Eishockey-Favoriten legen sich ins Zeug – Berlin und Mannheim düpieren Ingolstadt und Straubing

Die Eindeutigkeit der Auftaktpartien signalisiert den unterlegen Kontrahenten: Halbfinals sind Halbfinals – da gibt es keine Spielchen mehr (wie mitunter in der Hauptrunde) und keine Nachlässigkeiten!

Die vorsaisonale Favoritenstellung des Titelverteidigers EHC Eisbären Berlin und der Adler Mannheim resultierte aus vielerlei: beide haben Top-Trainer, den kompaktesten Kader, optimale Infrastrukturen, moderne Großhallen, großen Zuschauerzuspruch. Und beide verfügen über Erfolgs-Traditionen, stehen in der Ära der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit jeweils fünf Titeln vor der Konkurrenz.

Doch die erstmalige Playoff-Teilnahme der Tigers aus dem niederbayrischen Straubing im sechsten DEL-Jahr und der glatte 4:0-Durchmarsch über den Vorjahres-Vize Wolfsburg in die Runde der besten vier Mannschaften hatte die Erwartungen in der kleinsten DEL-Gemeinde ins Kraut schießen lassen. Es gab einen volksfestartigen Empfang schon für den Playoff-Einzug. Lokale Medien erhoben Straubing zum "Gallier-Dorf" der Eishockeywelt. Jenes legendären Dörfchens aus der Comic-Serie Asterix und Obelix, das anno dunnemals den römischen Heerscharen unter Julius Cäsar trotz vielfacher Unterzahl mit List und Tücke und übermenschlicher Energie trotzte…

Vor allem mit Härte gegen sich selbst und gegen die Gegner hatte sich Straubing als Sechster direkt für das Viertelfinale qualifiziert. Mit einem Hang zu unfreiwilligen Aufenthalten in der Kühlbox wegen regelwidriger Aktionen und Fouls. Was gegen desolat auftretende Wolfsburger – immerhin Vorrundendritter – nicht nötig war, wurde gegen die schnellen und spielstarken Berliner reaktiviert. Bereits im ersten Drittel kassierten die rustikal zu Werke gehenden "Buam" mit zumeist nordamerikanischen Wurzeln acht Strafminuten. Insgesamt wurden es 30 und 12 bei den Eisbären.

Half jedoch nicht. Ein Geniestreich des jungen Daniel Weiß fast von der Außenlinie – nach Täuschung hoch über die Fanghand ins kurze Eck des NHL-erprobten Torhüters Barry Brust – sowie ein verzögerter Schlenzer von Verteidiger Constantin Braun – und schon führten die Berliner nach 7:27 Minuten mit 2:0.

Im zweiten Abschnitt gelang den nordbayrisch-gallischen Helden in Überzahl der 1:2-Anschluss durch Calvin Elfring. Doch postwendend antworteten die Hauptstädter durch TJ Mulock zum 3:1. Die Messe war gelesen. Im letzten Drittel erbrachte eine Koproduktion zwischen dem Schützen Laurin Braun und Mads Christensen, der den Puck wohl noch leicht berührte, den Schlussstand.

48:19 Torschüsse zugunsten der Berliner untermauern, dass dieser Erfolg mehr als verdient war.

Auffällig, dass die sonstigen Topscorer des Siegers, Darin Olver, Barry Tallackson, Andre Rankel, Richie Regehr, diesmal nichts Zählbares zuwege brachten. Weil sie aufmerksam blockiert, attackiert, bedrängt wurden.

EHC-Trainer Don Jackson lobte daher besonders Daniel Weiß: "Dani hat heute herausragend gespielt – ein Torassist und ein Tor. Perfekt." Einen Tag zuvor hatte der US-Amerikaner auf die Frage nach seiner Vorgabe zum Erfolg gesagt: "Wir müssen offensiv einfach spielen und in der Defensive sicher stehen. Wir müssen konzentriert schießen und so wenig Torchancen wie möglich zulassen."

Nach dem Spiel war er "sehr zufrieden" damit, wie diese Marschroute umgesetzte wurde. Mit der Einschränkung, "dass wir bei Überzahl und nach der schnellen Führung teilweise wieder das Spielen übertrieben haben".

Allerdings hatte der Kontrahent auf die lehrbuchreifen Seitenwechsel der Eisbären keine rechte Antwort. Straubing-Trainer Dan Ratushny dürfte unter anderem das gemeint haben, als er bilanzierte: "Wir dürfen nicht so viele Strafen nehmen, wenn wir gewinnen wollen und haben heute viel gelernt."

Partie Nummer zwei von maximal fünf geht am Ostersamstag in Bayern über die Bühne.

Eisbären-Angreifer Florian Busch ist auf einiges vorbereitet: "Da wird es sicher noch härter zur Sache gehen. Denn die Atmosphäre am Pulverturm ist bekanntermaßen sehr heiß – zumal ja wohl die ganze Stadt dort zuschauen wird." Was allerdings ein bisschen übertrieben ist, denn Straubing zählt rund 44 000 Einwohner. Ins Stadion passen aber rund 5 800. Trotzdem: Hitze in der Nähe eines Pulverturmes – da ist Explosionsgefahr wohl nicht auszuschließen.

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