Die Mimen waren jedoch lediglich auf Fotos zu besichtigen. Die gewaltigen Marionetten, die Kleine Riesin, 7,5 m und der Große Riese, 15m hoch, werden erst im Rahmen des Festivals zum Mauerfall ans Licht der Öffentlichkeit treten.
Auf dem Podium saß neben Brigitte Fürle, seit 2006 künstlerische Leiterin der spielzeit’europa, und dem Intendanten der Berliner Festspiele, Prof. Dr. Joachim Sartorius, auch Jean Luc Courcoult, künstlerischer Leiter der weltberühmten Compagnie Royal de Luxe. Die Moderation hatte Tita von Hardenberg übernommen, die auch die Dokumentation „Royal de Luxe – die Riesen in Berlin“ kreiert, die von ARTE am 3. Oktober um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden wird.
Die Compagnie Royal de Luxe war auch im letzten Jahr bei der spielzeit’europa zu Gast und sorgte mit ihren Puppen in den Schaufenstern des KaDeWe bei „La Révolte des Mannequins“ für Aufsehen.
Drei Jahre haben die Vorbereitungen für das Riesenmärchen „Le rendez-vous de Berlin – Das Wiedersehen von Berlin“ gedauert. Alle Behörden der Stadt, von der Verkehrslenkung über Tiefbauamt und Denkmalschutz bis zum Ordnungsamt sind in das Projekt einbezogen. Die Compagnie Royal de Luxe war mehrfach zu Besuch in Berlin, um die Route für die Riesen zu erarbeiten, und Jean Luc Courcoult hat zum Mauerfalljubiläum eigens eine Geschichte für die Stadt erfunden, die nirgendwo sonst erzählt werden wird.
Es ist ein Märchen von Trennung und Wiederfinden, von Riesen, die vor langer Zeit, als Berlin noch ein Sumpfgebiet war, hier ihre Behausungen errichteten. Ungeheuer rissen die Ansiedlung in zwei Teile, und eines der Teile wurde von einer Mauer umschlossen.
Nun hat ein Erdbeben die Mauer zum Einsturz gebracht, und die voneinander getrennten Riesen werden nach sehr langer Suche wieder vereint.
Die Kleine Riesin ist zunächst im Ostteil der Stadt auf der Suche nach ihrem Onkel, wird vor dem Roten Rathaus vom Bürgermeister empfangen und schläft nachts im Lustgarten. Sie trägt einen großen Postsack, aus dem sie den Menschen Briefe zurückgibt, die von der Stasi konfisziert wurden.
Ihr Onkel, der Große Riese, taucht als Tiefseetaucher am Humboldthafen aus dem Wasser und bewegt sich in Richtung Siegessäule.
Vor dem Brandenburger Tor begegnen sich Nichte und Onkel. Von dort aus findet auch am 4. Oktober die Glücksparade der beiden Riesen entlang der Straße des 17. Juni statt, nach der die Märchenfiguren zu Schiff auf der Spree davonfahren.
Eine Million Besucher werden zu diesem Riesen-Ereignis erwartet, bei dem sich die ganze Stadt in eine Theaterkulisse verwandelt.
Aufgrund des immensen Aufwandes für das Theaterspektakel ist die Spielzeit’europa 09 kürzer als die Spielzeiten der Vorjahre, bietet jedoch hochkarätige, sehenswerte Veranstaltungen:
Eröffnung im Haus der Berliner Festspiele im November mit dem Tanztheaterstück „Eonnagata“, einer gemeinsamen Kreation von Robert Lepage, Sylvie Guillem und Russell Maliphant.
Außerdem im November: Die Wiederaufnahme von „Jagden und Formen“ von Wolfgang Rihm, ein musikalisch-choreografisches Projekt der Solistenensembles Ensemble Modern und Sasha Waltz & Guests, und die Urauffführung „Egopoint“, das erste abendfüllende Stück in der Choreografie und Inszenierung von Nadja Saidakova, Erste Solotänzerin des Staatsballetts Berlin, mit der Musik von Luke Slater.
Im Dezember folgt die Deutschlandpremiere „New York 2009“ des britischen Choreografen und Tänzers Michael Clark, der in seiner neuen Produktion dem Dreigestirn am Rock-Himmel David Bowie, Iggy Pop und Lou Reed huldigt.
Die Wiederaufnahme ihres legendären Tanzabends „Die Sieben Todsünden“, von Pina Bausch für das Berliner Publikum gewünscht, ist vom 10.-13. Dezember bei spielzeit’europa als Abschied von der am 30.06. 2009 verstorbenen Direktorin des Tanztheaters Wuppertal zu sehen, die wie keine andere deutsche Choreografin die internationale Tanzszene geprägt hat. In Hauptrollen sind, wie 1976, bei der Uraufführung des Tanzabends, mit Josephine Ann Endicott und Mechthild Großmann zwei langjährige Wegbegleiterinnen von Pina Bausch zu erleben.
Als Ausklang und Abschluss präsentiert die spielzeit’europa am 16./17.12. „Impromptus“ von Sasha Waltz, worin die Choreografin eine tänzerische Auseinandersetzung mit fünf Impromptus und vier Liedern von Franz Schubert geschaffen hat.
Viel Spannendes und Bereicherndes ist von dieser spielzeit’europa zu erwarten, und erst einmal wird ab 1. Oktober das Jubiläum zum Mauerfall Riesig gefeiert.