Herrliche Ausflüge in der „Romagna Mia“: Gemälde von Raffael und Melozzo, kostbare Folianten in der Bibliothek von Malatesta, Radtouren á la Nove Colli – Serie: Highlights an der italienischen Adria (Teil 2/2)

Die von wechselvoller Historie geprägte Romagna, wie der zum Adriatischen Meer hin gelegene östliche Teil der heutigen Region Emilia-Romagna heißt, kann sich mit der erst 1995 geschaffenen Provinz Forlí¬ und Cesena eines seiner typischen Kerngebiete rühmen. Diese Gefilde haben wohl seinerzeit auch den großartigen Renaissance-Künstler Leonardo da Vinci bezaubert, als er – aus dem nahen Ravenna kommend – für die Malatesti ein Kanalsystem ersann, das Cesena mit dem 15 Kilometer entfernten Meer verbinden sollte. Realisiert wurde bekanntlich nur der eindrucksvolle Hafenkanal von Cesenatico. Übrigens, ein Künstler von heute, berühmter Regisseur aus Bologna, hat einmal anerkennend eingeräumt, dass die Romagna so etwas wie ein „verheißenes Land“ der Emilia sei, jenes anderen Landesteiles der Region. Die Romagnolen sind ausgesprochen stolz auf ihre Heimat, deren Sohn Secondo Casadei, 1906 in Sant’Angelo di Gatteo geboren, das inzwischen in aller Welt bekannte Tanzlied „Romagna Mia“ („Meine Romagna“) geschrieben hat.

Also auf zu einigen kulturgeschichtlichen Sehenswürdigken in den Städten Forlí¬ und Cesena, die ja nur 20 Kilometer auseinander liegen. Das Herzstück der Provinzhauptstadt Forlí¬ (118. 000 Einwohner) ist die Piazza Saffi mit der romanischen Abtei San Mercuriale, dem Palazzo del Podestí  in romanisch-gotischem Stil und dem prächtigen Rathaus, wo einst die Ordelaffi-Herrscher wohnten. Unbedingt zu einem Bummel durch Forlí¬ gehört die Besichtigung der mächtigen Festung Rocca di Ravaldino aus dem 14./15. Jahrhundert.

Ein ebenfalls kulturell bedeutender Platz in Forlí¬ ist die Piazza Guido da Montefeltro, wo auch das weitläufige Kloster San Domenico aus dem 13. Jahrhundert steht. Dort bildet sich seit einigen Jahren ein modernes Museumszentrum heraus. Bei unserem Besuch lief gerade die Ausstellung mit faszinierenden Renaissance-Werken des in Forlí¬ geborenen und gestorbenen Malers Melozzo da Forlí¬ (1438 – 1494) sowie der noch berühmteren Zeitgenossen Piero della Francesco und Raffael. Zu bewundern waren da u. a. Melozzos bekanntestes Bild „Papst Sixtus IV. ernennt Bartolomeo Platina zum Präfekten des Vatikans“, Raffaels Porträt „Busto di angelo“ und die „La Madonna di Senigallia“ von Piero della Francesco. Auch künftig wird es in diesem Museumskomplex spektakuläre Ausstellungen geben, die es schon mal auf 150.000 Besucher bringen. Ein ständiger Publikumsmagnet ist die in der oberen Etage untergebrachte Filiale der städtischen Pinakothek mit alten Meisterwerken.

Genau wie Forlí¬ liegt auch die 97.000 Einwohner zählende andere Provinzhauptstadt Cesena unweit der Autobahn A 14, die von Bologna nach Rimini/Ancona führt. Cesena ist bereits seit der Antike bekannt und wird „Stadt der drei Päpste“ genannt, weil hier Pius VI., VII. und VIII. geboren wurden. Als Mittelpunkt im Herrschaftsgebiet der Malatesta-Dynastie hat sich Cesena als wichtiges Zentrum der Künste entwickelt.

Überragt wird die sehenswerte Altstadt mit ihren schattigen Arkaden von der gewaltigen Malatesta-Burg, die von der Herrscherfamilie der Malatesta im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Natürlich steigen wir hinauf und wandern zunächst durch die langen kühlen Wehrgänge (bei Hitze recht angenehm!) mit ihren Ausstellungsnischen. Später besichtigen wir in den Wachtürmen das Agrikultur-Museum und eine Sammlung historischer Fundstücke. Abschließend darf ein Rundgang entlang der hohen Burgmauer nicht fehlen, wobei sich überwältigende Panoramen von Stadt und Landschaft auftun – hinten die Berge der Apenninen. Im Sommer gibt es auf den Burghof romantische Konzerte.

Unten in der Altstadt befindet sich als weitere Perle von Cesena die „Biblioteca Malatestiana“, die in der Mitte des 15. Jahrhunderts von dem kunstsinnigen Stadtherren Novello Malatesta als öffentliche Bibliothek gegründet wurde. Die UNESCO hat sie aufgrund des architektonischen Wertes und der hier aufbewahrten Codizes als „Gedächtnis der Menschheit“ anerkannt.

Die historische Bibliothek beeindruckt uns bereits ab dem wunderschönen Portal aus Nussbaum, das in den Saal in Form einer dreischiffigen Basilika führt. Die dort vorhandenen 58 Holzpulten enthalten 340 wertvolle Handschriften, von denen viele mit kleinsten Miniaturen verziert sind. Ein wahrer Schatz, der fast sechshundert Jahre unbeschädigt überstanden hat! Gegenüber liegt die einstige Privatbibliothek von Papst Pius VII. Hier sind unter anderem 15 wundervolle Choralbücher zu bestaunen.

Die zwischen Apenninen-Gebirge und Adriatischem Meer gelegene Provinz Forlí¬-Cesena, auch „grünes Herz der Romagna“ genannt, ist nicht zuletzt bekannt durch seine erfolgreiche Kombination von Tourismus und Radsport. Die hier lebenden Menschen sind ein radsportbegeistertes Völkchen. In nur wenigen Kilometern kommt man von Adriaküste ins Hügelland und in die Berge, und die Radfreunde können wählen zwischen ganztägigen Touren oder solchen von wenigen Stunden. Schon seit einigen Jahren wählen Tausende von Pedalrittern und Radsportenthusiasten – ob Profis, Amateure oder Hobbyfahrer – vor allem im Frühjahr die Adriaküste und das Hinterland für abwechslungsreiche Touren oder Wettkampfvorbereitungen.

Das herausragendste Radsport-Event ist das alljährlich Ende Mai mit Start und Ziel in Cesenatico für Amateure stattfindende Langstreckenrennen „Nove Colli“, was „Neun Hügel“ bedeutet. An diesem weltbekannten Neun-Hügel-Rennen über eine Distanz von 200 Kilometern nahmen 2011 rund 12.000 Teilnehmer aus 21 Nationen teil. Besonders hervorzuheben: die Unterstützung dieses Massenspektakels durch Zehntausende Helfer und begeisterte Zuschauer an der Strecke. Übrigens, wer es moderater möchte – die Strecke ist ja vorhanden und kann von jedem Fahrradtouristen ausprobiert werden, auch in Teilabschnitten.

Der Kleinbus bringt uns von Cesenatico zum Flughafen nach Bologna. Unseren kompetenten und so überaus gastfreundlichen Begleitern Barbara und Guiseppe sagen wir von Herzen kommend „Mille Gracie“ und „Averiderci“. Barbara ist emotional so bewegt, dass sie extra für uns die sehnsuchtsvolle Hymne ihrer Heimat „Romagna mia“ zu singen beginnt. Die darin enthaltene Zeile „Ich kann dich nie vergessen – deine Sternennacht und Serenade”¦“ nehmen wir gerne als Souvenir mit nach Hause.

Infos:

Ufficio Turistico Comunale (Touristenamt), I-47042 Cesenatico FC, Viale Roma; Tel. 0039 0547 673287; Email: iat@cesenatico.it oder info@cesenaticoturismo.com; Websites: www.cesenatico.it/turismo und www.cesenaticoturismo.com

ItaliaPR, D-81679 München, Mauerkirchenstraße 61; Tel. 089-89 99887927; Fax: 089-99887928; Email: italiapr@t-online.de

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