Das kam unerwartet, denn der achtfache Meister Berlin war nach einem Totalumbruch im Kader holprig in die Saison gestartet. Mit zwei verlorenen Matches und drei Erfolgen bislang in der Liga, aber durchaus verheißungsvollen Auftritten im Europacup.
Jener Wettbewerb aber ist auf dem Kontinent nur die zweitbeste Kategorie. Bayern München hingegen darf erstmals im Elitewettbewerb Euroleague ran und hat da bereits erfolgreiche Partien hingelegt.
So wurde am Freitagabend in der bajuwarischen Metropole das spanische Spitzenteam Malaga überzeugend in die Knie gezwungen.
Doch offensichtlich haben die Schützlinge des früheren Alba-Trainers Svetislav Pesic soviel Substanz gelassen, dass sie Sonntagnachmittag den frischeren Albatrossen den Sieg überlassen mussten.
„Die Mannschaft ist mit der Haltung reingegangen, mal sehen, was heute los ist“, monierte der serbische Trainer-Guru in Diensten der Bayern. Damit spielte der Gast den Gastgebern in die Karten. Für sie war es das bisher wichtigste Spiel der Saison. Da konnten die US-Boys vom Hauptstadt-Klub im Verein mit deutschen Akteuren, je einem Kanadier, Slowenen und Mazedonier ihr Können und ihren Marktwert im Fokus dieses Prestigeduells herausstellen.
Das gelang bestens, weil sie die Marschroute ihres serbischen Trainers Sasa Obradovic, einst als Spieler unter den Fittichen von Pesic Europa- und Weltmeister, erfolgreich umsetzen konnten: aggressiv in der Abwehr, entschlossen und schnell im Angriff.
Der Raum unter dem eigenen Korb wurde so dicht gemacht, dass Münchens Brettspieler (Bryant, Troutman) kaum Impulse setzen konnten. Und auch das Durchziehen zum Korb wurde den gegnerischen Spezialisten Delaney, Djedovic mehr als schwer gemacht.
Nach der Halbzeit – 50:36 für Berlin – startete der Favorit den Versuch einer Aufholjagd. Mehr als die Verkürzung des Rückstandes auf neun Zähler gelang nicht. Dann hatte sich Alba auf die konsequentere Gangart der gegnerischen Abwehr eingestellt. Und zeigte sich mit einer imponierenden Treffsicherheit als das an diesem Tage bessere Team. Kein Zufall, dass Berlins Topscorer Stojanovski (21 Punkte), Hammonds (20), Redding (17) allesamt mit eindrucksvollen Wurfquoten brillierten.
Dass Berlin insgesamt mehr Bereitschaft und Siegeswillen einbrachte, verdeutlicht auch der Vergleich beim vom Ring oder Brett abgeprallten Bällen und bei im Spiel eroberten Bällen: 40:27 lautete der Vorteil bei den Rebounds, 7:2 jener bei den Steals. 17 Ballverluste leistete sich München, nur 10 die Gastgeber!
Dass die erst im Sommer an die Isar gewechselten Alba-Akteure durch Pfiffe aus der mit 14 500 Zuschauern ausverkauften Halle möglicherweise unter erschwerten Bedingungen und besonderem Druck gestanden haben, mochte Trainerfuchs Pesic nicht als Entschuldigung gelten lassen: „Auch die anderen haben nicht das gezeigt, was sie können.“ Insgesamt aber waren Anti-Bayern – oder Anti-Hoeneß-Bekundungen erstaunlich sparsam. Ein Fan hatte ein Schaffartzik-Albatrikot (einst Publikums-Liebling in Berlin, nun in München) auf eine Art Kreuz gehängt…
Pesic nahm das verlorene Spiel ziemlich gelassen. Ob Alba nach der Vorstellung über den erklärten Titelfavoriten nun doch wieder zu den Meisterschafts-Anwärtern zu rechnen sei? Ja, natürlich auch Alba. Und paar andere Mannschaften, „darunter auch Bayern München“. Doch die Saison sei lang, da könne so viel passieren…“Auch wenn wir heute gegen Berlin, das eine exzellente Vorstellung geboten hat, verloren haben, werden wir nach der Analyse neue Erkenntnisse als Gewinn mitnehmen.“ Vielleicht auch die: Geld wirft nicht automatisch mehr Körbe!
Sein jüngerer Kollege Obradovic stellte sachlich heraus, „dass wir mehr Zeit hatten, uns auf die Begegnung vorzubereiten.“ Spiel und Unterstützung von den Rängen seien „großartig“ gewesen. Und er fühle sich durch die heutige Leistung in seinem Glauben an das Potenzial der Mannschaft absolut bestärkt.
Bayern, Bamberg, Bonn, Berlin – vier B-Teams gehören zum Kreis der Titelkandidaten.