Eine außergewöhnliche Weltmeisterschaft in Berlin

© Foto: Christian Zschiedrich

Wer einmal diesen Wettkampfsport erlebt und beigewohnt oder vielleicht den Stiefel selbst einmal zu werfen versucht hat, der weiß was ich meine. Um eine einigermaßen akzeptable Weite zu erzielen, muss er nämlich in die horizontale Flugbahn gebracht werden, sonst fällt er bald wie ein Sack vom Himmel. Wie beim Hammer- oder Diskuswurf ist ein Sektor für die Landung vorgezeichnet, die Technik ist unterschiedlich praktikabel – mit Anlauf und Drehung. Dabei ist der Arm wie beim Diskuswurf lange zum Spannungsaufbau hinter den Körper zu halten, um im beschleunigten Element und letztem Krafteinsatz das Gerät in die Horizontale zu bringen. Der Weltrekord liegt bei gut 68 m. Weiter unter mehr lesen. 

Berlin war aber gar nicht als Austragungsort 2013 vorgesehen. Die WM findet jährlich im Wechsel der beteiligten Länder statt. Deutschland war dran. Ein ¾ Jahr bereitete sich Döbeln für den Wettkampf, der WM 2013, intensiv vor. Sogar ein attraktives Kulturprogramm wurde auf die Beine gestellt – klar, eine WM bedarf der guten Vorbereitung und einer längeren Planung. Die internationalen Gäste buchten frühzeitig ihre Quartiere und Hotels. Die Flut machte alle Pläne zunichte. Das Stadion stand in Döbeln total unter Wasser und nach Abklingen waren alle Anlagen, elektronische Schächte plötzlich voller Schlamm. Im Grunde hätte die WM infolge höherer Gewalt ausfallen müssen.

© Foto: Christian ZschiedrichAlle Teilnehmer bei dieser außergewöhnlichen WM tragen ihre Kosten, ob Anfahrt, Verpflegung oder Unterkunft selbst. Trotz höherer Gewalt kamen einige Gruppen nicht von ihren Buchungen runter, reist deshalb an den beiden Tagen immer aus Dresden an. Die, die mit dem Flugzeug kamen, hatten zum Glück größtenteils Zwischenstation in Berlin. Und ein Hotel unmittelbar am Wettkampfort vor den Borsighallen, half mit moderaten Preisen. Familie Dux aus dem Norden Berlins vollbrachte Wunder, kaufte schnell noch einen Pavillon für das Kampfgericht, ein überlanges Bandmaß und richtete mit einigen Helfern den Sportplatz in der Berliner Straße wettkampfgerecht her. Alles aber wäre so kurzfristig nicht möglich gewesen, hätte das Sportamt in Berlin Reinickendorf und Bürgermeister Frank Balzer die WM zu retten, nicht gutgeheißen und unterstützt.

Dank des Berliner Engagements hat Deutschland doch noch die WM im Lande, selbst T-Shirts mit der Aufschrift Gummistiefel-WM 2013 in Berlin sind auf dem Platz käuflich zu haben und einen Wurfsektor für Zuschauer steht auch noch bereit. Vielleicht nehmen Sie das Stück Gummi einmal in die Hand und werfen den Stiefel so weit wie sie kommen in die „Wüste“, finden Gefallen daran und beweisen, was die da im Norden so großartig können, das kann ich auch! Morgen am zweiten Tag, am Samstag, 6.7.13, werden noch mehr Teilnehmer erwartet. Der Wettergott spielt auch mit. Am Abend gibt es sogar ein Abschiedsfest auf der Tennisanlage des SV Reinickendorf im Finnentroper Weg.

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