Während heutzutage lediglich die vermögenden Stände Nutznießer und daher „bewegende Kraft“ des Produktivkraftfortschritts sind, aber auch die wirklichen Hemmnisse infolge ihrer Konkurrenz und ihrer bornierten Profitleidenschaft, wäre die allgemeine Teilnahme an den Früchten des Fortschritts ein Motiv und Sporn für die Tatkraft aller. Stellen wir uns also einen Augenblick vor, die in der Landwirtschaft tätigen Menschen könnten so den Fortschritt ihrer produktiven Power nutzen, um ihre jeweilige Agrikulturarbeitszeit zu mindern: sie könnten fortan noch weiteren produktiven Beschäftigungen nachgehen oder hätten die Gelegenheit für ihren schöpferischen oder auch erholsamen Müßiggang. Mit der Gelegenheit und dem Ansporn zur vielseitigen Entwicklung ihrer Anlagen nach ihren Bedürfnissen wären sie auch dem Schicksal der beruflichen Verkrüpplung von Körper und Geist entkommen, mit der sie heutzutage so prächtig in Abhängigkeit gehalten werden von ihren kapitalistischen Anwendern. Ihre Agrikulturarbeit wäre vielen von ihnen bald eine willkommene Abwechslung mit manchen anderen ihrer produktiven und unproduktiven Beschäftigungen geworden und wäre kein Joch mehr für sie, keine Fronarbeit für das Kapital, sondern als eine freie Betätigung ihrer Kräfte eine Bereicherung für sie und andere. Von wegen also „wir alle wären arm wie Kirchenmäuse“ (239). Man kann sich doch nicht einmal vorstellen, dass unter solchen Lebensbedingungen noch Kreditberater, Schuldenberater, Richter, Gerichtsvollzieher, Psychotherapeuten und Gerichtsmediziner eine perfekte „Wertschöpfungskette“ bilden, wie man sie heutzutage ohne Aufruhr überall hinnimmt.
Als eine leichte Pflicht öffnete die Landarbeit den Arbeitern Raum für andere Tätigkeiten und wäre ihrer körperlichen, geistigen und seelischen Gesundheit ebenso förderlich wie ihrer produktiven Kraft. Selbst Leute wie Professor Sinn entdeckten vielleicht bald schon die Vorzüge der neuen Produktionsweise. Schon alleine das Gefühl für den Zusammenhang von Aussaat und Ernte wäre keine schlechte Erfahrung für Menschen, die so furchtbar stolz sind auf ihren akademisch gebildeten Positivismus, der es bekanntlich mit Zusammenhängen weder hat noch haben will – und der daher auch nicht recht dazu kommen kann, einen inneren Zusammenhang zwischen der kapitalistischen Produktion des materiellen Reichtums und dem weltweiten Hungerelend zu entdecken. Landbau betreiben, ohne auf Industriearbeit verzichten zu müssen, wohl aber auf die diversen Jobs zum Schutze der bescheuerten bürgerlichen Einrichtungen, das verlangt jedoch eine irgendwie geordnete gesellschaftliche Organisation der Dinge, darunter die Verteilung der notwendigen Arbeitsmengen. Leider scheitert bisher diese schöne Vorstellung, so sehr sie uns auch aufgedrängt wird von der Bewegung der industriellen Warenproduktion, und zwar scheitert sie zwangsläufig – an der Tatsache der Klassengesellschaft. Denn es ist doch ganz klar, dass Leute mit antagonistischen Lebensinteressen, die sich also zueinander verhalten wie der Kannibale zu seinem Leibgericht, keinen gemeinschaftlichen Produktionsplan hinbekommen können. Ein solcher Plan unterstellt eine Gesellschaft als handelndes Subjekt, während aber der Widerstreit der Klassen als ein auffallendes Merkmal der bestehenden Gesellschaft heutzutage selbst für einen Buchhalter in Form der gegensätzlichen Einkommensarten deutlich erkennbar ist. Bei jeder Gelegenheit werden die stummen Zahlenkolonnen ja auch angeführt als Beweise für die Alternativlosigkeit der gegebenen Produktionsverhältnisse. Wenn aber eine kooperative Organisation der Arbeit im Innern der Gesellschaft unmöglich ist infolge ihrer klassenmäßigen Verfasstheit, dann haben wir ein Problem. Was tun? Früher einmal ist von Kommunisten daraus auf die Notwendigkeit einer vorübergehenden proletarischen Klassendiktatur geschlossen worden, mit der die Voraussetzungen der Klassen und daher ihrer Gegensätze selbst ausgeräumt werden sollten. Einen bequemeren Weg aus der Knechtschaft konnten sie sich einfach nicht vorstellen.