Im finalen Tiebreak die besseren Nerven demonstriert – Die BR Volleys gewinnen gegen Friedrichshafen ihre fünfte Meisterschaft

Friedrichshafen bleibt mit 12 Meisterschaften Rekord-Titelträger, ging aber erstmals nach 15 Jahren ohne einen Titel aus der Saison. Den DVV-Pokal hatte sich Generali Haching gesichert.

Wie im Vorjahr in Haching fiel die Entscheidung zugunsten der BR Volleys auswärts. Und erneut in der Verlängerung des fünften Durchgangs. Und wiederum, als am Sonntag am Bodensee bei 4:8 und 5:9 die Schützlinge von BR-Cheftrainer Mark Lebedew die Partie fast schon verloren hatten.

Da habe er tatsächlich einen Moment gezweifelt, gestand der Australier Lebedew hinterher. Aber dann haber er sich daran erinnert, dass seine Jungens schon so oft bewiesen hatten, dass sie nie aufgeben und dem Geschehen eine Wende geben konnten…

Doch Lebedew reagierte selbst, brachte für den Aufschlag den nervenstarken Kroaten Roko Sikiric. Der hatte nach langem Verletzungsausfall in der Saison selten gespielt und gehörte nicht zur Startformation. Sein Selbstvertrauen hatte darunter aber nicht gelitten. Sikiric servierte präzise und fehlerfrei. Brachte die Annahme des VfB in Schwierigkeiten und ermöglichte so Block/Abwehr der BR Volleys eine „Berliner Mauer“ zu errichten. Berlin schaffte das 10:10, 11:11 und zog dann zum 15:11-Tiebreak-Satzgewinn davon.

Weil nach Sikiric auch Felix Fischer und Paul Carroll ähnlich auf höchstem Niveau servierten und die Mannschaft die Häfler mit ihren Blocks entnervten. Symptomatisch: Der angriffsstarke Bulgare Valentin Bratoev verzog seine Gewaltschläge ins Aus!

Er habe, so Berlins Meistercoach Lebedew, in diesem Endspiel „alle sieben Stufen der Hölle, aber auch einige Stufen des Himmels durchlebt“. Den Ausschlag habe ergeben, dass „meine Mannschaft in den wichtigen Momenten die beseren Nerven hatte.“

Was VfB-Trainer hinterher indirekt bestätigt: „Wir haben in entscheidenden Augenblicken zu unklug und zu hektisch agiert“. Er selbst hatte dazu ungewollt beigetragen, als er im zweiten Durchgang allzu laut und deutlich eine Schiedsrichter-Entscheidung monierte. Das wurde mit einer gelben Karte gegen den Coach sanktioniert, was den Berlinern einen Punkt bescherte. Und ihnen letztlich weiter half, einen Rückstand in den Satzgewinn und die 2:0-Führung zu verwandeln.

An diesem eigentlich marginalen Vorfall lässt sich ablesen, dass Friedrichshafen halt den Status als Branchenprimus verloren hat. Einen Moculescu in seinen glanzvollen Erfolgsjahren, in denen das Doppel aus Pokal und Meisterschaft sowie einmal der Triumph in der Champions League gefeiert wurde, hätten die Unparteiischen zumal in einem Heimspiel wohl nicht so strikt zur Ordnung gerufen.

Danach wetterte er gegenüber dem Moderator des Internet-Senders Laola-TV noch monologartig über die Schiris, um etwas später sportlich fair einzuräumen, die Berliner hätten als bestes Team der Saison den Titel verdient.

Zu einem fünften Finalduell in Berlin ist es also nicht gekommen. Obwohl die Häfler ihre Aufschlagstärke (10 direkte Punkte/ Berlin 5) erneut ausspielten. Obwohl sie vier Akteure mit zweistelliger Punktausbeute in ihren Reihen hatten (Simeonov 25/ Bratoev 22), die Berliner Angriffslast vor allem durch Paul Carroll (31) und Robert Kromm (22) getragen wurde. Auch in der Angriffseffizienz waren die Finalisten mit 45 % gleichauf.

Lediglich in den direkten Blockpunkten hatten die Volleys mit 10:7 die Nase vorn. Weil die Blockspezialisten mehr Unterstützung durch die Angreifer Kromm/Carroll und den Zuspieler Kawika Shoji erhielten.

Blocken ist aber auch Ausdruck des unbedingten Siegeswillens, „der diesmal bei uns wohl stärker ausgeprägt war“, wie BR-Manager Kaweh Niroomand feststellte. Als er das in das Mikrofon sagte, hatte er sein kariertes „Glückshemd“ aus dem Vorjahrsfinale an. Und darüber das Meister-Shirt mit den aktuellen Daten.

Vor drei Tagen lagen die T-Shirts in der Berliner Max-Schmeling-Halle auch schon parat. Da endete aber der erste Matchball mit einem 1:3 gegen besser fokussierte Friedrichshafener. All die kleinen Signale der angedachten Meisterfeier – die Medienpräsenz, die Verbandsoberen, die Anwesenheit der Freunde und Angehörigen – hatten da die Volleys zu sehr abgelenkt.

Und die Blümchen für die Siegerehrung wurden am Donnerstag in Berlin noch an Helfer und Gäste verschenkt.

Diesmal gab es den Fokus auf das Kerngeschäft – Schmettern, Punkten, Blocken, Kämpfen – und die Blumen blieben beim alten und neuen Meister.

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