Gestalten der Geschichte: Andreas Hofer gegen Napoleon

Grabmahl von Andreas Hofer in der Hofkirche in Innsbruck. Foto: Hafelekar, CC-BY-SA-3.

Trondheim, Norwegen (Weltexpress). Vor 215 Jahren, am 1. November 1809, erlag der Führer der Tiroler Bauern im Aufstand gegen Napoleon am Iselsberg, der Übermacht der französischen Truppen. Er rief seine Schützen auf, den Kampf einzustellen.
Nachdem sich 1808 Spanien gegen die französischen Invasoren erhoben hatte, war es 1809 in Tirol zum Aufstand gegen die Fremdherrschaft des Korsen gekommen. Nach dem Sieg bei Austerlitz war das österreichische Tirol neben Venetien und Vorarlberg an Napoleon gefallen. Dass er das Alpenland seinem Vasallen Bayern zuschlug, verletzte die freiheitsbewussten und kämpferischen Tiroler Bauern zutiefst.

Vor allem die Aufhebung der Tiroler Landesverfassung und die Einführung der bayrischen Verwaltung unter dem Regime des von Napoleon frisch gebackenen Bayernkönigs Maximilian I., aber auch die Aufbürdung weiterer Steuerlasten zur Abdeckung der wachsenden französischen Kriegskosten rief einen Sturm der Entrüstung hervor. In der schließlich ausbrechenden machtvollen, von der gesamten Tiroler Bauernschaft getragenen Erhebung, wurde der Geist des Michael Geismair lebendig, des Tiroler Führers im alpenländischen Bauernkrieg 1525/26. Die Tiroler Bauern hatten damals soziale und demokratische Rechte durchgesetzt, die in keinem anderen deutschen Land erreicht wurden.

Nicht mindere Ausstrahlungskraft wie Gaismair besaß der von den Tiroler Bauern 1809 zum Anführer gewählte Andreas Hofer, der am 22. November 1767 geborene Landwirt aus dem Passeiertal, Abgeordneter des Tiroler Landtages. Der Anderl, wie er von seinen Freunden gerufen wurde, hatte an allen Tiroler Kämpfen gegen die Franzosen teilgenommen und war durch seine Besonnenheit wie Tapferkeit bekannt. Als Österreich am 9. April 1809 einen neuen Feldzug gegen Frankreich begann, standen ihm der einberufene Tiroler Landsturm und die Bauernaufgebote zur Seite. In drei Schlachten wurden die überlegenen Truppen, die General Lefebvre, dem späteren Befehlshaber der kaiserlichen Garde im Russlandfeldzug, am Iselsberg bei Innsbruck vernichtend geschlagen.

Hofer, der im Mai des Jahres von Kaiser Franz II. zum Oberkommandanten ernannt wurde, setzte die alte Landesverfassung wieder in Kraft und übernahm auf Drängen seiner Offiziere die Regentschaft Tirols. Er residierte auf der Hofburg und berief einen aus Bauern bestehenden Rat, der die Landesregierung bildete. In Wien wurde dies mit großem Unbehagen verfolgt. Da Hofers Truppen jedoch zwölf feindliche Divisionen banden, nahm man die Dinge vorerst hin.

Als Österreich gegen Napoleon wiederum unterlag, erfüllte Franz II. erneut die Forderung Bonapartes und trat Tirol an Frankreich ab. Vom radikalen Flügel der Bauern bedrängt, erklärte sich Hofer bereit, die Waffen wieder auf zu nehmen. Unter Marschall Drouet rückten 50.000 Mann gegen das letzte Aufgebot der Tiroler vor, das sich am 1. November 1809 am Iselsberg, der nun zum Schicksalsberg wurde, nochmals zum Kampf stellte. Am Abend waren die Tiroler der Übermacht erlegen. Hofer rief seine Schützen auf, den Kampf einzustellen. Er appellierte an Napoleon, den Unterlegenen Gnade zu gewähren. Vergebens. „Die Franzosen machten Jagd auf alle Männer, die je einen Stutzen geführt haben. Es gab kein Dorf, in dessen Mitte nicht ein Galgen stand, an dem mindestens ein Freiheitskämpfer hängt“, hieß es in einem zeitgenössischem Bericht.

Hofer versteckte sich auf einer Hochalm in Südtirol, wo er Ende Januar 1810 durch Verrat – 1.500 Gulden waren für ihn ausgesetzt – gefasst wurde. Während Marie Louise, die Tochter Franz II., zur Aussöhnung der Dynastien mit Napoleon zum Traualtar schritt, ging Hofer in der Festung Mantua den Weg vor das Standgericht. Ihm stand General Bisson vor, der in der ersten Iselbergschlacht vor ihm kapituliert hatte. Das schnell gefällte Urteil lautete: „Tod durch erschießen“! Am 20. Februar 1810 wurde es vollstreckt.

Der Geistliche, der in der letzten Stunde bei Hofer weilte, hielt fest, dass dieser aufrecht und standhaft vor das Peloton trat. Hofers letzte Worte seien gewesen: „Was mi ruhig macht, das is d´ Gewissheit, dass es nit bleibt wie es ist, dass Tirol wieder frei werd´n wird. Dann werden sich unsere Söhne an unserem Kampf ein Beispiel nehmen und wir sind nit umsonst g´storb´n für die Freiheit und Ehre unseres Landls!“.

Hofer habe die Augenbinde abgelehnt und auf das Kommando „niederknien“ erwidert: „dös tu i nit, i knie nur vor’m Herrgot“. Nach dem Befehl General Bissons: „vorwärts! Lassen sie schießen“, habe der kommandierende Oberst gebeten, das Peloton einem anderen Offizier zu übergeben. In die Pause hinein habe das Kommando „Feuer“ erschallt. Hofer selbst habe es gegeben. Nach der Salve sei er blutüberströmt zusammengebrochen und habe mit brechenden Augen gemurmelt „schießt ös aber schlecht … Ade mein Land Tirol“. Ein Sergeant habe ihm „den Gnadenschuß in die linke Schläfe gejagt“.

Nach der Niederlage Napoleons kam Tirol wieder zu Österreich.

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