Algier, Algerien (Weltexpress). Ist in Algerien der Teufel los? Für die einen, die Ruhe für die oberste Staatsbürgerpflicht halten, schon. Für die anderen sind Protest und Widerstand gegen die Mächtigen und Herrscher in einem Algerien, dass nicht nur in Argonie treibt, sondern in Arbeitslosigkeit versinkt, das A und O. Sie gehen auf die Straße, um nicht dort zu enden.
Nicht nur Muselmanisierung ist ein Problem, sondern auch Massenbevölkerung mit Folgen wie Massenarbeitslosigkeit und Wohnungslosigkeit und so weiter. Für die ungeheure Masse an Menschen in diesem Staat reicht das, was die Volkswirtschaft zustande bringt, schon lange nicht mehr.
Doch die Gebärfreudigkeit ist und bleibt ungebremst. Eine Frau bekommt in der Regel drei Kinder, aber selbst einfache Arbeitsplätze sind für die jungen Männer und Frauen kaum vorhanden.
Weil auch die Lebenserwartung über die Jahrzehnte gewachsen ist, kann von einem funktionierenden Rentensystem in Algerien keine Rede sein.
Die Schlangen vor den zahlreichen Almosen-Essensausgabestellen und Rahma-Restaurants wächsen
Wenn der Export von Erdöl und Erdgas nicht wäre, würden die Öfen nicht mehr rauchen. Bei vielen Menschen brennen die Feuer auch schon nicht mehr, sie qualmen nur noch. Im Winter können viele Algerier nicht heizen, Kühlschränke sind eher leer als voll, obwohl der algerische Staat die Grundnahrungsmittel drastisch subventioniert. Würden die Beamten das nicht tun, gäbe es Hungerrevolten. Auch Trinkwasser und Strom wird mit gigantischen Summen subventioniert. Die Lebensverhältnisse verschlechterten sich für mehrere Millionen Staatsbürger in den letzten Jahren Schritt für Schritt. In den ländlichen Gegenden und in den Randbezirken der Städte ist die Armut unübersehbar.
Die Schlangen vor den zahlreichen Almosen-Essensausgabestellen und Rahma-Restaurants wächsen. Und dort stehen sie selbstverständlich, die politischen Bauern- und Rattenfänger.
Die Schwarzen Jahre
werden die genannt, in denen verschiedene islamistischen Gruppen gegen die Regierung kämpft. Doch der Bürgerkrieg, der im Dezember 1991 begann, endete mit einem Sieg der Regierungskräfte. Zuvor gewann die Islamische Heilsfornt (FIS) die Wahlen, doch das Militär reagierte mit einem Putsch. Die FIS wurde verboten. Der Bürgerkrieg forderte 200.000 Tote, darunter Dutzende Journalisten. Der Staat reagierte faschistisch. Massenverhaftungen, Folter, Folter, außergerichtliche Hinrichtungen waren an der Tagesordnung. Kehrt das wieder angesichts des offensichtlichen Abstiegs von Millionen Algerien in die Armut?
In der „Frankfurter Allgemeine“ (13.4.2019) heißt es unter der Überschrift „Mehr als 100 Festnahmen nach neuen Protesten in Algier“: „In Algerien haben am achten Freitag in Folge Hunderttausende Menschen für politische Veränderungen demonstriert – dem Rücktritt des langjährigen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika zum Trotz. Viele Protestler fordern, dass auch der Kreis um das ehemalige Staatsoberhaupt entmachtet wird. In Onlinenetzwerken war zu Kundgebungen unter dem Motto „Sie werden alle gehen“ aufgerufen worden.“
Dass für die Opposition Abdelkader Bensalah, der ein Weggefährte Bouteflikas ist, als kommissarisches Staatsoberhaupt mit 77 Jahren selber ein Greis und Teil des Problems und nicht der Lösung ist, das versteht sich von selbst und muss nicht weiter erklärt werden.
Zwar kündigten die Regierenden „transparente“ Präsidentenwahlen für den 4. Juli an, doch wenn nicht alle Parteien, die teilnehmen wollen, teilnehmen dürfen, und wenn das Wahlergebnis, das aller Wahrscheinlichkeit nach einen Sieg für die Muselmanen bringen wird, wieder nicht anerkannt werden sollte, dann dort erneut ein Bürgerkrieg.