Berlin, Deutschland (Weltexpress). Dem guatemaltekischen Umweltaktivisten Rodrigo Tot wurde am 24. April der Goldman-Umweltpreis 2017 verliehen. Mit der Verleihung des Preises wird er für seinen Einsatz zur Verteidigung der Landrechte der indigenen Q’eqchi geehrt. Die mittlerweile insgesamt mit 150.000 US-Dollar dotierte und viel beachtete Auszeichnung wird seit 1990 jährlich an sechs Basisaktivist*innen verliehen.
Rodrigo Tot stammt aus Augas Calientes am Lago Izabal, dem größten See Guatemalas. Hier leben die indigenen Q’eqchi, Nachfahren der Maya. Bereits im 16. Jahrhundert haben die Q’eqchi ihr Land erfolgreich gegen die spanischen Eroberer verteidigt. Heute kämpfen sie gegen multinationale Bergbaukonzerne und die eigene Regierung.
Bergbaukonzessionen verletzen indigene Landrechte
In den sechziger Jahren vergab die guatemaltekische Regierung Konzessionen zum Abbau von Nickel in der Region. Bis in die achtziger Jahre baute die Mine Fénix das Metall am Lago Izabal ab und verunreinigte den See mit ihren Abwässern. Als zwanzig Jahre später der Weltmarktpreis für Nickel wieder stieg, wurde die Konzession der Mine erneuert und auf die Gemeinde Aguas Calientes ausgeweitet. Eine Konsultation, wie sie die Konvention-169 der internationalen Arbeitsorganisation ILO vorschreibt, gab es allerdings nicht. Die Bewohner*innen erfuhren erst von der Vergabe der Konzession, als Mitarbeiter der Bergbaufirma kamen, um sie von ihrem Land zu vertreiben.
Als Gemeindevorsteher von Aguas Calientes begann Rodrigo Tot die Papiere zusammenzutragen, welche die Eigentumsrechte der Q’eqchi beweisen. Dabei musste er feststellen, dass wichtige Unterlagen aus dem Grundbuch entwendet worden waren, um den Landraub zu vertuschen. Daraufhin verklagte Tot, unterstützt durch nationale und internationale Menschenrechtsorganisationen, die guatemaltekische Regierung. Mit Erfolg: im Februar 2011 erkannte das Verfassungsgericht die kollektiven Landrechte der Q’eqchi an. Die Regierung muss die fehlenden Grundbuchseiten ersetzen.
Für diesen Sieg hat Rodrigo Tot allerdings einen hohen Preis gezahlt. Im Jahr 2012 starb einer seiner Söhne bei einem angeblichen, bewaffneten Raubüberfall. Tot selbst erhielt mehrfach Morddrohungen.
Goldman-Preisträger aus Lateinamerika leben gefährlich
Allein innerhalb der letzten fünfzehn Monate wurden zwei Goldman-Preisträger*innen aus Lateinamerika ermordet. Im März 2016 erschossen Auftragsmörder die honduranische Umweltaktivistin Berta Cáceres. Anfang dieses Jahres ist der mexikanische Umweltschützer Isidro Baldenegro López ermordet worden. Beide hatten den Goldman-Umweltpreis für ihr Engagement zur Verteidigung indigener Territorien gegen Raubbau und Megaprojekte erhalten.
Anmerkung:
Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte am 26.04.2017 beim Nachrichtenpool Lateinamerika.