Großes Potenzial liegt brach

So sollen Betreiber von Solarstrom- und Biomasseanlagen 13.3 US-Cent pro Kilowattstunde erhalten. Für Strom aus Wasser und Wind hingegen werden 7.3 US-Cent/kWh gezahlt, wogegen Strom aus geothermische Anlagen mit 10.5 US-Cent/kWh vergütet wird. Bis Dezember 2013 soll die Vergütung auf 600 Megawatt pro Anlage beschränkt werden. Danach wird überprüft, ob auch größere Anlagen gefördert werden sollen. Weiterhin hat die Türkei das Einspeisegesetz um eine Förderkomponente für die einheimische Industrie ergänzt, indem in der Türkei hergestellte Anlagen zwischen 0.4 und 2.4 US-Cent/kWh mehr erhalten.

Doch noch immer lässt die Nachfrage nach Solarstrom im sonnenreichen türkischen Süden beispielsweise sehr zu wünschen übrig. Während der Tourismus-Saison im Sommer steigt alleine der Stromverbrauch an der türkischen Mittelmeerküste um ein Vielfaches an, so dass die Stromversorger oft nicht mehr nachkommen und es darum zu Stromausfällen kommt. Warum sich die Hotels nicht wenigstens selbst mit Solarstrom versorgen, hat sich der Logik noch nicht erschlossen. Zudem ist der Strompreis in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, das Land muss mehr als zwei Drittel seines Bedarfs importieren und noch immer wird für den Einsatz von Erneuerbaren Energien wenig getan.

Dabei hat die Türkei reichlich vorhandene Reserven wie Solar-, Wind und geothermische Energie. In einer Studie der TU Berlin wurde errechnet, dass die Türkei mit Solarenergie 977 TWh/Jahr herstellen könnte, bei der Windenergie sollen es 400 TWh/Jahr sein und bei der geothermischen Energie 36 TWh/Jahr.

Dem entgegen stehen die Aktivitäten des deutschen Energiekonzerns RWE, der mit einem neuen Gaskraftwerk in der Türkei fassen will. Vor fast genau einem Jahr legte RWE-Chef Jürgen Großmann zusammen mit dem türkischen Energieminister Taner Yildiz in der Ägäis, genauer gesagt, in Kaklik bei Denizli, den Grundstein für ein Kraftwerk mit einer Leistung von 775 Megawatt. Zusammen mit dem türkischen Partner Turcas Petrol sollen hier etwa 500 Millionen Euro investiert werden angesichts der Nähe zu den weltgrößten Gasfeldern der Nachbarstaaten der Türkei. 2.5 Prozent des türkischen Stromverbrauchs sollen mit diesem Gaskraftwerk gedeckt werden, das Ende 2012 in Betrieb genommen werden soll.

Angesichts der hohen Nachfrage nach Strom und des jährlichen Anstiegs der Stromnachfrage um mindestens acht Prozent wäre vor allem für Ferien- und Hotelanlagen sowie Kommunen die Stromerzeugung mit Photovoltaikanlagen von großem Vorteil. Sie sind dezentral einsetzbar und liefern den meisten Strom zu den Spitzenverbrauchszeiten, nämlich zu der Mittagszeit. Der pro-Kopf-Stromverbrauch in der Türkei liegt noch immer unter dem des europäischen Durchschnitts, doch mit dem steigenden Energiebedarf des Landes liegt die Türkei auf Platz vier hinter China, Indien und Brasilien.

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