Eisbären mit Biss oder Berlin gewinnt gegen München mit 3:2

© Foto: Joachim Lenz

Doch erst nach langen 60 Minuten, in denen manchem Eisbär die Puste auszugehen schien, nach 300 zusätzlichen Sekunden Overtime besiegte der Meister von der Spree München im Penaltyschießen und schickte den selbsternannten Anwärter auf Titel mit nur einem Punkt zurück an die Isar. Zu wenig für den sechsten Platz, nicht genug, um das Playoff-Viertelfinale direkt zu erreichen. Die Sicht dorthin haben die Berliner längst verloren, auch wenn sie – zu spät – aufholen.

Doch nicht die Aussicht aufgrund leistungsstarker Rückkehrer aufs Eis wie Rob Zepp, André Rankel und Barry Tallackson (auch wenn dieses Mal Matt Foy fehlte, Florian Busch kehrte – als Verteidiger – zurück, denn er musste den gesperrten Shawn Lalonde ersetzen) sowie allmählichem Annähern an alte Stärken, nähren die Hoffnung, über die erste Playoff-Runde hinaus zu kommen. „Und dann werden wir sehen“, sagte Eisbären-Trainer Jeffrey (Jeff) Tomlinson auf der anschließenden Pressekonferenz. Werden wir!

Zurück auf Los, zurück zum Saisonspiel der Eisbären Berlin gegen den EHC Red Bull München, die zu Beginn am Freitag um 19:30 Uhr in der Berliner O2 World richtig stark in die Begegnung einstiegen. Der erste sehenswerte Angriff der Eisbären brachte das erste Tor des Abends. Mark Bell, der von Tallackson auf die Reise geschickt wurde, lief mit Puck und Darin Olver an der Seite ins Gäste-Drittel und auf den Torhüter der Münchener, Mika Noronen, zu. Bell passtr zu Olver und der haute die Scheibe in die Maschen. 1:0 führte Tomlinsons Truppe (3.) und die Bullen am Nasenring durch die Arena. Noronen sollte sich nicht nur im ersten Drittel auszeichnen.

© Foto: Joachim LenzDem schnellen und offensiven Spiel der Berliner setzten die Gäste mehr als einmal „unkorrekten Körpereinsatz“ entgegen. Ein böses Foul von Matthew Smaby wurde von den Hauptschiedsrichtern Stephan Bauer und Willi Schimm geahndet. Immerhin. Später musste Daniel Bois in die Kühlbox. Er checkte nicht nur mit dem Ellenbogen. Egal, Schiedsrichter, Hauptsache vom Eis.

Im zweiten Drittel zeigte der Ex-Berliner Alexander Barta seine Klasse und glich zum 1:1 aus (22.). Die Hausherren agierten richtig, nämlich unbeeindruckt, bleiben ihrer Linie treu und wurden belohnt. Mads Christensen sorgte für die erneute Führung (34.). Jubel statt Jodel.

Doch was sich andeutete, das trat im letzten Drittel ein, denn die Bullen, die nach Meinung Dutzender in der Fan-Kurve der Berliner „Schweine“ seien, bulldozerten mit Stolz geschwellter Brust und also ordentlich Holz vor der Hütte, den Eisbären schienen die Kräfte zu schwinden, und schafften unter Beihilfe der Berliner den 2:2-Ausgleich (54.). Zwar beschwerten sich vor allem Zepp und Constantin Braun vehement über den Treffer von Yannic Seidenberg, doch die Unparteiischen sagten nach Videobeweis „Bull Shit“ an (sinngemäß) und gaben das Tor für die Gäste. Trotz Sturm und Drang in den letzten Minuten: Weitere Treffer fielen nicht, auch nicht in der Verlängerung. Travis James Mulock erzielte beim Penaltyschießen den Siegtreffer und sicherte den zweiten Punkt am Freitagabend.

Das Isar-Kollektiv von Pierre Pagé, der an der Spree 2005 und 2006 mit den Eisbären Meister wurde und im Ärger Abschied nahm, will nun München zum Meister machen. Noch könnten die „Roten Bullen“ Mannheim vom sechst Platz verdrängen.

Dank des sechsten Sieges im siebten Spiel rückten die Eisbären auf den neunten Rang vor. Mit einem Sieg am Sonntag gegen die Augsburger Panther in heimischer Halle, die laut Stadionsprecher wieder ausverkauft sein werde, würde Berlin das Minimalziel Pre-Play-offs erreichen, um das Ticket für einen der beiden Play-off Plätze in einem Best-of-Three-Modus zu lösen. „Und dann werden wir sehen.“ Für Eisbären mit Biss scheint ab dem Viertelfinale vieles möglich.

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