Heute wird sie offiziell getauft – Ein letztes Mal auf Sightseeing-Kurs per Kajak zur „Crystal“

MS Crystal Endeavor am Ausrüstungskai der MV-Werften Stralsund. © Foto/BU: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Stralsund, 2021

Stralsund, Deutschland (Weltexpress). Es juckt einen in den Fingern: zum Paddel zu greifen und dann per Kajak ab auf den strahlenden Sund! Das Wetter der vergangenen Tage ist ja geradezu traumhaft gewesen. Wie sagten schon die ollen Römer: carpe diem, nutze den Tag!

Auf dem kabbeligen Sund herrscht ungewohnte Stille. Doch es gibt ein Foto-Ziel: das am Ausrüstungskai der Werft liegende Kreuzfahrtschiff „Crystal Endeavor“. Dann kommt der Moment: Wellen taxieren, die kleinste abpassen, Handy aus der Brusttasche – und Schuss! Bloß kein Blick aufs Display, sondern noch mal auslösen und dann beidrehen. Meine wackligsten Fotos bisher.

Auf der M-V-Werft gegenüber wird nach zwei Probefahrten letzte Hand gelegt an das 165 Meter lange und 23 Meter breite 20.000 BRZ-Expeditionskreuzfahrtschiff „Crystal Endeavor“ der Polar-Klasse PC 6, größte Megayacht der Welt mit Eisklasse. Seitdem das 350-Millionen-Schiff am 21. Dezember 2019 ausgedockt worden ist, wurde – mit langer Corona-Unterbrechung – unter Hochdruck an dem luxuriösen Innenausbau gearbeitet, damit im Juli die erste Reise ab Reykjavik auf Island starten kann. Arbeiter und Spezialisten von Firmen aus ganz Europa, darunter Italien, Polen, China, Rumänien, Russland waren daran beteiligt.

Die ersten Reisen sind schon jetzt mit 200 Passagieren, die von 200 Crewmitgliedern betreut werden sollen, komplett ausgebucht. Das haben Crewmitglieder aus Brasilien, Japan und Indonesien berichtet, die in diesen Tagen Stralsund-Rundgänge unternehmen, u. a. auch durch das Heilgeistkloster, wo sie der OZ gesagt haben: „Jetzt ist Cleaning angesagt, also wir bringen die Innenräume auf Hochglanz. Diese letzten Tage vor der Indiensstellung sind immer die schlimmsten, da wird noch mal penibel in jede Ecke geguckt.“ Am Samstag, dem 26. Juni ist die Frist abgelaufen, um das feine Schiff auslaufklar herzurichten. Dann nämlich wird das Schiff getauft.

Paddelnahe Begrüßung der Crystal-Endeavor-Nase. © Foto/BU: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund, 2020

Danach kommt das „Loading“, wie die Verproviantierung in der Bordsprache heißt. „Da müssen alle mit anpacken, das ist harte Arbeit!“ Für die geforderten Preise müsse den meist amerikanischen Gästen natürlich auch nur das Feinste geboten werden.

Über Island-Umrundungen mit kleinen Anlaufhäfen hinaus, die großen Schiffen verschlossen sind, ist geplant, Regionen zwischen Arktis und Antarktis anzulaufen, die zu den entlegensten der Erde gehören. Zwei Hubschrauber und ein U-Boot werden dabei völlig neue Perspektiven und Eindrücke bieten. Das bietet bisher kein Konkurrenzunternehmen. Alles unter dem Motto: zwischen Abenteuer und Luxus. Die Gäste sind ausschließlich in Suiten von bis zu 105 Quadratmetern untergebracht, für die pro Person bis zu 25.000 Dollar hingeblättert werden müssen.

Wann genau das Luxusschiff Stralsund endgültig verlässt, wissen die Crewmitglieder auch noch nicht. Aber der Reisebeginn bzw. die Einschiffung soll am 16. Juli in Reyjkjavik eingehalten werden. Der Kurs wird dann in maximal drei bis vier Tagen von der Ostsee rund um das dänische Skagen quer über die Nordsee in den Nordatlantik führen – natürlich ohne Gäste. „Sicherlich werden dann noch Handwerker und Techniker einige Kabinen belegen“, sagt eine junge Frau von der Crew, „aber das ist bei neuen Schiffen meistens so: Arbeit bis zum letzten Augenblick“. Auf jeden Fall sei die „Chrystal“ eine weltweit sichtbare Visitenkarte für den MV-Schiffbau und ihre Experten vom Sund.

Anmerkungen:

Siehe zum Thema auch die Beiträge

von Dr. Peer Schmidt-Walther.

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