Das stimmt. Sicher liegt das auch daran, daß im Eintrachtkader kein Ausfall stattfand, stattdessen Spieler wie Chris zur Höchstform aufliefen. Er war unermüdlich, scheute kein Auseinandersetzung, wurde so für Eintrachtchef Heribert Bruchhagen der „Turm in der Schlacht“, erzielte für Skibbe „eine überragende Leistung“, der ihn auch als „Abwehrbollwerk“ bezeichnet, Chris war einfach blitzschnell und überlegt überall, bereitete das Siegestor in der 57. Minute vor – und bekam in der 90. Minute für seinen körperbetonten Einsatz die gelbe Karte, die allerdings und das kommt strafverschärfend hinzu, seine fünfte war und ihn erst einmal pausieren läßt.
Das anfängliche Spiel sah ganz und gar nicht nach einem für die Eintracht aus. Zu holprig lief es hier und die schon erwähnten Ballabnahmen brachten diesen stets in Richtung Eintrachttor, wo allerdings Oka Nikolov große Ruhe verbreitete. Eigentlich machten die Bremer auf dem Rasen was sie wollten, nur schossen sie keine Tore. Trainer Thomas Schaaf äußerte sich über seine spielbestimmende Mannschaft mit ihrer Ballkontrolle positiv, sagte aber deutlich: „Wir sahen immer wieder sehr gute Aktionen ohne Ergebnis. Der Aufwand braucht das Ergebnis.“ Und will seine Mannschaft „bissiger und energischer“ und siegen sehen. In der Tat roch alles nach einem Werdertor. In der 19. Minute war es Markus Rosenberg, dessen Kopfball kein Tor wurde und in der 30. konnte Marco Russ den Schuß von Aaron Hunt abwehren.
Wenn unterm Strich dann die Bremer dreizehn Torschüsse aufweisen, die Eintracht nur sechs, von denen einer traf, sagt das viel darüber aus, was alle als ’spielbestimmend` und ’spielstark` den Bremern attestierten. Das setzte sich auch in den Ecken fort, von denen die Gäste sieben erzielte, die Heimmannschaft nur vier. Erst recht gilt das für die Flanken, die bei den Bremern 21 mal flogen, bei der Eintracht gab es nur 10. Auch die Ballkontakte lagen zu 58 Prozent in deren Hand, beziehungsweise in den Füßen der Gäste. Allerdings – und hier wendet sich das Blatt – gingen 54 Prozent der Zweikämpfe auf das Konto der kämpferischen Eintracht, also blieben nur 46 Prozent für die Werderaner. Daß die Eintracht gleich neun Abseits erhielt, die Bremer nur zwei, zeigt die Geschultheit der Gäste.
Dagegen kam also nur Kampfgeist an, den die Eintracht auch nach der Pause erst einmal zeigte. Noch stärker aber die Bremer, die in der Kabine wohl zur Offensive verdonnert wurden, was sich als leereres hinteres Feld zeigt, weil alles nach vorne geworfen wurde. Das überraschende Tor in der 57. Minute für die Eintracht war eines mit vielen Anläufen. Der Ball sprang von Spieler zu Spieler, dann war Chris dran, legte vor und sein Abwehrkollege Marco Russ schoß einfach ins Tor. Nachher sagte er dazu, daß er den Ball gar nicht so richtig getroffen habe, er aber in Richtung Netz getrudelt sei. Dieses Tor sagt viel über die Situation der Eintracht aus, in der wegen massenhafter Verletzungen und langwieriger Erkrankungen insbesondere bei den Stürmern nur noch Nikos Liberopoulos übrigblieb, der übrigens in der 12. Minute torgefährlich wurde, daß erneut aus der Abwehr heraus das Tor fiel. Glück allerdings für die Eintracht, daß es das siegesbestimmende blieb, weil die Bremer schliefen. Das sollte sich fünf Minuten vor Schluß ändern. Als geballte Macht kamen die mit den großen Namen aufs Feld: Claudio Pizarro, Daniel Jensen und Hugo Almeida, um doch noch das Spiel herumzureißen. Damit war aber nichts.
Heutiger Stand ist, daß Eintracht Frankfurt mit 27 Punkten auf Platz sieben nur einen Platz hinter Werder Bremen steht. „Die Tabelle lügt nicht“, äußerte dazu Trainer Schaaf galant, während Michael Skibbe deutlich davon sprach, daß sich am Schluß die Bremer sehr viel weiter oben als die Eintracht befinden werde. Dennoch konnte man in Frankfurt die heutige Situation so richtig genießen und ist voll Erwartung für den nächsten Samstag gegen den 1. FC Nürnberg, während Werder zu Hause Bayern München empfängt.