Fahrbericht Triumph Tiger Sport: Kurvenräuber und Kilometerfresser

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Mit geänderter Fahrwerksgeometrie (steilerer Lenkkopfwinkel, längerer Radstand), neu entwickeltem Heckrahmen, modifizierte Federung und verbesserter Ergonomie für Fahrer und Sozius wurde für den Modelljahrgang 2013 weit mehr Hand angelegt als es der erste äußere Anschein und die neue Frontverkleidung vermuten lassen. Die neu entwickelte Einarmschwinge darf dabei als Gesamtkunstwerk gelten. Der Dreizylinder blieb weitestgehend unangetastet, für die Leistungssteigerung sind primär die geänderte Airbox mit höherem Luftdurchlass und der neue Auspuff verantwortlich. Die Gesamtübersetzung des überarbeiteten Getriebes fällt zudem etwas kürzer als bisher aus. 
Draufsetzen, losfahren und wohlfühlen – so einfach geht das im Fall der Tiger wirklich. Der auf 92 kW / 125 PS und 104 Newtonmeter (+6 Nm) erstarkte Dreizylinder begeistert durch gleichmäßigen Durchzug über das gesamte Drehzahlband und legt bereits unmittelbar über Standgas kräftig los. Schnell ist da ungewollt das Landstraßentempolimit überschritten, dass man sich im Fall der Tiger gerne bei 130 km/h wünschte. Zwischen 3000 und 5000 Touren, 75 und 125 km/h im letzten Gang, läuft der Triple sehr weich, darüber taucht ein leichtes Kribbeln an den Lenkerenden und den Fußrasten auf, ohne jedoch störend zu wirken. Auf schnelle Lastwechsel reagiert die Maschine nicht ganz ruckelfrei. Während bereits bei 4300 Umdrehungen das Drehmomentmaximum anliegt und schaltfaules Vorwärtskommen erlaubt, wetzt die Tiger oberhalb von 7000 Touren noch einmal ordentlich die Krallen.
Die Sport lässt sich förmlich aus der Hüfte dirigieren. In Kurven hält sie stoisch die einmal vorgegebene Schräglage und richtet sich beim Herausbeschleunigen fast wie von selbst wieder auf. Spielerischer geht es kaum noch. Die Bremsen sind über jeden Zweifel erhaben. Auch vor heftigeren hinteren Verzögerungen muss man sich nicht fürchten, da das ABS zuverlässig und deutlich eingreift. Die aufrechte Sitzposition trägt ebenfalls zum fröhlichen Ritt auf der Raubkatze bei. Der Lenker rückte etwas nach unten und näher zum Menschen. Die um fünf Millimeter reduzierte Sitzhöhe der weit an den Tank herangeführten Gel-Sitzbank gibt festen Halt im Stand und erleichtert Schiebemanöver erheblich. Das Soziuspolster ist ebenfalls mehr als ausreichend dimensioniert, so dass dem Vergnügen auch zu zweit nichts im Wege steht. Die Scheibe entlastet den Oberkörper sehr gut, sorgte aber in unserem Fall für ordentlich Wind auf dem Helm und leichten Verwirbelungen an den Schultern. Bei Teilverbräuchen zwischen 5,4 und 7,1 Litern flossen bei uns im Schnitt um die sechs Liter Benzin pro 100 Kilometer durch die Einspritzdüsen.
Selten haben wir ein Motorrad gefunden, dem so gut der Spagat zwischen schwungvoller Fahrt auf verwinkelten Landstraßen und langer Reisetappe auf der Autobahn gelingt. Die Tiger Sport ist Kurvenräuber und Kilometerfresser gleichermaßen. Verbesserungswürdig sind die doch recht hohen Kupplungskräfte und die Spiegelausleger, die – typisch Triumph – ruhig etwas länger sein dürften. Auch der Knopf für die Warnblinkanlage ist in der Instrumententafel nur suboptimal platziert. Für die Panne am Straßenrand ist das in Ordnung, für die Warnung auf der Autobahn vor dem nahenden Stau nicht. (ampnet/jri)
Daten Triumph Tiger Sport
Motor: Reihen-3-Zylinder-Viertakt, flüssigkeitsgekühlt, 1050 ccm
Leistung: 92 kW / 125 PS bei 9400 U/min
Max. Drehmoment: 104 Nm bei 4300 U/min
Getriebe: 6 Gänge
Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
Leistungsgewicht: 0,39 kW / kg
Gewicht (vollgetankt): 235 kg
Zuladung: 222 kg
Sitzhöhe: 830 mm
Tankinhalt: 20 Liter
Bereifung: 120/70 ZR 17 (vorne), 180/55 ZR 17 (hinten)
Preis: 12 585 Euro
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