie MLPD“ wie folgt beschrieben hat, als er die Partei genannte Veranstaltung als „stalinistische Sekte“ bezeichnet. Ob innerhalb der Organisation nach Ansicht von Rudolf van Hüllens „enorm repressive Strukturen, die darauf abzielen, die Mitglieder völlig ihrer Kontrolle zu unterwerfen“ herrschen, das darf diskutiert werden, aber nah an der Wirklichkeit dürften diese Worte liegen.
Halb dürften ihre Mitglieder in die Organisation gezogen worden sein, halb hineingefallen. Einmal drin ist die MLPD das A und O im Leben der Leute, die Textpassagen aus blauen und braunen Bänden aufsagen wie Mullahs Suren.
Zur Surensuppe der MLPD gehören nicht nur Marx und Lenin, auch Engels und Thälmann, Stalin und Mao, Liebknecht und Luxemburg werden in den Eintopf geworfen, an dem vor allem Willi Dickhut schmiedete, der den „Revolutionärer Weg“ gründete, dauernd dafür schrieb und bis beinahe zu seinem Tod im Mai 1992 dafür verantwortlich war.
„Willi wählen“ galt auch für Dickhut, der Schlosser und Dreher lernte, nicht nur unter MLPD-Mitgliedern Kult war. Desse Statue sollte man in der Arbeiterstadt Gelsenkirchen aufstellen und zwar vor dem Willi-Dickhut-Museum, das sich als Museum zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung versteht, damit man es besser findet.