„Pomp“ der Apfelweinsecco aus dem Hause Höhl perlt ins Glas. First Class, das Cuvée aus Riesling-Sekt vom Rheingau und dem Saft der seltenen Apfelsorte Champagner-Reinette von heimischen Streuobstwiesen. Höhl’s in Hochstadt – ein Traditionsunternehmen, die älteste Apfelweinkellerei Deutschlands, 1779 gegründet – ist in Hessen das Synonym für „Äppelwoi“. Fünf Sorten werden bei einer Weinprobe kredenzt – immerzu im „Bembel“ dem zünftigen Schankgefäß aus Steingut vom Kannebäcker Land. Zuerst „Blauer Bock Urtyp“, fruchtig-süffiger Geschmack, ach ja, die Serie, glotzen und glucksen bei Opa und Oma auf dem Sofa, dann der naturtrübe „Schoppepetzer“ gefolgt vom herb würzigen „Speyerling“ und als was Prickelndes der „rosé“ – Apfel plus schwarzer Johannisbeere. Jetzt kommt „Pomp“ mit Aplomb. Und natürlich passen die Speisen zur Apfelweinfolge – und zur „Grie Soß“, Goethes gern gelobter Grünen Soße aus sieben Kräutern: Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer, Schnittlauch sowie saurer Sahne, ein paar hartgekochten Eiern und der passenden Prise Essig, Öl, Salz und Pfeffer. Apropos Essig: Sauer macht lustig und „Bioess“ ist dazu noch ein ganz gesunder Genuss, vegan und ein gutes Kurgetränk.
„In den aus wilden Wiesenflächen, hoch aufschießenden Kastanienbäumen, Laub- und Nadelhölzern vielzahliger Herkunft komponiertem Park knickt (schreibt Jürgen Roth in „Öde Orte“) unweit der Chulalongkorn-Quelle die Kisseleffstraße ab. Dort wohnte unter Tausenden von älteren Personen nur vermeintlich gut geschützt A. Herrhausen. Der Donnerschlag erschütterte, fortgepflanzt im weitverzweigten Resonanzröhrenkörper des Kanalisationssystems, drei Viertel der Stadt.“ Seltener, historischer Paukenschlag. Heute herrscht Ruhe, wohltuend nach der Hektik der Hauptstadt wo wir herkommen. Recht elegant und charmant verspielt erscheint der Kurort, anöden tun wir uns nicht. Modisch war er wohl nur als der spätere Edward VII den ’Real Homburg Hat’ kreierte. Aber schön schlendern ist weiterhin angesagt, von Heilbrunnen zu Heilbrunnenrund, von einem Flipp-Plopp der Bälle zum nächsten. Die englischsprachige Kolonie prägte den Ort, ein Tennisplatz wurde angelegt, der erste auf dem Kontinent, später der erste Rotsandplatz der Welt. Gespielt wird hier bis heute, wie auf dem Golfplatz im Kurpark dem zweiten „drüben“ in Europa. Rund rollt es ebenfalls in einer besonders ergiebig sprudelnden Quelle – der Spielbank, bereits 1841 von den Brüdern Blanc gegründet – und 1872 von Preußen als Sündenpfuhl geschlossen. Woraufhin Francois Blanc Monte Carlo berühmt machte. Aber Bad Homburg blieb begehrte Adresse auch ohne Casino. 1949 wiederöffnet, kommt nun jeder mit prallgefülltem Portemonnaie beim schnellen Dreh zum Zuge. Nobel, ganz gelassen und herrlich entspannt schreiten wir lieber durch das „Kur-Royal„ im altehrwürdigen Kaiser-Wilhelms-Bad. Genießen mit allen Sinnen umhüllt von Sari oder Sarong eine erstaunlich vielfältige Wellnesslandschaft. So haben wir in Bad Homburg doch noch ein Highlight gefunden. Neben Schloss und der nahen Saalburg, beide bereits beschrieben, versteht sich. Und unserem Logis, dem Maritim.