Das Angriffsspiel der Platzherren war einfallslos bis erbärmlich und das gegen die schlechteste Abwehr der zweiten Liga mit den meisten Gegentoren. Ein gellendes Pfeifkonzert bei Halbzeit begleitete den Tabellenführer. Gut, ein Unentschieden hätte zum Aufstieg auch gereicht, gut, die Gäste verteidigten mit Mann und Maus. Aber das war ja allen vorher klar. Deshalb ist mein „gut“ in vielerlei Hinsicht total fehl am Platze und es sollte hinblickend auf die Eliteliga den Machern zu denken geben. Erfolgstrainer Jos Luhukay traute seinen Augen nicht und raufte sich unentwegt die Haare vor lauter Sand im Getriebe gegen Sandhausen. Amateurhaft und grauenvoll die Pässe in die Tiefe.
So spät das eine Tor auch fiel, so spät erwähne ich es in diesem Bericht. Herthas Coach hatte nämlich bereits nach 25 Minuten die Nase voll, opferte zugunsten für „Sturmtank“ Sandro Wagner einen Abwehrspieler – Jon Anthony Brooks. Doch es kam keineswegs mehr Elan oder gar Angriffsschwung ins Spiel. Bereits in der 52. Spielminute opferte Luhukay einen zweiten Abwehrspieler – Levan Kobiashvili. Für ihn kam Änis Ben-Hatira. Doch das Spiel in die Spitze und nach vorn wurde nicht besser. Geradezu beängstigend schlimm, was aus dem Mittelfeld kam. Laut Statistik kam Sandhausen sogar zu fünf Tor-schüssen, bei Hertha wurden deren 16 gezählt, aber meist waren es Schüsschen; selbst Standards und 9:1 Ecken brachten nichts. Es war zum Verzweifeln.
Den zweiten Durchgang hatte Jos Luhukay sich also ganze sieben Minuten angeschaut, bis Ben-Hatira kam und den Auftritt von Sandro Wagner schaute sich der Trainer nur bis zur 70. Minute an und reagierte mit der Höchststrafe für einen Eingewechselten, nahm ich wieder vom Feld. Pierre-Michel Lasogga kam.
Ansonsten vertraute Luhukay fast genau der Elf, zumindest zu Beginn, die zuletzt gegen Braunschweig ein recht ordentliches Spiel hingelegt hatte, d.h. für den verletzten Peter Pekarik kam Marcel Ndjeng wieder in die Startelf und für den Käpt’n Peter Niemeyer (Gehirnerschütterung) kam Maik Franz wieder zum Zuge. Eine Werbung für die nächsten Spiele betrieben die Akteure nicht. Am spitzigsten der spät eingewechselte Pierre-Michel Lasogga.
Dass dem mit Kreuzbandriss Langzeitverletzten das Tor gelang, war bestimmt kein Zufall. Die wertvollsten Flanken schlug bezeichnenderweise der junge Nico Schulz. Sami Allagui scheint es total verlernt zu haben oder hat das präzise und rechtzeitige Flanken nie gelernt. Mein Nachbar bemerkte boshaft: „Schnell ist dieser Allagui ja, wenn er nur noch Fußball spielen könnt“. Luhukay hat mit ihm große Geduld bewiesen. Nehmen wir aus Sicht der Herthaner wie eingangs beschrieben: Geschafft ist geschafft! In Minute 85. Köpfte Ramos die Linksflanke gegen das Lattenkreuz und Lasogga reagierte volley aus drei Meter.
Die letzten vier Begegnungen, in denen Bundesligareife von der Mannschaft und einzelnen Spielern nachgewiesen werden kann lauten: Sonntag, 28.4., in Hamburg bei St. Pauli, Freitag, 03.Mai, 18.00 Uhr Heimspiel gegen Erzgebirge Aue, Sonntag, 12.5., in Köln gegen den 1.FC und zu allerletzt Sonntag, 19.Mai gegen Energie Cottbus zur Abschlussparty, dem freidigen Ereignis: „Nie mehr zweite Liga“!