Damals war das Aufschließen an die Deutsche Bank als zweitgrößte Bank auf Augenhöhe Thema und Motiv. Als aber im Januar des Jahres nun die Verluste der Dresdner Bank in die Konzernergebnisse einberechnet wurden, hätte die Commerzbank inmitten der plötzlichen Finanzkrise noch nicht einmal die Übernahme aus eigener Kraft geschafft. Sie bat und erhielt staatliche Hilfe von 18,2 Millionen Euro, ist deshalb nun teilverstaatlicht, was Folgen hat, weshalb sie trotz laufender Verluste ankündigte, schon 2011 wieder in die Gewinnzone zu gelangen und ab 2012 ein operatives Ergebnis von vier Millionen zu erreichen und den Staatskredit zurückzuzahlen, um wieder voll handlungsfähig zu werden. Das waren starke Worte angesichts der Zahlen, die Blessing ziemlich emotionslos und wie selbstverständlich vortrug. Der Verlust im ersten Quartal, der mit rund 700 Millionen erwartet wurde, betrug dann 861 Millionen Euro und wäre weit höher ausgefallen, hätten nicht Sonderzahlungen das Bild verwischt. Dagegen hatte die beiden Institute Commerzbank und Dresdner Bank vor einem Jahr gemeinsam noch einen Gewinn von 236 Millionen Euro eingefahren. Und noch 2007 hatte die Commerzbank den größten Gewinn ihrer Geschichte gemacht. Aber das ist Schnee von gestern.
Die am 12. Januar vollzogene Dresdner Bank Einverleibung hat der Commerzbank rund 269 Millionen Euro an Integrationskosten beschert, hinzu kommen die weiterhin herben Verluste im Investmentbanking in Höhe von 1, 2 Milliarden und die 54 Millionen Euro, die die Immobilien- und Pfandbriefgeschäfte der töchterlichen Eurohypo kosteten. Die allerdings muß die Commerzbank laut Brüssel bis 2014 verkaufen, was nur gelingt, wenn die Commerzbank sie zuvor selbst saniert, was sie mit einem Wegfall von über 30 Prozent der Belegschaftsstellen beginnt. Was mit den eigenen und vor allem von der Dresdner Bank übernommenen gefährlichen, ja giftigen Portfolios passieren wird, ist noch unklar. Erst einmal werden die Papiere bankintern in einer, einer Bad Bank vergleichbaren Gruppe zusammengeschlossen, die von 70 Mitarbeitern bearbeitet werden und die Giftpapiere in drei bis vier Jahren abgebaut haben sollen. Erst, wenn das Gesetz zu einer staatlichen Bad Bank – der Gesetzentwurf wird am Mittwoche im Kabinett beraten – vorliegt, will die Commerzbank darüber entscheiden, ob sie die staatliche Hilfe erneut in Anspruch nimmt, was sie nur tun will, wenn damit keine erneute Auflage aus Brüssel käme, zwecks erneuter staatlicher Beihilfe.
Woher soll das Geld kommen, daß die roten Zahlen zukünftig wieder zu schwarzen macht? –Sie will „Hausbank der Privat- und Firmenkunden in Deutschland“ sein. Es geht also um deutsche Kunden, es geht um Privatkunden und es geht um Geschäftskunden. Letztere hatte die Commerzbank im Bereich des Mittelstandes schon eh. Es geht also auch um die Ausweitung des normalen Bankgeschäftes, in dem Menschen noch in ihren Filialen ein Zuhause finden. An drei Orten will man beispielhaft die bisherigen Kunden der Dresdner und der Commerzbank zusammenführen. Das sind Dortmund und Einbeck in Niedersachsen und Kelkheim im Vordertaunus, dicht vor der Haustür der Commerzbank und von daher besonders gläsern. Aber wie eine zusammengeführte Filiale dann aussieht, wie groß und welchen Einzugsbereich man sich im dichtbesiedelten Vordertaunus vorstellt, ist noch unbekannt. Interessant wird sein, welchen Namen sie trägt, wie ein Logo aussehen wird, welche Farbe es hat, wie es gelingt eine Dresdner zu schlucken, ohne daß es jemand äußerlich merkt und doch alle davon wissen. Den Einfall, für jeden neuen Kunden eines Girokontos ein Startguthaben von 50 Euro zu gewähren – wie bei den Glücksspielen man die Chips erst einmal umsonst bekommt -, hat auf jeden Fall auch die EU nicht gerügt, was die Konkurrenten kritisieren.
Zu einer Sonderfrage an den Vorstandsvorsitzenden Martin Blessing kam der Weltexpress durch das in Deutschland normale, aber im übrigen Europa bei Bankenpressekonferenzen inzwischen altertümliche Bild, daß vorne acht Männer auf dem Podium saßen. Daß Frauen in deutschen Banken auf dieser Ebene keine Rolle spielen, ist den Fachjournalisten so eingebläut, daß es ihnen schon nicht einmal mehr auffällt, wobei auch bei den Journalisten die Anzugträger weit überwiegen. Blickt man hingegen in solche Veranstaltungen in europäischen Nachbarländern, nach Spanien, nach Italien, nach Frankreich, dann zeigt sich, daß in diesen von uns als Macho-Ländern eingeschätzten Nationen Frauen auf Führungsebenen, auch denen der Banken, völlig selbstverständlich sind. Und in England erst recht. Woran liegt es also, daß Frauen hierzulande auf den Bankenpodien, die ja nur die einflussreichen Positionen in der Bank wiedergeben, kaum erscheinen, während sie bei der von Blessing bemühten Bergtour für die Commerzbank im realen Leben längst die sind, die die 8 000er wie die Männer besteigen?
Blessing äußerte, daß Frauenförderung innerhalb der Bank ein Thema werde, daß man mit der firmeneigenen Kindertagesstätte schon den Anfang gemacht habe, Frauen mit Kindern Beruf und Privatleben zu vereinfachen, daß sich im unteren Feld und im Mittelfeld schon viel getan habe, daß es sich Frauen oft nicht zutrauten, auf höhere Posten sich selbst zu bewerben, daß dies aber eine Aufgabe der gesamten Bank sei und bleibe. Wir nämlich finden, daß eine Bank die wie die Commerzbank vorbildlich den Frauenfußball fördert, wozu Klaus-Peter Müller in unseren Augen den entscheidenden Kick gegeben hat, auch endlich mit Frauen in höchstverantwortlichen Posten der neuen Commerzbank aufwarten sollte, daß sie dann tatsächlich die allerneueste Commerzbank wird und auf der Bergtour den Gipfel bewältigt.